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Göttinger Professor mahnt nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft an

Klimakrise und globale Ernährungsunsicherheiten machen eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft notwendig. Stattdessen fährt die Bundesregierung die Tierhaltung vor die Wand.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Göttinger Agrarökonom Prof. Stephan von Cramon-Taubadel warnt vor einer Agrarpolitik, die lediglich die Produktion von Nahrungsmitteln und die damit einhergehenden Umweltprobleme ins Ausland verlagert.

Gleichzeitig machten jedoch die Klimakrise, Artensterben und globale Ernährungsunsicherheiten eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft notwendig. „Wenn die Weltbevölkerung wächst und die Anbauflächen nicht ausgeweitet werden können, dann bleibt uns nur die Ertragssteigerung“ sagte Cramon-Taubadel auf der Jahrestagung des Deutschen Verbandes Tiernahrung (DVT) am Donnerstag in Berlin.

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Nach Ansicht des Wissenschaftlers können Effizienz und Produktivität der globalen Nahrungsmittelproduktion durch mehr Forschung, Bildung und Technologietransfers auf ökologisch nachhaltige Weise erhöht werden. Dies setze jedoch Technologieoffenheit sowie Investitionsfreudigkeit voraus.

Als „Hoffnungsschimmer“ bezeichnete Cramon-Taubadel die geplante Neufassung des EU-Gentechnikrechts zur Deregulierung neuer Züchtungsmethoden sowie den Brüsseler Vorschlag für eine erneute Zulassung von Glyphosat.

Nachfrage der „Dreh- und Angelpunkt“

Durch die Ziele der europäischen Farm-to-Fork-Strategie drohe eine massive Verringerung der heimischen landwirtschaftlichen Produktion, sagte Cramon-Taubadel. Berechnungen zufolge würde die Produktion nur dann nicht ins Ausland verlagert, wenn die Fleischnachfrage in Europa um die Hälfte sinke.

„Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen Transformation der Landwirtschaft ist demzufolge der Konsum“, betonte der Agrarökonom. Daher müssten die Kosten der Umweltbelastungen bei Lebensmitteln konsequent eingepreist und Anreize für einen nachhaltigen Konsum gesetzt werden. Lebensmittel würden dabei zwangsweise teurer, und die Nachfrage nach tierischen Produkten würde sinken, auch wenn dies schmerzhaft sei.

Haben über unsere Verhältnisse gelebt

Cramon-Taubadel räumte ein, dass eine solche Transformation Gewinner und Verlierer mit sich bringe und bestimmte Branchen schrumpfen müssten. Dies muss nach seiner Ansicht mit verteilungspolitischen Maßnahmen flankiert werden. Jedoch haben seiner Einschätzung nach einkommensstarke Länder wie Deutschland hinsichtlich ihrer Emissionen und der Belastungen des Naturhaushaltes jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt. Künftig werde man daher insgesamt „mit weniger Wohlstand leben müssen“.

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Schiplage mahnt kalkulierbare Rahmenbedingungen an

Nicht nur die Tierhalter, auch die Futtermittelindustrie zeigt sich mit der Politik der rot-grün-gelben Bundesregierung unzufrieden. Der Präsident des Deutschen Verbandes Tiernahrung (DVT), Cord Schiplage, mahnte von der Politik kalkulierbare Rahmenbedingungen an. Diese brauche es für eine zuverlässige deutsche Futter- und Lebensmittelversorgung. Schiplage beklagte, Investitionen würden zurückgehalten und die Tierzahlen gingen unaufhaltsam zurück, während es gleichzeitig weltweit einer höheren Proteinversorgung bedürfe. Der deutsche Markt verliere zusehends an Bedeutung.

„Unzureichende“ Vorschläge der Politik

Der DVT-Präsident kritisierte die Vorschläge und Instrumente der Politik als „unzureichend“. Insbesondere vermisst Schiplage bei der Bundesregierung Flexibilität, um auf aktuelle Veränderungen einzugehen. Zudem appellierte er an die Politik, gesicherte und langfristige Erkenntnisse der Wissenschaft zu nutzen, um nachhaltige Lösungen für die Verwertung und Weiterverarbeitung von Ernteprodukten zu schaffen. In dem Zusammenhang nannte er auch die Nutzung moderner Züchtungsmethoden.

Stromsteuer ist zu senken

Auch die hohen Energiekosten machen der Futtermittelbranche weiter zu schaffen, wie Schiplage weiter feststellte. Der DVT-Präsident sprach sich für eine Absenkung von Steuern und Abgaben aus.

Zu den weiteren Herausforderungen der Branche zählte Schiplage verschiedene Exportverbote für deutsches Fleisch im Ausland und damit einhergehend fehlende Absatzmärkte, eine unsichere Warenverfügbarkeit und eine instabile Preislage. Es sei für die kommenden Monate nicht absehbar, wie die Märkte weiter reagierten.

Der DVT-Präsident wies darauf hin, dass die Mischfutterherstellung 2022/23 um rund 1 Mio. t oder 4,6 % auf 21,7 Mio. t gesunken sei. Beim Mischfutter für Schweine sei der Rückgang mit rund 800.000 t oder 10 % auf 8,2 Mio. t am härtesten ausgefallen. Der gleichzeitige Import von Billigfleisch aus anderen Ländern verdeutliche dabei „die verworrene und ungelöste agrarpolitische Lage in Deutschland“, so Schiplage.

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