Von der Versorgungsknappheit mit Eiweißfuttermitteln seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind Biobetriebe betroffen. Die Bioverbände, die im Dachverband Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) organisiert sind, warnen nun vor Panikmache. „Die Ukraine fällt als ein Agrarproduzent, der wie auch viele andere südosteuropäische Länder Eiweißfutter herstellt, aus. Hier jetzt Panik zu schüren, das ist übertrieben und hilft auch niemandem“, teilt der BÖLW in dieser Woche mit.
Die Verbandsbetriebe seien aktuell deutlich weniger betroffen als Betriebe, die auf eine kurzfristige Beschaffung von Bio-Futtermitteln setzten, so der BÖLW weiter. Das Gros der Biobetriebe würde einen bedeutenden Teil des Futters auf dem Hof anbauen oder von Kolleginnen und Kollegen aus der Region beziehen. „Viele Bio-Betriebe haben verstärkt und langfristig auf heimische Futtermittel gesetzt, vor allem die Höfe, die einem Bio-Verband angehören“, so der BÖLW.
Um den vorhandenen Knappheiten bei Eiweißfuttermitteln zu begegnen, fordert der BÖLW, dass es Biobetrieben ausnahmsweise ermöglicht, werden soll, einem gewissen Anteil konventioneller Eiweißfuttermittel zu nutzen, solange das Futter knapp ist. Eigentlich sollte mit dem Inkrafttreten der neuen Bioverordnung der zulässige Anteil konventioneller Eiweißfuttermittel ab diesem Jahr weiter reduziert werden, d.h. nur noch bei Bio-Ferkeln und -Junggeflügel sollte ein Anteil von bis zu 5 % konventioneller Futtermittel erlaubt sein. „Auf Grund der angespannten Lage wäre es geboten, dass diese Regeländerung nun erst später greift“, fordert der BÖLW nun. Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) hatte bisher angekündigt, sich für solche Ausnahmen in der EU stark machen zu wollen.
Für die Zukunft erhofft sich der BÖLW eine noch größere Unabhängigkeit bei der Eiweißversorgung. Deutschland müsse die Erschließung weiterer verfügbarer Bio-Eiweißquellen voranbringen, heißt es beim BÖLW. Dafür brauche es auch einen praktikablen nationalen Rechtsrahmen für die Nutzung von Bio-Schlachtnebenprodukten und -Insekten, schlägt der BÖLW vor.
Die Bioverbände verweisen zudem darauf, dass es mehr Forschung zu heimischen Eiweißfuttermitteln von der Züchtung bis zur Aufbereitung brauche, um perspektivisch die Versorgungssituation zu verbessern. „Die aktuelle Situation zeigt auch, wie wichtig es ist, mit wirksamen Maßnahmen die Lebensmittelproduktion insgesamt resilient zu machen wie bspw. dem Aufbau einer europäischen Eiweißversorgung, der Reduktion der Tierhaltung auf ein ökologisch vernünftiges Maß und der Verringerung der Abhängigkeit von energieintensiven Stickstoffdüngern“, so der BÖLW.