Eine Gruppe von EU-Mitgliedstaaten will möglichst rasch einen Impfstoff gegen neue Varianten der Blauzungskrankheit (BVT) entwickeln. Die Intiative geht vom Treffen der EU-Agrarminister am Montag in Luxemburg aus: Der niederländische Landwirtschaftsminister Piet Adema und seine Amtskollegen aus Deutschland und Belgien, Cem Özdemir und David Clarinval, stellten sich gemeinsam vor die Presse, um auf die Dringlichkeit hinsichtlich dieser Viruserkrankung bei Wiederkäuern hinzuweisen.
Verdacht auf Blauzungenkrankheit in Niedersachsen
In einem Schafe haltenden Betrieb im Landkreis Ammerland besteht seit Montag der amtliche Verdacht der Blauzungenkrankheit. Die Untersuchung der Proben im Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) war positiv, informiert das niedersächsische Landwirtschaftsministerium.
Niederlande stärker betroffen
In den vergangenen Wochen waren die Niederlande von zahlreichen Fällen bei Rindern und Schafen betroffen. In Belgien gab es bislang erst einen BTV-Fall.
Pharmaindustrie muss Anstrengungen forcieren
Sowohl Özdemir als auch Clarinval gaben zu bedenken, dass sich die Blauzungenkrankheit angesichts ihrer Dynamik in den Niederlanden wieder schnell zu einem größeren europäischen Problem entwickeln könnte. Unisono forderten daher alle drei Ressortchefs die Pharmaindustrie auf, ihre Anstrengungen bei der Entwicklung eines Impfstoffes deutlich zu forcieren.
Özdemir betonte, dass das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) mit den niederländischen Forschungseinrichtungen bereits in sehr intensivem Kontakt stehe.
Laut Adema drängt jedoch die Zeit. Gegenwärtig sei die Situation noch nicht vollends außer Kontrolle, da die Mücken als Vektor der Blauzungenkrankheit in der kälteren Jahreszeit deutlich weniger aktiv seien. Spätestens mit Beginn des nächsten Frühlings müsse aber ein angepasster Impfstoff bereitstehen.
Handelsbeschränkungen vermeiden
Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir konstatierte, dass ein adaptiertes Vakzin die einzige effektive Maßnahme gegen die Ausbreitung dieser Krankheit darstelle. Clarinval unterstrich zudem, dass man nur so auch Handelsbeschränkungen vermeiden könnte.
Deutschland erst seit Juni BVT-frei
Adema wies darauf hin, dass aufgrund der Blauzungenkrankheit in seinem Land die Exporteure von Zuchttieren bereits arg getroffen seien. Deutschland wurde erst Anfang Juni dieses Jahres offiziell als frei von der BTV eingestuft. Ihren vorläufigen Höhepunkt hatte die Viruserkrankung hierzulande in den Jahren 2006 und 2008, als jeweils weit mehr als 1.000 Infektionsfälle nachgewiesen wurden, hauptsächlich bei Rindern.