Sechs von 13 untersuchten Rohschinken-Produkte bestehen mittlerweile aus Fleischstücken, die aus mehreren Teilen zusammengeklebt sind. Das hat jetzt eine Untersuchung des Instituts für Lebensmittelhygiene der FU Berlin bestätigt. Auf den Verpackungen findet sich dazu kein Hinweis. Vielmehr ist dort bei einigen Produkten von "Spitzenqualität" die Rede. Andere Hersteller sprechen von Nuss- oder Lachsschinken, schreibt die Sächsische Zeitung. Laut einem NDR-Bericht hätten unter anderem die Hersteller Gutfried, Wiltmann und Berschneider beim Schinken gemogelt.
Technisch funktioniert das Zusammenkleben mit dem Enzym Transglutaminase, das nicht bei den Inhaltsstoffen aufgeführt werden muss. Alternativ pappen die Hersteller die Fleischstücke auch mit dem Lebensmittelzusatzstoff Thrombin zusammen. Gegen dessen Zulassung hat der Umweltausschuss des EU-Parlaments Anfang Mai gestimmt. Derzeit ist noch offen, ob sich das EU-Parlament dieser Entscheidung anschließt.
In beiden Fällen merkt der Kunde nicht, dass er keinen echten Schinken vor sich hat. Glatte Verbrauchertäuschung! Die Hersteller bewegen sich laut der Zeitung in einer rechtlichen Grauzone. Denn das Zusammensetzen von Fleischstücken ab einer gewissen Größe ist erlaubt. Beim so genannten Klebeschinken seien die Stücke allerdings kleiner, moniert das Bundesagrarministerium und fordert Konsequenzen. Die korrekte Bezeichnung wäre "Formfleisch".
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