Fehlende Perspektiven für die Ferienhöfe in der Corona-Krise beklagt die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland, Ute Mushardt.
„Die Betriebe wollen wissen, was sie noch an Hygienekonzepten oder an Kontaktrückverfolgung leisten müssen, um in einem, zwei oder in drei Monaten öffnen zu können“, sagt Mushardt im Interview mit AGRA-EUROPE. Die Unsicherheit sei momentan das größte Problem.
Die Vorsitzende warnt vor gravierenden Folgen für den Agrotourismus durch die wegbrechenden Umsätze. Ernst sei die Lage insbesondere für die annähernd 3.700 landwirtschaftlichen Betriebe, die den Tourismus als sogenannte mitgezogene Nutzung im Hauptunternehmen betreiben würden und die bei den Corona-Hilfen bislang durchs Raster gefallen seien.
Mushardt appelliert an die Länder, von der Möglichkeit der sogenannten Härtefallhilfen für die Ferienhöfe Gebrauch zu machen. Diese seien „dringend notwendig“. Ausdrücklich betont die Niedersächsin die Bedeutung der Einkommensdiversifizierung in der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft müsse aber selbst ein Gefühl dafür entwickeln, „dass unterschiedliche Wege möglich und nützlich sind“.
Notwendig seien gegenseitige Rücksichtnahme und die Anerkennung von Ferienhöfen oder Direktvermarktern als gleichberechtigte Betriebsformen. Leider werde der ländliche Tourismus jedoch immer noch von einigen Berufskollegen belächelt.
„Riesenchance“
„Weg vom billigen Ausweichquartier, hin zum Qualitätsgastgeber“ ist nach den Worten Mushardts das Leitmotiv für die Entwicklung des Agrotourismus in Deutschland seit 20 Jahren. Kennzeichnend sei eine zunehmende Professionalisierung. Gleichzeitig führe der Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe dazu, dass die Anzahl der Ferienhöfe stagniere, die bestehenden jedoch immer stärker auf Qualitätstourismus setzten.
Mittlerweile wiesen 70 % der Betriebe eine Sterne-Klassifizierung nach dem Deutschen Tourismusverband auf. Das Thema Nachhaltigkeit biete für Urlaub auf dem Bauernhof „eine Riesenchance“, die immer mehr Betriebe durch zielgruppenspezifische Angebote nutzten.
Große Hindernisse für die Entwicklung der Betriebe stellen nach Angaben von Mushardt aber die nicht vertretbaren Restriktionen für den Bau von Ferienwohnungen im Außenbereich, die nach wie vor nicht flächendeckend gewährleistete Breitbandversorgung sowie das Fehlen nachhaltiger Mobilitätsangebote dar.