Wie erleben Sie die Frauenrolle in der Landwirtschaft? Welche Herausforderungen gibt es und was würde junge Frauen ermutigen, mehr Verantwortung in der Landwirtschaft zu übernehmen? Das wollten wir in unserer Umfrage zum Weltfrauentag am vergangenen Samstag von Ihnen wissen, liebe Leserinnen und Leser.
Vereinbarkeit von Familie und Betrieb
Wenig überraschend: Auf die Frage, was sich ändern müsse, damit mehr Frauen eine leitende Position in landwirtschaftlichen Betrieben ergreifen, antworteten 45 % der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, mit „Mehr Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie und Betrieb“. Ein Thema, das es immer wieder in die Öffentlichkeit schafft. Beispielsweise beim Bäuerinnenforum der Landfrauen oder in der Pressemitteilung des Bauernverbandes vom vergangenen Freitag, in der DBV-Vize Susanne Schulze Bockeloh unter anderem Mutterschutz für selbstständige und steuerfreie Risikorücklagen fordert.
Weitere 28 % der Umfrageteilnehmer sehen einen Hebel darin, die Vorurteile gegenüber Frauen als Betriebsleiterinnen weiter abzubauen. Gleich darauf folgen 17 % der Stimmen, die keinen Handlungsbedarf sehen und 7 % derer, die sich mehr Sichtbarkeit für weibliche Vorbilder wünschen. Schlusslicht mit 3 % bot die Antwortoption „bessere finanzielle Fördermöglichkeiten“.
Nachfolge ist nicht das Problem
Die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ (43 %) und „Gesellschaftliche Erwartungen und Rollenbilder“ (42 %) sind für die Teilnehmer unserer Umfrage die beiden klar definierten Herausforderungen für Landwirtinnen, Betriebsleiterinnen und alle weiteren Frauen in der Landwirtschaft. Einstellig bleiben dagegen „Probleme auf dem Pachtmarkt/Flächenerwerb“ (7 %), „Keine besonderen Herausforderungen“ (6 %) und „Schwieriger Zugang zu Betriebsleitung“ (2 %).
Offen und ansprechbar
Doch wie werden die Betriebsleiterinnen von außen wahrgenommen? 42 % unserer Umfrageteilnehmer finden, dass Frauen oft kommunikativer und kooperativer sind. Weitere 22 % nehmen keinen besonderen Unterschied wahr. Sie sagen „Kein Unterschied – Führung ist individuell“. Mit 19 % knapp dahinter liegt die Antwort „Frauen haben es schwerer, sich als Betriebsleiterin durchzusetzen“. Schlusslichter bilden „Frauen setzen andere Schwerpunkte“ (12 %) und „Keine Meinung“ (5 %).
Die nächste Generation
Eine klare Forderung ergibt sich aus der vierten Frage unserer Umfrage. 46 % der Teilnehmer stimmten dafür ab, dass „Partner, die zur Aufgabenverteilung bereit sind“ am ehesten dazu beitragen, Frauen dazu zu ermutigen, mehr Verantwortung in der Landwirtschaft zu übernehmen. Auch die „Bereitschaft, Strukturen neu aufzustellen“ wird hier besonders wichtig eingeschätzt. 13 % der Teilnehmer hatten zu der Frage keine Meinung. Weitere 11 % wünschen sich mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Landwirtschaft. 6 % stimmten dafür, attraktive Netzwerke zu schaffen. Nur 2 % wünschten sich Mentoring Programme.
Übrigens: Die Gedanken unserer Leser zur Partnersuche finden Sie hier:
Wie sehr die Geburt des ersten Kindes die Partnerschaft in der Landwirtschaft auf die Probe stellt lesen Sie außerdem hier:
Leserstimmen
Auch zwei Leserbriefe erreichten uns. So schrieb eine Bäuerin per E-Mail:
„Solange ich von der SVLFG und den Landwirtschaftsämtern vor Ort bis ins Bundeslandwirtschaftsministerium nur als halbe Arbeitskraft gerechnet werde, „weil ich ja auch den Haushalt mache“, als Frau des Betriebsleiters – obwohl ich den ganzen Tag im Betrieb arbeite – sind Frauen gerade in der Landwirtschaft nicht anerkannt.“
Eine weitere Stimme erreichte uns über Instagram:
„Man kennts – wenn eine junge Frau den Betrieb schmeißt oder die Maschinen im Griff hat, gucken gerade die älteren Herren oft erstmal erstaunt. Aber am Ende zählt nicht das Geschlecht, sondern Verstand und Können. Klar, körperliche Kraft mag manchmal fehlen, aber das gleicht sich durch Wissen, Technik und clevere Lösungen aus.
Gerade junge Frauen und Mädchen und natürlich auch werdende Betriebsleiterinnen brauchen mehr Unterstützung, damit sie ihren Weg gehen können. Andere Frauen in der Branche machen es vor – Offenheit und Sichtbarkeit sind der Schlüssel. Die Landwirtschaft ist längst keine reine Männerdomäne mehr, uns das dürfen Frauen auch selbstbewusst zeigen!“