Frau Schulze Schwering, welche Rolle spielt Landwirtschaft in Ihrem Leben?
Schulze Schwering: Eine sehr große! Ich bin auf einem Betrieb mit Schweine- und Pferdehaltung aufgewachsen. Heute lebe ich wieder dort, was ich sehr genieße. Und auch im Hinblick auf den Beruf war mir immer klar, dass es etwas mit Landwirtschaft sein muss.
Zur Person
Dr. Dorothee Schulze Schwering (33) lebt mit ihrer Familie auf einem Hof im Kreis Borken. Die Agrarwissenschaftlerin promovierte zum digitalen Agrarhandel und unterstützt als Innovationsmanagerin bei der Landwirtschaftskammer NRW Betriebe bei Veränderungen.
Haben Sie, angelehnt an das Leben auf dem Hof, ein Motto?
Schulze Schwering: Geht nicht, gibts nicht! Das haben wir Kinder früh verinnerlicht: Es gibt immer eine Lösung, auch wenn es erst mal nicht so scheint. Wir haben gelernt, die Perspektive zu wechseln und Fragestellungen von unterschiedlichen Seiten zu betrachten.
Als Innovationsmanagerin der Landwirtschaftskammer NRW helfen Sie Landwirten nun bei genau diesem Perspektivwechsel, oder?
Schulze Schwering: Im Prinzip ja. Ich sehe mich als Brückenbauerin. Meine Aufgabe ist es, theoretische Ideen in die landwirtschaftliche Praxis zu bringen. Innovationen können große Neuheiten wie ein spezieller Geschäftszweig sein, aber auch Veränderungen an den Stellschrauben eines Betriebes. Ich unterstütze auf diesem Weg, stelle nützliche Kontakte her, analysiere die Marktlage und helfe bei den ersten Schritten.
Begegnet Ihnen bei den Beratungen auch die Angst vor Veränderung?
Schulze Schwering: Ja. Sie zeigt sich allerdings betriebsindividuell. Bei manchen sind es familiäre Themen, die umtreiben, bei anderen finanzielle Unsicherheiten oder Sorgen bezüglich der künftigen Vermarktung und des Know-hows, das benötigt wird. Auch Fragen wie „Was sagen die anderen?“ schwingen manchmal mit. Hier ist die richtige Einstellung wichtig.
Und wie muss die aussehen?
Schulze Schwering: Offenheit für den Prozess und für neue Ideen ist genauso wichtig wie die Fähigkeit, Altes hinter sich zu lassen. Eine gewisse Risikofreude und Mut gehören ebenso dazu. Schließlich gestaltet man den Markt mit einer Innovation ganz neu. Ich würde mir wünschen, dass Menschen mit Visionen sich trauen und einfach anfangen. Natürlich klappt es auch mal nicht, aber das gehört dazu. Ich sehe in meinem Joballtag viel schlummerndes Potenzial.