„Wir waren noch nie so weit mit dem Umbau der Tierhaltung wie heute. Aber es muss noch deutlich mehr passieren“. Das stellte der Berliner Agrarökonomen Prof. Harald Grethe kürzlich auf der ersten Fachtagung der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) zum Thema „Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft“ in Bonn fest. Er fordert den Gesetzgeber auf, endlich für mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit zu sorgen.
Kommt es nicht zu einem Ergebnis, werde es nur Verlierer geben, warnte der Forscher. Die Betriebe bräuchten bei den Tierprämien über 20 bis 30 Jahre Verlässlichkeit. Die vorgesehene 1 Mrd. € zum Umbau der Tierhaltung sei „zum Einstieg viel Geld“, die im Haushalt vorgesehenen Verpflichtungsermächtigungen jedoch „viel zu gering“. Damit ließen sich lediglich bereits teilnehmende Betriebe weiterfördern.
Auch die einzelbetrieblichen Prämien sind nach Grethes Worten zu niedrig angesetzt. Zudem forderte der Wissenschaftler längerfristige Verträge für Einzelbetriebe. Er appellierte in Richtung Politik, beim angestrebten Umbau der Tierhaltung langfristig zu denken. Dem Tierwohl sei egal, woher das Geld komme.
Staatliche Haltungskennzeichnung bringt nichts
Kritik übte Grethe an der geplanten staatlichen Haltungskennzeichnung. Kurzfristig bringe diese „gar nichts“. Der Agrarökonom verwies zur Begründung auf die bereits vorhandene privatwirtschaftlich organisierte Kennzeichnung. Kurzfristig könnten mit der vorgesehenen Ausweitung der Haltungskennzeichnung lediglich diejenigen Betriebe des Handels hinzugewonnen werden, die bei der privaten Kennzeichnung derzeit nicht mitmachten.
Grethe sieht in der staatlichen Kennzeichnung ein Versprechen in die Zukunft. Ein „echter Fortschritt“ wäre eine Ausweitung auf die Gastronomie. Nach Einschätzung des Wissenschaftlers ist eine „friedliche Koexistenz“ der privatwirtschaftlichen und der staatlichen Kennzeichnung möglich.
Agrar-Staatssekretärin Silvia Bender beschwichtigte auf der Veranstaltung, dass das Förderprogramm in Arbeit sei und natürlich langfristig gelten werde. Dass die vorgesehene 1 Mrd. € nicht reicht, sei klar, räumte die Politikerin ein. Das Geld sei ja zunächst auch nur für die Schweinehalter vorgesehen. Es hätte günstigere Zeitpunkte gegeben, die Transformation der Tierhaltung anzugehen. „Wir können uns aber nicht hinstellen und auf ein richtiges Zeitfenster warten“, so die Staatssekretärin. Die Tierhalter bräuchten Perspektiven.