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Zu Besuch auf den Versuchsflächen für neuartige Baum­arten

Zusammen mit dem Revierleiter und dem Leiter der Forstabteilung des Landesverbands Lippe konnten wir uns im Frühjahr Versuchsflächen mit fremdländischen Baumarten ansehen.

Lesezeit: 5 Minuten

Stürme, Dürreperioden, Käferbefall: Seit Jahren ist der Wald enorm unter Druck, riesige Flächen müssen wieder aufgeforstet werden. Doch welche Arten kommen mit den sich ändernden Klimabedingungen klar? Können fremdländische Bäume ein Teil der Lösung sein? Wie bewähren sich diese Pflanzen unter unseren Bedingungen und wie müssen sie forstlich begleitet werden?

An verschiedenen Orten laufen dazu aktuell Versuche. Eher durch Zufall konnten wir uns einige Flächen eines Versuchs im Lipperland ansehen.

15.700 ha Forstflächen

Direkt im Bestand treffen wir Ende Februar den Förster des Reviers Barntrup (NRW, Landkreis Lippe) Frank Sun­dermann und Jan-Otto Hake, der die Forstabteilung des Landesverbandes Lippe (LVL) leitet. Der Landesverband entstand nach dem zweiten Weltkrieg und verfügt unter anderem über 15.700 ha Forstflächen. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts mit der Rose im Wappen agiert wie eine Stiftung und hat u. a. Sicherung und Förderung der Kultur in Lippe zum Zweck.

Bei unserem Besuch geht ein Winter mit extremen Niederschlagsmengen zu Ende. Auf den Flächen steht teils das Wasser, der Boden ist aufgeweicht. In den letzten Tagen war es stark windig, die Folgen sind in einigen Kulturen sichtbar.

In einem Verbundprojekt unter Federführung des Landesbetriebs Wald und Holz NRW wurden u.a. auf dem Lipper Gebiet Versuchsflächen mit fremdländischen Baumarten an­gelegt. Startschuss des Versuchs, der zu 100 % von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert wurde, war 2017. Auf insgesamt 26 Hektar im Sauerland und im Lipperland sollten sieben Nadel- und vier Laubbaumarten in Reinbeständen gepflanzt werden, aber jeweils mit Bei­mischung von 10 % Rotbuche.

Exoten im Fokus

Dabei waren Baumarten im Fokus, von denen vielleicht einige bereits auf kleinen Waldflächen wachsen, aber überwiegend als Parkbäume in Deutschland bekannt sind. Gleichwohl sind die Arten in ihren Herkunftsländern als Holz geschätzt. Eine spätere Holznutzung war Voraussetzung bei der Konzeption des Versuchs. Bei den Nadelhölzern handelt es sich um folgende Arten:

  • Atlaszeder

  • Küstentanne

  • Araukarie (immergrüner Nadelbaum, Herkunft Südhalbkugel)

  • Westliche Hemlocktanne

  • Küstenmammutbaum

  • Gebirgsmammutbaum

  • Sicheltanne

  • Dazu kommen vier Laubbaumarten:

  • Platane

  • Esskastanie

  • Orientbuche

  • Baumhasel

Durchaus schwieriger Standort

Förster Jan-Otto Hake beschreibt die Standortbedingungen: Es handelt sich überwiegend um skelettreiche, flachgründige und nährstoffarme Böden. Das Ausgangsgestein steht hoch an, teils gibt es auch Bereiche mit an­gewehtem, schluffreichen Böden.

Die normale Regenmenge bewegt sich bei 800 mm pro Jahr im langjährigen ­Mittel, teils liegt die Region im Re­genschatten des Eggegebirges. Dazu kommt der oft scharfe Wind – zu erkennen an den vielen Windrädern in der Gegend. „Unter dem Strich gilt das Revier durchaus als schwieriger Standort“, fasst der Förster zusammen.

Die jeweiligen Flächen standen ohnehin zur Pflanzung an. Einige wurden per Mulcher flächig vorbereitet, um die spätere Pflege zu erleichtern. Kolonnen haben die Bäume 2018 überwiegend als Containerware gepflanzt. In den Jahren 2019 sowie 2020 wurden ausgefallene Pflanzen ersetzt. Trotz der sehr trockenen Witterung drei Jahre in Folge, waren der Anwuchserfolg auf den meisten Standorten hoch. Größere Ausfälle gab es allerdings im Raum Arnsberg bei der Atlaszeder und Platane.

Generell kamen vitale Bäume in den Kulturen mit den Bedingungen klar und zeigten ein gutes Höhenwachstum. Schäden durch Insekten, Mäuse haben die Verantwortlichen nicht festgestellt.

Stress durch Spätfröste

Im Jahr 2020 waren die ersten Monate ungewöhnlich warm, sodass die meisten Bäume früh austrieben. Spätfröste im Mai stressten die Pflanzen, das Höhenwachstum nahm ab. Keine Frostschäden traten interessanterweise bei den Gebirgsmammutbäumen auf.

Auch den Wintereinbruch 2020/2021 mit Frost bis unter -20 °C überstanden die Kulturen. Es gab deutliche Nadelverfärbungen, doch die Bäume trieben in der folgenden Vegetationsperiode wieder aus. Im Jahr 2021 wurde die erste Projektphase abgeschlossen, die Ergebnisse wurden unter „Das FNR-Projekt: Erhalt bzw. Steigerung der nachhaltigen Holzproduktion“ von den Verantwortlichen Dr. Norbert Asche und Lisa Stange in der „AFZ – Der Wald“ veröffentlicht.

Zurück zu den Flächen in Lippe. Als Erstes sehen wir uns die Fläche mit Atlaszeder an. Die Pflanzen stammen aus einer gesicherten Herkunft in Frankreich. Die Bäume waren gut angewachsen, sind wipfelschäftig und messen  über 2 m Höhe. Bei un­serem Besuch fällt auf, dass ein nennenswerter Anteil der Zedern schräg steht, teils kreuz und quer. Ohne den genauen Grund zu kennen, spielt der extrem durchgeweichte Boden wahrscheinlich eine Rolle.

Die Mammutbäume wurden im weiteren Verband von 4 x 4 m gepflanzt – soweit der skelettreiche Boden auf dem Versuchsstandort das zugelassen hat. Vor allem die Gebirgsmammutbäume haben ein beachtliches Wachstum hingelegt, sie messen an einigen Stellen deutlich über 2,50 m. Allerdings zeigt sich an den Rändern der Fläche, wie seitendruckempfindlich die Bäume sind. Auch wenn die Nachbarbäume einige Meter entfernt stehen, haben die Mammutbäume auf der betroffenen Seite die Äste zurückgenommen und zeigen dort einen bogenförmigen Wuchs. Deshalb muss auf der Fläche auch zeitnah der Birkenaufschlag zurückgenommen werden. Bei den Küstenmammutbäumen haben die Lipper Forstprofis Frostschäden in Form von braunen Zweigen wahrgenommen, im Verlauf des Jahres zeigt sich aber, dass sich diese Verbraunungen wieder verwachsen.

Teils gute Ergebnisse

Gute Ergebnisse unter den Standortbedingungen erreichen auch Baumhasel, Esskastanie und Roteiche. Bei der Roteiche überrascht das nicht so sehr, denn in Nachbarschaft gibt es eine Kultur von 40 bis 50 Jahre alten Roteichen, die sehr gut dasteht.

Die Esskastanie hat bereits fruktifiziert. Die Bäume sind recht astig. Förster Frank Sundermann sagt, dass Esskastanien in einer gemischten Kultur immer in Trupps mit einer dienenden Baumart, bspw. Linde, eingebracht werden sollten.

Bei den Platanen ist das Ergebnis sehr unterschiedlich: Während sie im Sauerland zunächst eine gute Wuchsleistung zeigten, haben die Pflanzen in Lippe seit der Pflanzung kaum an Höhe gewonnen. Sie scheinen mit den rauen Bedingungen dort weniger klarzukommen.

Alle Flächen werden – abgesehen von den 10 % Rotbuche – als Reinbestand geführt. Sie sind gegattert und werden regelmäßig gepflegt. Die Waldarbeiter haben die Pflanzen zunächst ausgekesselt. Auf einigen Flächen beginnen Naturverjüngung und Pionierbaumarten, den Bestand zu überwachsen. Hier stehen in Kürze größere Eingriffe an. Eine zu starke Konkurrenz durch andere Arten würden das Ergebnis zu stark beeinflussen. Denn das ist ein wichtiger Zweck des Versuchs: Neue Erkenntnisse, wie man künftig mit den Hoffnungsträgern forstlich umgeht. Das Potenzial scheint bei einigen sehr vielversprechend.

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