Zu einer erfolgreichen Betriebsführung gehört für den Präsidenten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Hubertus Paetow, auch das Management agrar- und umweltpolitischer Maßnahmen.
Wie Paetow am vergangenen Freitag beim digitalen „Soester Agrarforum 2022“ erklärte, stellen sich viele Betriebe aktuell die Frage, ob sie ihre Strategie an agrarpolitischen Instrumenten wie der Biogasförderung ausrichten sollen.
Pro: Dafür spreche, dass bei diesem Weg Investitionen über den Förderungszeitraum gut planbar seien. Ein weiteres Pro-Argument sei das geringe Liquiditätsrisiko, denn der Staat sei verlässlich. Zudem werde der Betrieb durch eine hohe Forschungs- und Beratungsintensität unterstützt.
Contra: Gegen eine Orientierung der Betriebsstrategie an agrarpolitischen Instrumenten spricht Paetow zufolge allerdings, dass dieses Geschäftsmodell keinen „Unique Selling Point“ ermöglicht. Außerdem gab er zu bedenken, dass langfristige Investitionen von Folgeprogrammen abhängig seien. Auch gebe es keine „ungestörte“ Marktentwicklung.
Ferner sei unter Umständen mit negativen Imagewirkungen zu rechnen. Die Biogaserzeuger sähen sich beispielsweise mit dem Vorwurf konfrontiert, dass sie die Landschaft mit Mais „verschandelten“.
Schweinehaltung besonders betroffen
Nach Ansicht des DLG-Präsidenten bietet die anstehende „Transformation“ des Sektors für unternehmerische Landwirte mehr Chancen als Risiken. Dabei stehe die Analyse des Standortes und der politischen Rahmenbedingungen am Anfang einer Strategie.
Nicht jede Strategie passe auch morgen zum Standort Deutschland. Diese Frage betreffe besonders die Schweinehaltung. Möglicherweise sei hier angesichts von Standortvorteilen in anderen Ländern wie Spanien zur Erfüllung von Tierhaltungsvorgaben wie der erwünschten Freilandhaltung der Import von Schweinefleisch sinnvoller. Derweil würden Einkommenskombinationen in der Landwirtschaft und die vertikale Integration immer wichtiger.
Mehr sprechen, mehr experimentieren!
Indes forderte Paetow die Politik auf, konsensorientierte Gesprächsformate wie die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und die Borchert-Kommission sowie Kooperationen von Naturschutz und Agrarwirtschaft zu nutzen.
Auch sei mehr Agilität und Experimentierfreude wünschenswert. Dazu gehörten zum Beispiel die Einrichtung von „Reallaboren“ und versuchsweise Öffnungsklauseln, etwa für besondere Produktionsweisen. Paetow appellierte an die Agrarpolitiker außerdem, bei ihren Maßnahmen auf Symbolik zu verzichten und mehr Sorgfalt bei der Maßnahmenentwicklung walten zu lassen.