Gelassen reagiert der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, auf die derzeitige Veränderung der politischen Landschaft in Deutschland. Der Höhenflug der Grünen schrecke ihn nicht, sagt Rukwied im Interview mit Agra-Europe. Der DBV-Präsident zeigt sich offen für eine stärkere Berücksichtigung von Umweltzielen in der Agrarpolitik. Voraussetzung sei allerdings, dass Änderungen in diese Richtung mit einer erhöhten Förderung einhergingen.
„Zusätzliche Leistungen im Umwelt- und Naturschutz müssen sich für den Landwirt rechnen“, betont Rukwied. Zudem müsse klar sein, dass über diese Fragen sachlich diskutiert werde und nicht ideologisch. Der DBV-Präsident unterstreicht seine Bereitschaft zum Gespräch mit Umweltverbänden, kritisiert aber zugleich deren Neigung, sich auf Kosten des Bauernverbandes in der Öffentlichkeit zu profilieren.
Den Berufsstand sieht Rukwied gefordert, sich noch offensiver zu präsentieren und seine Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren. Man müsse mehr als in der Vergangenheit Landwirtschaft erklären und die bereits erreichten Fortschritte im Umwelt-, Klima- und Tierschutz publik machen. „Das alles ist schwierig, aber unverzichtbar“, so Rukwied.
Keine Sorgen macht er sich um einen schwindenden politischen Einfluss des Bauernverbandes. Die Erzeugung von Lebensmitteln und das Wirtschaften mit und in der Natur blieben auch künftig zentrale politische Themen, „unabhängig von der Zahl der Wählerstimmen, für die wir stehen“.
In der Klimadiskussion sieht Rukwied den Bauernverband mit seiner 2018 beschlossenen Klimastrategie 2.0 und den darin vereinbarten Emissionsreduktionszielen gut aufgestellt. Dies bedeute zugleich, dass die Landwirtschaft ihre Anstrengungen verstärken müsse. Dafür brauche man dringend die Klärung von Zielkonflikten, etwa zwischen mehr Tierwohl und Klimaschutz, und eine „politische Richtschnur, wie wir damit umgehen“.