Frage:

Wir haben aktuell massive Schwarzwildschäden auf unse­ren Flächen. Schläge, die mit Kleemischungen eingesät worden sind, werden von den Wildschweinen jedoch ver­schont, obwohl sie sich in direkter Nachbarschaft zu den anderen, massiv geschädigten Dauergrünlandflächen ohne Klee befinden. Die Kleemischung besteht aus 50 % Rot- und Weißklee zuzüglich Weidelgräser und steht im zweiten Jahr. Auf diesen Flächen wird der Klee zwar abgefressen, aber die Wild­schweine wühlen nicht. Gibt es hierfür eine Erklärung? 

Antwort:

Natürlich ist es schwer, die Situation einzuschätzen, ohne vor Ort gewesen zu sein. Dennoch gehe ich davon aus, dass die angesprochenen Flächen aufgrund von fehlendem „Bodenleben“ nicht gebrochen werden. Da diese Flächen erst vor zwei Jahren angelegt wurden, ist hier wahrscheinlich noch kein bzw. wenig Bodenleben vorhanden. Auch wenn es für uns manchmal schwer einordbar ist, kann Schwarzwild gut einschätzen, wo es sich „lohnt“ zu brechen.

Besonders im Winter, wenn das Nahrungsangebot aufgrund sinkender Temperaturen und Ernte zurückgeht, werden Grünflächen aufgrund der Bodenfauna/-flora immer attraktiver. Hier sucht Schwarzwild nach Eiweißträgern wie Wurzeln, Engerlingen, Larven, Schnecken, Würmern usw., um die stärkehaltige Diät des Waldes auszugleichen. Eine gute Bodenführung kann hier Schwarzwildschäden vorbeugen. So sollten die Flächen regelmäßig abgeschleppt und der pH-Wert mithilfe von Kalken angehoben werden.

Schwarzwild ist eine außerordentlich intelligente und soziale Art. So werden bestimmte Verhaltensweisen erlernt und an die nächste Generation weitergegeben. So wird oft beobachtet, dass besonders „attraktive“ Stellen öfter aufgesucht werden, während neue Stellen erst einmal durch „Probestochern“ auf Nahrungsverfügbarkeit getestet werden.

Um Orte mit besonders hohen Wildschäden zu schützen, kann eine Schwerpunktbejagung mittels Ansitzjagd auf der Fläche sinnvoll sein. Hier ist die Vergrämung dann tatsächlich wichtiger als der Abschuss. So lernen Stücke, bestimmte Regionen aufgrund eines höheren Sterblichkeitsrisikos zu meiden.

Unser Experte: Marc Velling, Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung/LANUV NRW