Mehr Respekt für die Leistungen der Bauern hat Thüringens Landwirtschaftsminister Prof. Benjamin-Immanuel Hoff gefordert. Die gesellschaftliche Debatte über die Agrarwende dürfe nicht gegen die landwirtschaftlichen Betriebe oder über die Köpfe der Bauern hinweg geführt werden, sondern nur mit ihnen.
„Dazu gehört auch, sich von einfachen Weltbildern und Erklärungsmodellen zu verabschieden. Wir müssen in der Agrarpolitik die Weichen so stellen, dass die vermeintlichen Widersprüche und Zielkonflikte zwischen Ökologie und Ökonomie gelöst werden können“, betonte der Linken-Politiker. Dabei sollten die Umweltleistungen der Landwirtschaft finanziell unterstützt werden.
„Unsere Agrarpolitik in dieser Wahlperiode muss moderierend wirken und die gesellschaftlichen Anforderungen an die Landwirtschaft mit den unter Marktzwängen agierenden Bauern in Einklang bringen“, erklärte Hoff. Damit solche Ziele erreicht werden könnten, seien verschiedene Instrumente erforderlich. Dazu zählten wirksame Preis- und Anreizmechanismen sowie an der Wirtschaftsrealität orientierte Auflagen.
Zudem müssten Innovationen und die Digitalisierung im Agrarbereich noch stärker unterstützt sowie regionale Wertschöpfungsketten und der ökologische Landbau weiter gefördert werden. Auch müsse gewährleistet sein, dass die Agrarstruktur erhalten bleibe und die Bauern es sich weiterhin leisten könnten, Boden zu kaufen und zu pachten.
Bauern bereit zu Veränderungen
Nach Ansicht von Hoff ist es unlauter, Landwirte pauschal als Gegner von Natur-, Arten- und Bodenschutz zu kritisieren oder ihnen mangelnde Bereitschaft zur Veränderung vorzuwerfen. „Unsere landwirtschaftlichen Betriebe arbeiten unter sich stets verändernden Bedingungen, und seit nunmehr 30 Jahren wird ein permanenter Strukturwandel praktiziert“, erklärte der Minister.
Zugleich kritisierte er den mangelnden Mut zur Veränderung bei einigen Interessenverbänden: „Notwendige Anpassungen und Veränderungen wurden verzögert und neue Regelungen verwässert. Zu lange wurde den Landwirten von den eigenen Verbänden suggeriert, dass es ausreicht, sich gegen vermeintlich sachfremde Einmischung zu wehren, um den Status quo aufrecht zu erhalten.“
Doch viele Bauern setzten neue Ideen und Ansätze bereits in die Praxis um. Sein Ziel sei es, so Hoff, die in Thüringen vorhandenen innovativen, umweltfreundlichen und wirtschaftlich tragfähigen Beispiele in der Landwirtschaft zur flächendeckenden Realität im Freistaat werden zu lassen.