Zu 98 % bin ich glücklicher Single. Ich habe mir mein Leben schön eingerichtet, vermisse nichts. Ich bin schon ewig solo und habe mich ans Alleinsein gewöhnt. Ich bin total unabhängig, unternehme viel. Ich liebe Wandern und Reisen, die Gartenarbeit, sitze oft auf meiner Terrasse und feiere gern. Außerdem arbeite ich relativ viel.
Meine Freunde sind überwiegend in langen, festen Beziehungen. Manchmal bin ich froh, dass ich nicht ihre Probleme habe. Wenn andere mich verkuppeln wollen, gehen bei mir alle roten Lampen an. Ich habe manchmal regelrecht den Eindruck, dass es die anderen stört, dass ich Single bin. Zum 30. schenkte mir eine Freundin eine Zeitungsannonce. Von 30 Zuschriften waren zwei nett, eine habe ich beantwortet. Es ist nichts draus geworden. Auch Partnersuche im Internet finde ich gruselig.
Ich verliebe mich nicht Hals über Kopf, bin eher ein Vernunftmensch. Ich checke nicht jeden ab, ob er der Mann meines Lebens sein könnte. Ich möchte mich auf das konzentrieren, was gut ist in meinem Leben. Und nicht dem hinterherjagen, was fehlt.
Ich bin ziemlich schüchtern gegenüber Fremden. Der Hof ist an meinem Singleleben nicht ganz unschuldig. Ich will hier nicht weg, er ist meine Heimat. Ich lebe eng mit meinen Eltern zusammen, auch wenn wir getrennte Wohnungen haben. Ich hatte immer das Gefühl, dass meinem Vater eh niemand das Wasser reichen kann, und dass es ihm schon gar niemand recht machen kann. Das sehe ich inzwischen ganz unverkrampft. Es ist, wie es ist.
Sicher gibt es Situationen, in denen ich gerne einen Partner hätte. Zum Beispiel Sonntagnachmittags, wenn alle bei ihren Familien sind. Dann bin ich unzufrieden, aber nicht einsam. Ich bin an einem Punkt, wo sich mein Leben durch eine Beziehung auch verschlechtern könnte. Andererseits könnte ich mir gut vorstellen, nochmal ein Bauernhofcafé oder eine Direktvermarktung auf die Beine zu stellen. Aber da ich alleine bin, packe ich solche Entscheidungen gar nicht erst an.
Eine Landwirtin (40), Niedersachsen
Protokoll: Hingst