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Forscher erwarten 2025 starkes Zeckenjahr und warnen vor FSME-Ausbreitung

Die Zecken sind gut durch den Winter gekommen und wieder aktiv. Damit nimmt auch die Übertragung von FSME zu. Mediziner sehen die Infektionen auf dem Vormarsch und mahnen zur Impfung.

Lesezeit: 4 Minuten

Auch 2025 dürfte erneut ein zeckenreiches Jahr werden. Durch die warmen Winter sind die Plagegeister ganzjährig aktiv, viele überleben die milden Wintermonate. Diese Winteraktivität wurde bereits in den letzten Jahren beobachtet, berichtet Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim in Stuttgart.

Das führte dazu, dass bereits im Januar 2025 die ersten FSME-Fälle gemeldet wurden. Im Vorjahr meldete das Robert-Koch-Institut die zweithöchste Zahl an FSME-Fällen seit Beginn der Meldepflicht.

Besonders bemerkenswert: Auch in Landkreisen, die noch nicht offiziell als Risikogebiete gelten, werden viele FSME-Fälle registriert. Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr betont, dass damit ein Infektionsrisiko in ganz Deutschland vorhanden ist. Er rät dringend zur Impfung.

Alle zwei Jahre kommt FSME-Welle

Insgesamt 686 FSME-Fälle verzeichnet das Robert-Koch-Institut für 2024 in Deutschland. Nach einem Rekord im Jahr 2020 mit 718 Fällen war 2024 damit das Jahr mit den zweithöchsten Fallzahlen.

Seit einigen Jahren schon sehen die Forscher einen zweijährigen Rhythmus mit hohen Erkrankungszahlen in jedem zweiten Jahr statt wie früher in jedem dritten Jahr. Mittlerweile sei ein deutlich ansteigender Trend erkennbar, betont Prof. Dr. Mackenstedt.

Ganz Deutschland FSME-Endemiegebiet

Auch 2024 fanden sich rund 80 % der Fälle in Süddeutschland: „Baden-Württemberg meldete 226 Fälle, in Bayern waren es 311“, führt Prof. Dr. Mackenstedt aus. „Bis auf Hamburg und Schleswig-Holstein haben allerdings alle Bundesländer Fälle in 2024 gemeldet“, so Prof. Dr. Dobler. „Das Risiko sich mit FSME zu infizieren, besteht inzwischen also in ganz Deutschland.“

Nördlich der Mittelgebirge seien die Fallzahlen zwar deutlich niedriger, doch auch hier zeige sich ein ansteigender Trend: „Neben Bayern im Süden melden Sachsen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin Höchststände für das Jahr 2024 bei den Erkrankungen“, erläutert Prof. Dr. Dobler.

Ebenso auffällig: Auch in Landkreisen, die nach Definition des Robert-Koch-Instituts nicht als Risikogebiete gelten, wurden Fälle gemeldet.

Zecken durch Klimawandel ganzjährig aktiv

Schon jetzt seien die ersten FSME-Fälle dieses Jahres zu verzeichnen – unter anderem in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen, fügt Prof. Dr. Dobler hinzu: „Bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen etwa drei Wochen. Die Infektionen müssen also mitten im Winter stattgefunden haben.“

Der Grund dafür: Zecken als Überträger der Viren können aufgrund des Klimawandels ganzjährig aktiv sein. „Die Tiere sind bereits ab fünf Grad Celsius aktiv“, erklärt Prof. Dr. Mackenstedt. Außerdem würden die milden Temperaturen dazu beitragen, dass immer mehr Zecken den Winter überleben, so die Parasitologin: „Temperaturen bis zu -7 Grad können sie problemlos für einige Tage aushalten.“

Newue FSME-Stämme aus Osteuropa

Eine daraus resultierende Beobachtung: Mit dem FSME-Virus infizierte Zecken treten immer öfters in bisher nicht betroffenen Gebieten auf. „Es gibt immer wieder neue FSME-Stämme, die aus Osteuropa Richtung Westen ziehen“, so Prof. Dr. Mackenstedt. Ein Stamm aus Polen etwa sei zunächst in Sachsen-Anhalt und später in Niedersachsen und nun auch in den Niederlanden nachgewiesen worden.

Zudem sei das Risiko für eine FSME-Infektion auch in den Nachbarländern Deutschlands gestiegen: „Auch in Frankreich, den Niederlanden, England und Dänemark wurden bereits FSME-positive Zecken und menschliche Erkrankungsfälle nachgewiesen“, so Prof. Dr. Mackenstedt.

Mediziner rät dringend zur Impfung

Doch nicht alle FSME-Infektionen werden auch erkannt, wie Forschungsergebnisse zeigen. Daher sei eine Impfung derzeit wichtiger denn je. „Bei schweren Infektionen kann FSME zu Langzeitfolgen wie Muskellähmungen, Gleichgewichtsstörungen oder starken Stimmungsschwankungen führen“, sagt Prof. Dr. Dobler.

„Da das Infektionsrisiko in ganz Deutschland vorhanden ist, kann eine Impfung auch für Menschen außerhalb der offiziell ausgewiesenen Risikogebiete sinnvoll sein,“ so der Mediziner. „Und auch bei einer Urlaubsreise in die benachbarten Länder bietet die Impfung einen zuverlässigen Schutz.“

Für eine Grundimmunisierung seien drei Impfungen notwendig. Die Auffrischung müsse alle fünf Jahre, ab dem 50. bzw. 60. Lebensjahr – je nach verwendetem Impfstoff – alle drei Jahre erfolgen. Statistisch sei erst bei einer Durchimpfung von 50 % der Bevölkerung ein Sinken der Fallzahlen zu erkennen: „Bisher erreicht kein Bundesland diese Impfquote“, so Prof. Dr. Dobler.

Doch das spielt für das individuelle Risiko ohnehin keine Rolle: „FSME wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen, weshalb auch eine hohe Durchimpfungsrate nicht das individuelle Risiko senkt.“ Die Impfung biete jedoch einen individuellen Schutz und sei gut verträglich.

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