Ist das schon ein Kurswechsel oder nur die Bestätigung der geltenden Rechtslage? Bundesumweltministerin Steffi Lemke fordert die Bundesländer jedenfalls zu vermehrten Abschüssen von „Problemwölfen“ auf.
Im Interview mit der Osnabrücker Zeitung sagte Lemke am Wochenende, dass der Abschuss von Wölfen, die das Überwinden von höheren Zäunen gelernt oder die Scheu vor Menschen verloren hätten, rechtskonform möglich sei. Diese Möglichkeit sollte nach Auffassung der Bundesministerin in Zukunft stärker genutzt werden. Sie will dafür sorgen, dass die damit verbundenen Verfahren unbürokratischer und praxisnäher werden. Wie das passieren soll, erläuterte Lemke jedoch nicht.
Die grüne Umweltministerin betonte sogar, dass derartige Abschüsse notwendig seien, um die Akzeptanz für den Wolf zu erhalten. Dafür müssten aber alle Beteiligten Rechtssicherheit haben, wenn eine Abschussgenehmigung erteilt wurde.
Lange Genehmigungsverfahren und Klagen
An dieser Rechtssicherheit und an den Genehmigungsverfahren hapert es jedoch. Verantwortliche berichten oft genug, dass sich die Antragsverfahren viel zu lange hinziehen und Abschüsse selbst nach der Genehmigung häufig zusätzlich durch Klagen ausgehebelt werden.
Beim Wolfsgipfel hatte der Landrat des Landkreises Uelzen, Dr. Heiko Blume Ende April in Berlin festgestellt, dass die Entnahme von Problemtieren durch die extrem hohen Anforderungen des neuen Bundesnaturschutzgesetzes nahezu unmöglich geworden sind. Blume sieht inzwischen in seinem Landkreis die Stimmung kippen und will nicht ausschließen, dass die Mehrheit in einer Abstimmung für die Wiederausrottung des Wolfs stimmen würde.
Auf dem diesjährigen Bauerntag in Münster hatte DBV-Präsident Joachim Rukwied vergangene Woche deutlich gemacht, dass die Entnahme von Problemtieren aus Sicht des Deutschen Bauernverbandes nicht ausreicht. Nötig seien Abschusspläne statt Bestandsmanagement.