DBV-Präsident Joachim Rukwied hat heute am Rande der Grünen Woche in Berlin auf einem Forum die Bedeutung der Brancheninitiative Tierwohl hervorgehoben und seine Sorge vor dem kommenden Tierwohllabel des Bundesagrarministeriums zum Ausdruck gebracht.
Während bisherige Labels lediglich geringfügige Marktanteile erreichten, sei es mit der Initiative Tierwohl erstmals gelungen, höhere Tierwohlstandards außerhalb der Marktnische zu etablieren, stellte Rukwied klar. Entscheidend ist jetzt seiner Ansicht nach, dass ein staatliches Label diesen erfolgreichen Ansatz nicht gefährdet. Daher sollte das staatliche Label mit der Initiative Tierwohl verzahnt werden und vorhandene Strukturen nutzen. Rukwied wörtlich: „Unsere Bauern brauchen keine zusätzliche Bürokratie und komplizierte Organisationsstrukturen. Wichtig ist auch eine enge Einbindung der Marktpartner, um Verbrauchern und Landwirten Mehrwert zu vermitteln.“
Die Landwirte seien doch für eine sinnvolle Weiterentwicklung der Tierhaltung offen. Zugleich klaffen die wachsenden Anforderungen von Politik und Gesellschaft und die Realität der Märkte noch weit auseinander. Doch gerade die wirtschaftlichen Perspektiven, die für die Bauernfamilien unverzichtbar sind, würden darüber entscheiden, ob sich Veränderungen erfolgreich umsetzen lassen.
Die Schweinehalter Peter Seeger aus Hessen und Gabriele Mörixmann aus Niedersachsen stellten ihre praktischen Erfahrungen mit der Initiative Tierwohl und mit besonderen Stall- und Vermarktungskonzepten vor, einschließlich eines Blicks auf die wirtschaftlichen Anforderungen aus Sicht der Betriebe.
Rudolf Festag, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Osnabrück beleuchtete Chancen und Herausforderungen für die Vermarktung höherer Tierwohlstandards. Es wurde deutlich, dass die Praxis eine breite Palette von Lösungen realisieren kann, aber eine gute Vermarktungsstrategie eine wesentliche Voraussetzung für Wertschöpfung und für das Gelingen solcher Konzepte darstellt.
Johannes Röring MdB, Präsident des Westfälisch-Lippischen Bauernverbandes, erklärte, dass die große Nachfrage der Tierhalter nach einer Teilnahme an der Initiative Tierwohl eindrücklich zeige, dass Landwirte bereit seien, ihren Teil der Verantwortung innerhalb der Lebensmittelkette für Veränderungen zu übernehmen. Letztlich müsse auch klar sein, so Röring, dass der Fortbestand der Initiative Tierwohl von der weiteren finanziellen Beteiligung des Lebensmitteleinzelhandels und damit der Zahlungsbereitschaft der Verbraucher abhänge.