Nach 2022 soll das Landesjagdgesetz in Niedersachsen jetzt erneut geändert werden. Die rot-grüne Regierung will den Fokus auf mehr Tierschutz legen und hat eine Reihe von Änderungen vorgestellt – wir berichteten.
Geplant ist u.a. ein Verbot der Naturbaujagd, eine Abschaffung des Rehwildabschussplans, der Nutria soll aus dem Jagdgesetz, die Hundeausbildung auf der Schwimmspur, im Saugatter und in der Schliefenanlage soll verboten werden und einiges mehr.
Für die Jäger im Land liegen dahinter keine sachlichen Gründe, sondern reine Ideologie der Grünen und Jagdgegner. Daher hatte der Landesjagdverband für den Donnerstagmorgen zu einer großen Demonstration in Hannover aufgerufen.
Auch aus anderen Bundesländern angereist
So kamen am Donnerstag tausende Jäger – auch aus anderen Bundesländern – mit Reisebussen nach Hannover. Sie zogen vom Schützenplatz zum Landtag. Laut Polizei waren es über 15.000 Menschen, die Veranstalter sprechen sogar von 20.000 Teilnehmern. Dabei war zunächst nur mit 10.000 gerechnet worden.
"Wenn die rot-grüne Landesregierung den Gesetzentwurf so beschließt, dann ist das nicht nur ein Schritt zu weniger Natur- und Tierschutz und zum Schaden der Jagd. Das ist Politik gegen den ländlichen Raum – wieder einmal", hatte der Jagdverband zuvor gemahnt.
Pfiffe für die Politiker
Immerhin konnte sich Rot-Grün vergangene Woche auf Eckpunkte der Jagdgesetznovelle einigen. Laut NDR soll es nun doch erlaubt bleiben, Jagdhunde am lebenden Tier auszubilden, jedoch mit Einschränkungen. Zudem will die Regierung Alternativen prüfen. Bis diese gefunden sind, soll es verpflichtend sein, dass nur drei Enten zur Ausbildung und eine Ente zur Prüfung eingesetzt wird. Auch der Einsatz von lebenden Füchsen bei der Ausbildung von Jagdhunden für die Jagd in Fuchsbauten bleibt zunächst erlaubt. Das Ministerium will aber prüfen, ob lebende Füchse nicht durch Dummys ersetzt werden können. Das geschieht etwa in Dänemark.
Das betonte der SPD-Landtagsabgeordnete und jagdpolitische Sprecher der Partei, Christoph Willeke, dann auch noch einmal auf der Bühne. „Die Jagdhunde-Ausbildung am lebenden Tier wird nicht verboten.“ Das Verbot der Naturbaujagd findet er aber richtig wegen der Einsturz- und Verletzungsgefahr. Hier gebe es inzwischen bessere Alternativen, meinte er und erntete dafür Buh-Rufe und Pfiffe der Jäger, berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ).
Der Präsident des Jagdgebrauchshundeverbands, Karl Walch, hob in dem Zusammenhang hervor, dass es auch in Zukunft gut ausgebildete Hunde geben müsse. Daher sei das Training so wichtig. „Wenn wir Alternativen hätten, hätten wir sie längst angewandt.“ Auch LJN-Präsident Helmut Dammann-Tamke stellte fest: „Klar ist, solange die Ausbildung unserer Jagdhunde nicht gegen geltenden Tierschutz verstößt, gehört diese Ausbildung erlaubt.“
Totschlagfallen sollen ebenfalls verboten werden. Ausnahme bleibt der Fang von Steinmardern in Siedlungen. Karoline Czychon (28), Landeschefin der Jungen Union, kritisierte dazu laut Bildzeitung: „Die Ministerin spricht hier nur von Ausnahmegenehmigungen in urbanen Gebieten. Natürlich werden die Menschen im ländlichen Raum hier wieder vergessen!“
Staudte will im Dialog bleiben
Ein Pfeifkonzert gab es dann zum Empfang von Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne). Sie wolle im Dialog bleiben und habe nach Gesprächen doch auch schon einige Pläne verworfen. Die Jäger sollten aber auch die Bürger im Blick behalten, die Angst haben, dass Jäger ihre Hunde und Katzen erschießen. „Jagd ist ein sehr emotional besetztes Thema“, so Staudte. Sie rechnet damit, dass nach der Sommerpause ein Gesetzesentwurf im Kabinett vorliegen könnte.
Dammann-Tamke zog am Ende ein positives Fazit. „Dieser Protest hat wirklich Wirkung gezeigt", zitiert ihn die HAZ.
Kritik: Macht Dammann-Tamke versteckt Wahlkampf?
Dass trotz einiger Kompromisse weiterhin protestiert wurde, ruft allerdings auch Kritik hervor, berichtet der NDR. Dem Präsidenten der Landesjägerschaft Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke, wird vorgeworfen, den Protest als Wahlkampf-Manöver nutzen zu wollen. "Es kann kein Zufall sein, dass der langjährige CDU-Landtagsabgeordnete Dammann-Tamke zu einer Demonstration gegen Pläne der rot-grünen Landesregierung aufruft", so der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Schroeder.
Vollkommen haltlos und zudem ehrenrührig seien diese Vorwürfe, heißt es dazu von der Landesjägerschaft. Der Präsident vertrete die Interessen des Verbandes.
Gegendemo von Tierschützern
Kurz erwähnt sei noch eine Gegendemo mit 250 Teilnehmern, zu der der Wildtierschutzbund Deutschland und der Nabu aufgerufen hatten. Die Tierschützer warfen Ministerin Staudte vor, vor der "Jagdlobby eingeknickt" zu sein.
Sie sind auch der Ansicht, dass das Jagdrecht aus einer alten, vergangenen Zeit stammt und nicht mehr das gesamtgesellschaftliche Ziel für mehr Tierschutz sowie den aktuellen Stand der Forschung widerspiegele. Der Landesjägerschaft wurde vorgeworfen, Entscheidungsträger einschüchtern zu wollen, so der NDR.