Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

topplus Schlammschlacht

Ex-Baywa-Chef Lutz rechnet mit Nachfolger Pöllinger ab

Wollte der frühere Baywa-Chef Klaus Josef Lutz seinen Nachfolger Pöllinger doch noch wieder absetzen und durfte nicht? So stellt Lutz es zumindest dar und weist alle Schuld für die Lage von sich.

Lesezeit: 4 Minuten

Im Zuge der schweren Finanzkrise der Baywa wird bei der Ursachensuche fast immer die Einkaufspolitik des früheren Konzernchefs Klaus Josef Lutz genannt. Nachfolger Marcus Pöllinger habe das fragile Konstrukt übernommen und müsse es nun richten, so die allgemeine Meinung.

Das will sich Lutz jedoch offenbar nicht bieten lassen. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung rechnet er mit seinem Nachfolger ab. So sei der aktuelle Vorstandschef vielleicht nicht der richtige Vorstand für die aktuellen Herausforderungen.

"Fehlentscheidung" schon 2023 erkannt?

Pöllinger war persönlicher Assistent von Lutz, der ihn im April 2023 zum Vorstandschef machte. Heute sagt Lutz, er habe die Personalie Ende 2023 noch mal prüfen und gegebenenfalls korrigieren wollen, doch man habe ihn nicht gelassen. Die Ernennung sei ein Fehler gewesen.

Lutz zeigt sich überrascht und entsetzt von der aktuellen Situation der Baywa. Er weist aber jede Mitverantwortung für die aktuelle Schieflage des Konzerns zurück. Vor allem resultiere die Krise nicht aus der Expansion des Konzerns in seiner Zeit. Vielmehr habe Lutz nach eigener Aussage Zinsänderungsrisiken über Langfristdarlehen und ausreichende Kreditlinien abgesichert. Der neue Vorstand hätte die alte Strategie an das neue Marktumfeld anpassen sollen. Die Baywa müsste Unternehmen verkaufen und woanders investieren, lautet der Rat des Ex-Chefs in der SZ.

"Bilanz 2022 war gesund"

Ende 2023 betrugen die Schulden des Konzerns 5,5 Mrd. €. Steigende Zinsen wurden dann zum Problem. Gegenüber den Medien bleibt Lutz dabei, dass das Unternehmen nicht überschuldet sei, jedoch ein Liquiditätsproblem haben könnte. Die Bilanz für 2022 sei gesund gewesen, rechtfertigt sich der frühere Vorstand. Man habe expandiert, und jede Expansion birge Risiken. Aber den Schulden hätten immer höhere Vermögenswerte gegenübergestanden, beteuert er.

Wirtschaftswissenschaftler sieht Verfehlung klar bei Lutz

Der damals als „Sonnenkönig“ titulierte Vorstandschef Lutz scheint mit der Meinung allerdings allein da zu stehen. Beobachter kennen das Muster, dass er keine Kritik an sich duldet und die Lage in seinem Sinne deutet.

Das scheint auch die Analyse des Wirtschaftswissenschaftlers Werner Gleißner zu belegen. In der Wirtschaftswoche erklärte er, dass die Baywa beim Risikomanagement offenbar erheblichen Nachholbedarf habe. Im Geschäftsbericht liest Gleißner, dass die Baywa AG beim Risikomanagement und der Krisenfrüherkennung nur eines von zehn relevanten Kriterien erfüllt, die der Gesetzgeber vorschreibt.

Zum Beispiel würden die Auswirkungen von Risiken auf das zukünftige Rating auf die Liquidität des Unternehmens nicht systematisch analysiert. Welche Folgen diese im Hinblick auf die Einhaltung wichtiger Kreditklauseln der Banken haben, bleibe ebenfalls unklar.

„Es fehlt zudem eine Risikoaggregation, die die Kombinationseffekte von Einzelrisiken auswertet und den Gesamtrisikoumfang bestimmt“, so Gleißner in der Zeitung weiter. Auch Kennzahlen zum Grad der Bestandsgefährdung würden offenbar nicht berechnet, was aber nötig wäre, um rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen zur Krisenabwehr zu initiieren. Die sei aber gesetzlich bereits seit 2021 vorgeschrieben.

„Aufsichtsrat und Vorstand haben versagt“

Der Honorarprofessor der TU Dresden kommt daher unter dem Strich zu dem Ergebnis, dass Aufsichtsrat und Vorstand der BayWa beim Thema Risikomanagement versagt hätten. Zudem habe der Wirtschaftsprüfer ein untaugliches Risikomanagementsystem akzeptiert, weil ein veralteter Prüfungsstandard verwendet wurde, bei dem die gesetzlichen Anforderungen ignoriert wurden, so Gleißner.

Der Experte ist sich sicher, dass es vorher genug „Alarmsignale“ gab: Die Volatilität des Geschäfts hat sich erhöht, zugleich waren Margen und Eigenkapitalquote auf niedrigem Niveau. „Es gab kaum Puffer, um durch die bestehenden Risiken bedingte unerwartete negative Entwicklungen aufzufangen.“ Management und Aufsichtsrat hätten daher „schon vor einem Jahr handeln können und müssen“, sagte er der Wirtschaftswoche.

Mehr zu dem Thema

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.