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topplus Aber mit Bedenken

Putenhalter gehen motiviert in Stallumbau für Haltungsform 3

Bei den Puten ist der Umbau zur Haltungsform 3 angelaufen. Aufgrund der vielfach genutzten Offenställe gelingt die Umstellung relativ einfach. Putenhalter haben Lust – aber auch Bedenken.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Vermarkter Heidemark aus Ahlhorn sieht den Haltungsformwechsel als richtigen Weg an, um den gesellschaftlichen Forderungen zu begegnen. Derzeit beträgt der Anteil der Haltungsform 3 an den Schlachtungen bei Heidemark 15 %. Darüber informierte Christoph Lang, Leiter der Unternehmensentwicklung, auf dem Federweiser-Symposium der Agravis in Holdorf.

Neben dem besonders beliebten Brustfleisch will das Unternehmen durch weitere Artikel und Wurstprodukte aus dieser Haltungsform die Wertschöpfung erhöhen. Bei Aldi Süd liegt inzwischen nur noch frisches Putenfleisch der Haltungsform 3 aus Deutschland im Frischeregal.

Entscheidet nur der Preis?

Der pro-Kopf-Verbrauch von Putenfleisch konnte sich 2023 gegenüber den Vorjahren stabilisieren (4,6 kg). Der langfristige Trend ist allerdings rückläufig und weist ein Minus von etwa 2 % pro Jahr auf.

Im Verlauf des vergangenen Jahres hat sich der Preis von konventionellem Putenfleisch (90 % ITW) gegenüber dem von Hähnchen zunehmend verbilligt. Auch der Preisabstand zum Schweinefleisch sinkt. Hoffnung macht Lang, dass Geflügelfleisch vor allem bei jungen Menschen und Familien beliebt ist.

Putenhalter zeigten sich auf der Veranstaltung jedoch darüber besorgt, dass Verbraucher eher zum Hähnchenfleisch greifen könnten, wenn der Preisabstand zum Putenfleisch aus Haltungsform 3 zu groß ist.

Möglichkeiten des Stallumbaus

Landwirte, die ihre Putenhaltung auf Haltungsform 3 umstellen wollen, können neben einem seitlichen Außenklimabereich diesen auch hinten oder vorne am Stall realisieren. Dafür ist eine Mauer mit Öffnungsluken in den bestehenden Stall einzuziehen. Das vereinfacht den Umbau und entsprechende Genehmigungen erheblich.

Die Besatzdichte darf 41 kg/ m2 bei den Hähnen und 37 kg/m2 bei den Hennen nicht überschreiten. Neben robusten Züchtungen sind auch schnell wachsende Mastlinien mit einem Mindestalter von 140 (Hähne) bzw. 100 Tagen (Hennen) erlaubt. Der seitliche Wintergarten bedeutet kurze Wege für die Puten und eine komplett offene Front. Ein Plus ist hierbei, dass die Tierzahlen im Bestand gleich bleiben.

Befindet sich der Außenklimabereich im Stall, müssen die Öffnungen mindestens 50 % der Wandflächen betragen. Auch hat dies längere Wege für die Puten zu Folge, was Experten aber nicht als Problem für den Laufvogel ansehen. Für den Halter bedeutet dies ein Verlust von etwa 20 % der bisher gehaltenen Tiere.

Tiergesundheit profitiert

Dr. Heinrich Windhaus, Fachtierarzt für Geflügel, ging auf die Herausforderungen der Haltungsstufe 3 ein. Diese bietet aus seiner Sicht durchaus die Chance eine gesundheitlich verbesserte Pute zu mästen. Eine Reduzierung der Tierzahl würde in der Regel den Krankheitsdruck verringern.

Wird ein Erreger jedoch über die Luft übertragen wie es bei TRT (Turkey Rhinotracheitis) und der Influenza des Typs H9 der Fall ist, so infizieren sich die Tiere über das Einatmen mit den Viren. Eine Infektion werde in diesem Fall unabhängig von der Besatzdichte erfolgen, sagte Windhaus.

Der Geflügelspezialist hat aber einen ersten, wie er es ausdrückte, vorsichtigen Eindruck, dass in der Haltungsstufe 3 weniger Sekundärinfektionen auftreten. Das Bakterium E. coli kommt überall vor und ist ein normaler Bestandteil der Darmflora. Gerade nach Virusinfektionen komme es oft zu einer aerogenen Aufnahme dieses Erregers mit dem Staub. Windhaus vermutet, dass eine verminderte Besatzdichte die Belastung des Staubes mit E. coli verringert.

Bei einer ebenfalls ausgedünnten Aufzucht für die Haltungsstufe 3 erwartet Windhaus auch einen geringeren Kokzidiendruck. Dies fördert gesündere und gleichmäßigere Putenbestände.

Risiko für Gefügelpest steigt

Das Risiko für eine Infektion mit der Geflügelpest sieht Windhaus jedoch als größer an. Hier ist die großflächige Öffnung des Außenklimastalles ein Problem, weil es dem Virus das Eindringen erleichtert. Es müsse unbedingt eine Lösung gefunden werden, damit die Öffnungen im Bedarfsfall geschlossen werden dürfen.

Ob aufgrund der großen Öffnung der Ställe mehr Tageslicht in den Stall eindringt also es sowieso bei Offenställen der Fall ist, sei unklar. Bislang hat Windhaus jedenfalls kein vermehrtes Pickgeschehen in der Haltungsform 3 beobachtet.

Der Geflügelfachtierarzt appellierte an die Geflügelhalter bei der Haltungsform 3 auch aufgrund des höheren Tierwertes (+ 22 ct/kg)unbedingt in Impfungen zu investieren. Höheren Tierarztkosten sowie Imfplöhnen stehen eigenen Untersuchungen zufolge höhere Tiergewichte und weniger Verwürfe entgegen.

Stimmt Management und Futter bietet die Haltungsform 3 seinen Aussagen zufolge aktuell eine höhere Wertschöpfung. Allerding hält er es für sehr wichtig, in Bezug auf die Geflügelpest weitere Ideen zu sammeln, um einen Viruseintrag zu minimieren.

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