Mit der Höhe der Mehrwertsteuer kann die Politik den Lebensmittelkonsum gezielt steuern. Zu diesem Fazit kommen Dr. Marco Springmann von der Universität Oxford und Dr. Florian Freund vom Thünen-Institut für Marktanalyse.
Würde die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse gestrichen und für Fleisch und Milch im Gegenzug erhöht, würde sich das positiv auf ernährungsbedingte Krankheiten, Umwelt sowie das Steueraufkommen auswirken, heißt es in ihrer Folgenabschätzung weiter.
Eine kombinierte Anpassung der Mehrwertsteuersätze in Deutschland würde laut den Berechnungen dazu führen, dass der Konsum pflanzlicher Lebensmittel gegenüber dem Status quo um 6 kg steigt, während ganze 24 kg weniger tierische Produkte pro Kopf und Jahr verzehrt würden. Dies hätte laut der Folgenabschätzung auch positive Folgen für die Umwelt: So würden durch den veränderten Ernährungsmix alleine Deutschland beispielsweise jährlich etwa 10 Mio. t weniger Kohlendioxid ausgestoßen. Das entspreche ungefähr den Emissionen Lettlands.
Höhere MwSt auf Fleisch brächte dem Staat viel Geld ein
Laut der Folgenabschätzung würden die Steuereinnahmen des deutschen Fiskus durch die höhere Besteuerung tierischer Produkte um etwa 6,8 Mrd. € jährlich steigen. Umgekehrt würden die Kosten für die Gesellschaft durch Krankheiten und Klimaschäden um etwa 5,8 Mrd. € sinken.
Vorschlag: MwSt-Änderungen auf einen Schlag in beiden Gruppen
Um Zielkonflikte zwischen Ökonomie, Umwelt und Gesundheit zu minimieren, plädiert Freund dafür, nach Möglichkeit die Mehrwertsteuer auf beide Produktgruppen gleichzeitig zu verändern. Für die Wissenschaftler wäre die kombinierte Steueranpassung ein Schritt in Richtung eines nachhaltigeren Ernährungssystems.
Durch geringere Steuern auf pflanzliche Produkte würde die Bevölkerung von einem Rückgang ernährungsbedingter Krankheiten profitieren - Umwelt und Steuereinnahmen hingegen besonders von höher besteuerten tierischen Produkten. „Lässt sich eine stärker zielgerichtete Steuer wie die CO2-Steuer nicht durchsetzen, könnte die Reform der Mehrwertsteuer eine einfache Möglichkeit sein, dennoch Ernährungssysteme nachhaltiger zu gestalten“, erklärte Springmann.
Spanien drehen Rad zurück
Eine reine Absenkung der MwSt, wie sie Sozialverbände immer fordern, scheint jedenfalls nicht zu funktionieren, wie das Beispiel Spanien zeigt. Dort hat die Politik die 2023 eingeführte Steuerentlastung bei Grundnahrungsmitteln wieder abgeschafft.
Der Steuersatz für Brot, Mehl, Milch und Käse sowie Eiern, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Kartoffeln ist damit zu Beginn des Jahres von 2 % auf 4 % gestiegen.
Nur bei Olivenöl, dessen Produktion in Spanien in den zurückliegenden Jahren hitzebedingt massiv gelitten hat, bleibt der Mehrwertsteuersatz mit nun ebenfalls 4 % gegenüber dem Vergleichswert aus dem Jahr 2022 weiter erniedrigt. Damals war Olivenöl noch mit 10 % belastet worden.
veröffentlichen Verbraucherpreisindex um etwa 16% höher ausgefallen als in den Vergleichsmonaten 2022. Die Teuerung ebbte danach ab. Ende 2024 lag sie noch bei knapp 2%.