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Bundestagswahl 2025 Maul- und Klauenseuche Gülle und Wirtschaftsdünger

topplus Protest zur Grünen Woche

Für eine mutige Agrarpolitik – Landwirte demonstrierten in Berlin

Das Bündnis „Wir haben es satt“ mobilisierte 9.000 Menschen zur Demo 25. Es adressierte das Höfesterben, Mercosur, die Sicherung nachhaltiger Lebensmittel und blickte in Sorge auf die Bundestagswahl.

Lesezeit: 5 Minuten

Mitte Januar 2025 war es kalt in Berlin. Umso angeheizter waren die Demonstranten, versammelt aus Landwirten, Umwelt- Naturschutz- und Entwicklungsverbänden, die sich am Samstag, den 18. Januar zur Demo am Platz der Republik trafen. Aufgerufen hatte das Bündnis „Wir haben es satt!“. Nach Angaben des Bündnisses versammelten sich ca. 9.000 Menschen vor dem Reichstag am Platz der Republik.

Neben Menschen im Sonnenblumen-, Imker oder Karottenkostüm, liefen vor allem Teilnehmer zusammen, die sich um die Zukunft des ländlichen Raumes und der Ernährungssicherung sorgen. Die Stimmung war ruhig und entspannt, fasst wie ein gewöhnlicher Gruppenspaziergang durch Berlin – die Themen, die die Demo adressiert, sind es keinesfalls.

Bauerndemo ohne Traktoren

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (AbL) gab in einer Pressemittelung bekannt, dass die diesjährige „Wir haben es satt!“-Agrardemonstration ohne geplante Treckerbegleitung stattfinden wird.

Grund dafür ist der Ausbruch der hochansteckenden Maul- und Klauenseuche auf einem Betrieb in Brandenburg. Um einer Ausweitung über die Ländergrenzen hinaus entgegenzuwirken, haben sich die Verantwortlichen der Veranstaltung kurzfristig gegen eine Treckerbegleitung entschieden.

Das Höfesterben, Preiserhöhungen am Bodenmarkt, die Monopolstellungen und die Marktmächte einiger Big-Player der Agrarindustrie, die Inflation, der Zugang zu Lebensmitteln mit hoher Qualität, die Rahmenbindungen für den Umgang mit natürlichen Ressourcen und der Umwelt, waren nur einige Themen an diesem Tag. Gemeinsam skandierten die Teilnehmer zum Ende der Auftaktkundgebung: „Gemeinwohl vor Konzerninteressen“ und „Bauernland gehört in Bauernhand“.

Bauernland gehört in Bauernhand
Bündnis „Wir haben es satt!“

Kein Platz für Ideologien und mehr Mut in der Agrarpolitik

Am 23. Februar ist Bundestagswahl. Das Bündnis blickte an diesem Tag mit besorgtem Blick in Richtung Agrarpolitik. Ein „starker Wind von rechts“ bedrohe die zukünftige Entwicklung der Lebensstandards, und das in ganz Europa. Das Bündnis betonte, Frust und Angst könne nicht durch Ideologien erlöst werden. Ein Demoschild bestärkte den Aufruf mit den Worten: „Ist des Schafes Wolle braun, lehnt es am Elektrozaun“ und „Bunte Vielfalt statt braune Einfalt“. Ebenfalls bekräftige das Bündnis die Wichtigkeit der Wahlbeteiligung im Februar.

Doch nicht nur der zukünftige Ausgang der Bundestagswahl beunruhigte die Bündnisvertreter und Demoteilnehmer. Das Bündnis aus rund 60 Organisationen wirft sowohl der Bundesregierung der aktuellen Legislaturperiode, als auch in den vergangen Jahrzehnten vor, maßgeblich zu einer drastischen Umkehrwende in der Agrarpolitik beigetragen zu haben.

Konzerninteressen dürfen, nach Angaben des Bündnisses, nicht länger vor Gemeinwohlinteressen gestellt werden. Eine erhöhte Planungsunsicherheit auf den Höfen durch den Klimawandel, einen versäumten Umbau der Tierhaltung zu höheren Standards und eine Priorisierung von Konzerninteressen und Lobbyismus destabilisierten die Ernährungsindustrie und die Lebensgrundlage vieler Landwirtinnen und Landwirte, erklärte das Bündnis.

Die Zukunft kleinbetrieblicher Strukturen sichern

Auch der starke Anstieg von Pachtpreisen und Investitionskosten in der Landwirtschaft haben zu einer Abwanderung, vor allem junger Menschen, aus ländlichen Regionen geführt. Das Bündnis forderte aus diesem Grund die zukünftige Bundesregierung auf, dem Höfesterben und der Förderung großstruktureller Betriebe langfristig entgegenzuwirken.

Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe in den letzten 10 Jahren

Das statistische Bundesamt gibt an, dass (Stand 06.01.2025) in Deutschland 255.010 landwirtschaftliche Betriebe aktiv wirtschaften. Nach Angaben des BMEL hat sich in den letzten Jahren eine Trendwende eingestellt, die zugunsten großflächiger Betriebe (100 - 1.000 ha) und zum Nachteil von Betrieben mit wenig Fläche (< 5 – 100 ha)  ausfielen.

Im Vergleich zu 2010 haben vor allem Betriebe mit einer Gesamtfläche zwischen 200 und 500 ha, mit einem Zuwachs von 37 % im Jahr 2023, profitiert. Den größten Rückgang erlebten Betriebe mit einer Gesamtfläche zwischen 20 und 50 ha, mit einem Rückgang von - 23 % im Vergleich zum Jahr 2010.

Bessere Lebensmittelgrundlagen schaffen

Gesunde und nachhaltige Lebensmittel mit hoher Qualität und zu bezahlbaren Preisen und eine angemessene Bezahlung derjenigen, die die Lebensmittel produzieren, adressierte das Bündnis als Grundziele der zukünftigen Agrarpolitik in Deutschland und Europa. Die Inflation und das Mercosur-Abkommen bedrohte diese Ziele maßgeblich, betont das Bündnis. Hunger und der Zugang zu billigen Lebensmitteln mit schlechten Nährwerten und problematischen Erzeugungsbedingung seien „kein technisches Problem, sondern ein politisches Problem“, skandierte Christoph Bautz, Aktivist und Biologe, zum Ende der Auftaktkundgebung.

Hunger ist kein technisches Problem, sondern ein politisches Problem
Christoph Bautz

Auch einige Teilnehmer der Demo erklärten ihre Sorgen während des Demozuges. „Ich finde es schade, mit welchen Bedingungen vor allem junge Leute, die in die Landwirtschaft einsteigen wollen, konfrontiert werden“, heißt es von einer Demo-Teilnehmerin. Ein anderer Teilnehmer erklärte: „Ich bin auf dem Land großgeworden und wünsche mir auch für die nächsten Generationen mehr Perspektiven.“

Was fordern die Demo-Teilnehmer von der neuen Bundesregierung mit Blick auf die Zukunft der Agrarpolitik? „Ich möchte mich als Landwirtin gesehen fühlen“, antwortete eine Demoteilnehmerin. Ein anderer erklärte „Mich ärgert, dass viele gewählte Vertreter in der Agrarpolitik oft kaum eine Ahnung von Landwirtschaft haben. Warum ist das so? Und warum stehen Konzerninteressen vor dem Gemeinwohl?“

Leiser Gegenspruch am Bordstein

Bis zum Jahr 2022 stellte sich der „Wir haben es satt!“ Demo die „Wir machen Euch satt!“ Gegendemo als Protest gegenüber. In diesem Jahr blieb die Konfrontation der beiden Lager aus. Ein leiser Gegenprotest konnte dennoch beim Vorbeilaufen einiger Zuschauer des Demozuges beobachtet und gehört werden. „Ich mach euch auch gleich satt“ oder „Was soll denn die Öko-Nummer schon wieder?“, hieß es von einigen Zuschauern. Zum Dialog zwischen den Lagern kam es in den genannten Beispielen nicht.

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