Die amtlichen Bestandszahlen zum Wolf liegen vor: 1.601 Einzeltiere gab es nach Angaben der amtlichen Berichterstatter im Monitoringjahr 2023/24 in Deutschland. Das ist zwar nur gut die Hälfte von inoffiziellen Schätzungen, aber dennoch fast ein Fünftel mehr als im Jahr zuvor und zeigt: Das Populationswachstum des Beutegreifers geht mit hohem Tempo weiter, vorerst ohne natürliche Obergrenze.
Dabei ist Deutschland schon jetzt das am dichtesten besiedelte Wolfsgebiet der Welt.
Dabei ist Deutschland schon jetzt das am dichtesten besiedelte Wolfsgebiet der Welt.
Weder im Yellowstone Park in den USA noch in Sibirien gibt es Gegenden, in denen die Bestände auch nur annähernd an die deutschen Wolfszahlen heranreichen. Und das in einem Land, das mit einer Siedlungsdichte von knapp 240 Menschen pro Quadratkilometer viel weniger Platz oder natürliche Rückzugsräume für Beutegreifer aufweist als zahlreiche andere Staaten.
Allein in Brandenburg gibt es laut Monitoringstelle inzwischen 58 Rudel. Der Landesjagdverband schätzt die Bestand dort auf 1.000 Einzeltiere – eine gewaltige Zahl. Zum Vergleich: Schweden weist derzeit eine Wolfspopulation von rund 375 Tieren auf und will den Bestand auf 170 Wölfe reduzieren, weil die Räuber „große Probleme und Unsicherheiten verursacht“ hätten.
Diese Probleme kennen deutsche Nutztierhalter zur Genüge. Längst sind Risse nicht mehr nur auf Koppeln und Weiden beschränkt. Die Wölfe dringen inzwischen in Ställe ein, wandern unbeeindruckt durch Ortschaften oder töten sogar Jagdhunde bei der Nachsuche.
Die Wölfe dringen inzwischen in Ställe ein, wandern unbeeindruckt durch Ortschaften oder töten sogar Jagdhunde bei der Nachsuche.
Vergrämung und noch so guter Herdenschutz haben sich längst als unzureichend erwiesen.
Die Politik wirkt hilflos bis desinteressiert. Bundesumweltministerin Steffi Lemke verweist in dem Zusammenhang gern auf die bestehende Möglichkeit zur Entnahme von „Problemwölfen“. Die scheitert aber oft genug an klagefreudigen Tierschützern oder schlicht an der Bürokratie. Die Entnahme von Einzeltieren ist ohnehin keine Lösung, wenn der Bestand unaufhörlich nach- und zuwächst. Es wird immer neue „Problemwölfe“ geben – und immer mehr.
Es wird immer neue „Problemwölfe“ geben – und immer mehr.
Die Gesellschaft und die Politik muss sich also entscheiden: Soll Deutschland ein „Wolfsland“ werden oder soll es auch in Zukunft noch Weidehaltung und Landschaftspflege mit Schaf und Rind geben? In dem Fall führt an einer Bestandsregulierung und vor allem einer deutlichen Reduzierung der Wolfszahlen kein Weg vorbei.
Der Hinweis auf die „europäischen Regeln“ zieht nicht, Länder wie Schweden und Finnland zeigen, dass ein Bestandsmanagement auch mit dem heutigen Regelwerk längst möglich ist. Das sollte die nächste Bundesregierung nicht vergessen, sonst könnte der Schaden in der deutschen Nutztierhaltung bald irreparabel sein.