Der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) hält den von der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) angestoßenen Prozess für eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und nicht für ein rein landwirtschaftliches Thema. „Am Ende der Gremienarbeit muss deshalb ein Kompromiss stehen, den alle Mitglieder der ZKL mittragen können“, fordert die BDL-Vorsitzende Kathrin Muus im Interview mit Agra-Europe. Deshalb sei es ihr auch so wichtig, die gesamte Gesellschaft beziehungsweise andere Verbände „mitzunehmen“.
Landwirte sollen großes Gewicht in der Zukunftskommission haben
„Entscheidend für den Erfolg der Zukunftskommission wird sein, wie weit jede Seite bereit ist, Kompromisse einzugehen“, betont Muus, die selbst Mitglied in dem Gremium ist. Da die Landwirte den Kompromiss am Ende auf ihren Höfen umsetzen müssten, brauchten sie in der ZKL auch ein großes Gewicht. Die agrarischen Organisationen in der Zukunftskommission seien deshalb gefragt, den Landwirten dieses Gewicht zu verschaffen.
Abgrenzung von Fridays for Future
In Sachen Klimaschutz setzen die Landjugendlichen nicht auf lauten Protest, sondern auf konkrete Problemlösungen. Die Klimabewegung „Fridays for Future“ (FFF) ist nach den Worten des BDL-Co-Vorsitzenden Jan Hägerling vor allem ein städtisches Phänomen. Die Klimaaktivisten seien in der Sache radikal, böten aber selten eigene Umsetzungs- und Lösungsvorschläge an, so der Niedersachse, der erst kürzlich neu an die Spitze des mit 100 000 Mitgliedern bundesweit größten Jugendverbandes im ländlichen Raum gewählt wurde. „Wenn wir als Landjugendliche mit unseren Anliegen an die Politik herantreten, dann untermauern wir Forderungen meistens auch mit eigenen Vorschlägen, wie man Probleme konkret lösen kann. Das unterscheidet uns von FFF“, hebt Hägerling hervor.
Landjugend gegen Frauenquote
Die neu formierte BDL-Doppelspitze begrüßt im Interview die Ankündigung des Deutschen Bauernverbandes (DBV), „ jünger und weiblicher“ werden zu wollen. „Das ist ja eine Forderung, die wir schon länger an die DBV-Gremien herangetragen haben“, berichtet Muus. Eine explizite Frauenquote lehne der BDL allerdings ab. Junge Frauen sollten aufgrund ihrer Qualifikation und ihres Willens in eine Führungsposition kommen, und nicht durch eine Quote. Es müsse vielmehr darum gehen, Frauen in dem Bewusstsein zu stärken, dass sie für jede Aufgabe in Politik und Wirtschaft ebenso geeignet seien wie Männer. Und umgekehrt müsse auch bei den Männern dieses Bewusstsein reifen.
Dass sich auch junge Leute ehrenamtlich in Verbänden engagieren wollten, dafür sei der BDL das Paradebeispiel, unterstreichen Muus und Hägerling. Vielleicht müsse Verbandsarbeit generell attraktiver, offener und auch familienfreundlicher gestaltet werden, um den Nachwuchs anzulocken.