Am Mittwoch stellten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir in Berlin die überarbeiteten Punkte zur geplanten bundesweiten Cannabis-Legalisierung vor (top agrar berichtete).
Dabei erläuterten die Minister, wie ein Anbau der Hanfprodukte für Einzelpersonen auszusehen habe: Entkriminalisiert werde der Anbau von maximal drei weiblichen, blühenden Pflanzen pro Person. Diese könnten auch im Rahmen der sogenannten Cannabis-Clubs angebaut und ausgegeben werden. Dies sei Teil der ersten Legalisierungssäule, die noch im April via Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht werden soll.
Modellregionen als Chance für Landwirte?
Einen Schritt weiter gehe im Anschluss die zweite Legalisierungssäule. Wie ein Anbau der Cannabisprodukte für geplante zertifizierte Geschäfte aussehen könnte, blieb dabei jedoch noch offen. Auch wie ein großflächiger Anbau der Produkte für ebendiese zertifizierten Geschäfte aussehen könnte, sagte Özdemir nicht. Bereits kurz nach der Veröffentlichung der Pläne stellten sich Landwirte über Twitter die Frage, ob das eine Perspektive für Landwirte darstellen könne.
Wird die Bereitstellung von Flächen für die geplanten "Cannabis Clubs" ein neuer Betriebszweig für die Landwirtschaft?
— Peter Breunig 💛💙 (@peter_breunig) April 12, 2023
Max. 500 Personen pro Club und 3 Pflanzen pro Person = 1.500 Pflanzen. Bei ca. 5.000 Pflanzen pro ha => 0,3 ha pro Club. Würden (optimistisch) 5 Mio. Deutsche… https://t.co/pV80s25BMB
Prof. Dr. Peter Breunig, Professor an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf hatte die notwendige landwirtschaftliche Fläche für Deutschland bereits am Mittwochabend berechnet. Er kam zu dem Schluss, der „Deckungsbeitrag könnte aber höher sein als bei Zuckerrüben“.
Weiter schreibt Breunig: „In den USA werden rund 1/3 Outdoor produziert, die Kosten liegen dabei deutlich unter der Indoor-Produktion“.
top agrar-Leser bereits interessiert
Auch unter den top agrar-Lesern war, zwar mit ironischem Unterton, ein erstes Interesse am großflächigen Cannabis-Anbau zu erkennen. So fragte ein Leser nach benötigter Fläche, Nährstoffbedarf, Saat-, Pflanz- und Erntezeiten sowie der Fruchtfolgewirkung der Pflanzen. Außerdem fehle ihm ein Vertragsentwurf für die Verpachtung seiner Fläche an den Endverbraucher.
Auch Agrarblogger Bauer Willi machte über Twitter bereits konkrete Verpachtungsangebote für je drei Quadratmeter seines Ackers zum Anbau der erlaubten drei Pflanzen pro Person.
Jeder darf jetzt 3 Cannabispflanzen anbauen. Also verpachte ich an Interessenten 3 Quadratmeter meines Ackers. Die Pflanzen gehören dem Pächter. Gegen eine kleine Aufwandsentschädigung könnte ich mich aber darum kümmern. Angebot: Pacht 1 €/qm, Pflege 2 €/Pflanze...
— Bauer Willi 🥕 (@BauerWilli_org) April 12, 2023
Hat Özdemir den Landwirten zu viel versprochen?
Die großen Pläne Özdemirs und der Ampelkoalition aus dem Koalitionsvertrag vom Dezember 2021, Landwirte könnten in Zukunft großflächig Cannabis in Deutschland anbauen, blieben jedoch in der aktuellen Planänderung erst einmal aus. Damals sagte der neugewählte Agrarminister gegenüber der Bild am Sonntag: „Viele Bäuerinnen und Bauern stehen in den Startlöchern, um Hanf anzubauen. Sobald der Bundestag das Gesetz des Gesundheitsministers verabschiedet hat, wird die Landwirtschaft auch diese Nutzpflanzen anbauen.“
Den Ergebnissen vom Mittwoch zufolge, bleibt der großflächige Anbau von Nutzhanf wohl ausschließlich für Pflanzen mit einem geringen THC-Gehalt erlaubt.