Wer nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland will, muss auch dafür sorgen, dass Höfe und agrarische Betriebe früher an die nachfolgende Generation übergeben werden als bisher. Junge Landwirte, die gut ausgebildet Verantwortung übernehmen wollen, könnten ihre Zukunft auf den Höfen und Weingütern sonst nicht gestalten, meint die stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) Mara Walz. Sie hat dabei die Trilogverhandlungen zur Gemeinsamem EU-Agrarpolitik (GAP) genauso im Blick wie deren jüngst im Bundestag beschlossene nationale Ausgestaltung.
Der Generationswechsel muss stärker gefördert, fiskalische Anreize zur Hofübergabe geschaffen und bestehende Instrumente ausgebaut und verpflichtend angewandt werden" - Walz
Aus BDL-Sicht müssen die GAP-Förderbedingungen dringend nachgebessert werden, damit Hofübergaben zu einem Zeitpunkt erfolgen, an dem die landwirtschaftlichen Betriebe zukunftsfähig aufgestellt werden können. „Wenn der Generationswechsel erst im hohen Alter der Übergebenden erfolgt, wächst das Risiko für die Junglandwirte – persönlich wie unternehmerisch“, warnt die Jungwinzerin. Sie können ja erst dann gestalten, investieren und betriebliche Entscheidungen treffen, wenn sie in Verantwortung stehen.
Höfe werden immer später übergeben
Wie die Daten des Statistischen Bundesamtes aus der Landwirtschaftszählung 2020 zeigen, werden die landwirtschaftlichen Betriebe immer weniger. Mit 263.500 Betrieben gibt es nur noch halb so viele wie vor 25 Jahren. Auch die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebsinhaber unter 45 Jahren nimmt hierzulande kontinuierlich ab (2010: 32%, 2016: 25%), während der Anteil der Über-55-Jährigen steigt (2010: 32%; 2016: 40%). Angesichts dessen fordert der BDL zum einen, politisch mehr Anreize zur Betriebsübergabe zu setzen. Zum anderen müssen junge Menschen beim Schritt in die selbständige unternehmerische Tätigkeit in Landwirtschaft und Weinbau noch stärker unterstützt werden.
„Dazu müssen bereits vorhandene Politikinstrumente wie Steuererleichterungen, Förderung von Beratung und Bildung, finanzielle Unterstützung für Gutachten und Notargebühren ausgebaut und in einem Konzept zusammengeführt werden“, so BDL-Vize Mara Walz.
Vier Prozent zur Förderung von Junglandwirten
Mit Blick nach Brüssel auf die stockenden Verhandlungen zur Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) ab 2023 bekräftigt Mara Walz die BDL-Forderung nach mindestens vier Prozent der nationalen Mittel zur Förderung von Junglandwirtender ersten Säule der GAP – trotz des Bundestagsbeschlusses, der nur zwei Prozent vorsieht.
Zudem müssen laut Walz dieses Instrument zur Unterstützung von Betriebsneugründungen oder Hofübernahmen jedem Junglandwirt hierzulande gleichermaßen zugänglich sein. Bestehende Unterschiede zwischen den Bundesländern hinsichtlich der Handhabung und Ausstattung seien auszugleichen, fordert der BDL. Darüber hinaus sei die Junglandwirteförderung als Existenzgründungsbeihilfe bzw. Niederlassungsprämie auch weiterhin in der zweiten Säule zu verankern. „Sie muss ausgebaut und in allen Bundesländern angeboten werden“, so Walz.
Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, fordert der BDL auch auf europäischer Ebene einheitliche Regelungen. Das gilt beispielsweise für die Altersgrenze bei der Junglandwirteförderung, die der Jugendverband EU-weit auf 40 Jahre festschreiben möchte.