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top agrar-Leser lehnen EU-Beitritt der Ukraine ab

Endlich sagt es mal einer, dachten sich die deutschen Landwirte, als Joachim Rukwied die Gefahren eines EU-Beitritts der Ukraine für den Agrarsektor ansprach. Hier die Stimmen der top agrar-Leser.

Lesezeit: 5 Minuten

Erst in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dann live auf dem Bauerntag in Cottbus hat DBV-Präsident Joachim Rukwied die Folgen für die Landwirtschaft angesprochen, die ein Beitritt der Ukraine zur EU hätte.

Das Thema ist natürlich heikel, es ist aber auch Aufgabe eines Bauernpräsidenten so etwas anzusprechen, weil die Konsequenzen für die deutschen Höfe extrem wären. Rukwied gelang der Spagat, weil er zunächst die große Solidarität mit der Ukraine beschwor und dann betont seine private Meinung abgab.

Was hat Rukwied gesagt?

"Bei einem EU-Beitritt trifft eine familiengetragene Landwirtschaft auf eine Großflächenlandwirtschaft mit tausenden Hektar Land, die in der Hand von irgendwelchen Investoren und Konsortien ist. Ich sehe da wirklich das Risiko, dass eine familien- oder mehrfamilien-getragene Landwirtschaft in Europa in der Zukunft gefährdet ist", sagte der Präsident.

Daraufhin kam reflexartig von Seiten einiger Politiker scharfe Kritik. So empörte sich etwa der Sicherheitspolitiker Sebastian Schäfer (Grüne), Rukwied mache sich mit seinen einseitigen Aussagen "zum propagandistischen Helfershelfer Wladimir Putins". Stattdessen sollte die EU die Chance zur Reform ihrer Landwirtschaft ergreifen.

Auch bei unseren top agrar-Lesern wurden die Aussagen sehr rege thematisiert – und die Meinung der Landwirte ist da eindeutig:

Rukwied hat alles richtig gemacht

Leser Wilfried Schmitz etwa gibt Rukwied absolut recht, dass der vor den Gefahren eines Beitritts warnt. „Man wird ihn später an seinen Worten messen. Er hat es doch noch sehr diplomatisch ausgedrückt.“ Schmitz wirft den Grünen dagegen vor, das Thema Ukrainebeitritt ausschließlich durch die ideologische Brille zu sehen. „Wenn die Ukraine beitritt können wir hier noch mehr Blümchenwiesen anlegen, aber das landwirtschaftliche Familienbetriebe noch wirtschaftlich produzieren können, kann man dann absolut vergessen.“

Dem pflichtet auch Helmut Gahse bei. Rukwied habe die Interessen der deutschen Bauern zu vertreten. Dass dies den Grünen nicht gefällt sei unausweichlich. „Das ist aushaltbar für Herrn Rukwied und gehört zum Berufsbild eines DBV Präsidenten!“

Oligarchenreich mit eiskalten Großinvestoren

Dass die Ukraine die gesamte Europäische Landwirtschaft an die Wand fahren könnte, befürchtet Franz Strixner. „Es ist das gleiche Oligarchensystem wie in Russland. Wieviel von der Ukraine gehört schon den Amis“, fragt er. 

Davon hat auch Carl-Hermann Pape gehört. Die Ländereien seien häufig im Besitz von ausländischen Investoren und Konsortien. „Fakt ist, dass die Ukraine massive Probleme mit Korruption hat“, betont Bernd Brunhöver. Seiner Meinung nach wäre es auch nicht friedensfördernd, jetzt Beitrittsgespräche zu starten. Er fände es besser, wenn das Land neutral bleibt. Und Wilhelm Grimm ist überzeugt, dass die Wirtschaftssysteme ohnehin nicht zusammenpassen. „Marktwirtschat gegen Oligarchenwirtschaft. Aber das ist den Politikern bei der Landwirtschaft egal“, so Grimm.

Ukraines Landwirtschaft in amerikanischer Hand?

Hierzu nimmt Prof. Alfons Balmann vom IAMO wie folgt Stellung:

"Die Aussage, dass ein Großteil der Ukraine in amerikanischer Hand sei ist Unsinn. Es wird aber immer wieder ausgegraben und kaum irgendwo richtiggestellt. Boden dürfen Ausländer sowie Unternehmen mit ausländischen Eigentümern bislang überhaupt nicht kaufen. Entsprechend gibt es kein ausländisches Bodeneigentum. 

Faktisch gibt es ein größeres Unternehmen in der Ukraine, das einem amerikanischen Investmentfond gehört. Das ist Agroprosperis mit etwa 300.000 ha und ist im Besitz von NCH Capital. Das betrifft immerhin 1% der Ackerfläche, die jedoch gepachtet ist (Verpächter dürfte die lokale Bevölkerung sein).

Ansonsten gibt es ein weiteres großes Unternehmen in ausländischer Hand, nämlich Continental Farmers mit 195.000 ha im Eigentum des saudischen Konzerns SALIC, nachdem es zuvor eine Insolvenz gab. Geleitet wird es von Georg von Nolcken. Auch deren Flächen sind gepachtet. Es gibt einige weitere große Holdings, die teilweise in der EU registriert und an europäischen Börsen sind, deren Mehrheitseigentümer jedoch Ukrainer sind." 

Wenn, dann zumindest nicht mit dem heutigen Agrarprämiensystem

Rukwieds Kritik ist berechtigt, greift aber zu kurz, meint Ludger Hengelsberg. Große Kapitalgesellschaften, die von EU-Subventionen alimentiert werden, gebe es auch hierzulande genug. Rudolf Rößle hingegen macht sich Gedanken zu den Agrarzahlungen in Zukunft: „Wenn das Budget gleich bleibt und die Flächen der Ukraine dazukommen, geht ein großer Teil an Geldern an Großunternehmen. Dann müsste eine Prämiengrenze bei 1.000 ha gezogen werden.“ Der top agrar-Leser glaubt, dass viele Spekulationstransaktionen getätigt würden, sollte die Ukraine wirklich in die EU gelangen. Um das Wohl der Landwirtsfamilien werde es dabei sicher nicht gehen. Albert Koch bringt es in seinem Kommentar auf den Punkt: „Die Ukraine in der EU ist das Ende der europäischen Landwirtschaft.

Klaus Beyrer findet es „völlig unverständlich“, wie man mit einem im Krieg befindlichen Land Beitrittsverhandlungen führen kann. „Die Standards der landwirtschaftlichen Produktion in dem Land sind Lichtjahre von unseren entfernt und dürften eigentlich gar nicht in die EU, weil die Ukraine eben noch ein Drittland ist. Wenn sich jetzt gewisse grüne Fantasten über Ruckwieds Äußerungen aufregen, zeigt dies nur, wie weit diese Leute von der Realität entfernt sind.“

So schlimm ist es da nicht 

Differenzierter betrachtet Stefan Lehr das Thema, da er früher selbst längere Zeit in der Ukraine war. Sicherlich stellten die großen Agroholdings der Ukraine eine Herausforderung dar, schildert er. Aber das die ukrainische Landwirtschaft so immens günstiger produziert, sei auch nicht ganz korrekt.

„Der Staat subventioniert dort zwar auch in einigen Bereichen, aber gleichzeitig werden Pachten und Löhne durch staatlichen Einfluss nach oben getrieben und die Betriebsmittelpreise sind auch nur unwesentlich niedriger, teils sind sie sogar höher. Auch gibt es in der Ukraine keine "Narrenfreiheit" was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Düngern und Saatgut anbelangt“, stellt Lehr klar.

Was die EU-Landwirtschaft gefährdet sind seiner Meinung nach derzeit die ideologischen Wünsch-dir-was-Ziele von realitätsfremden Politminderheiten. Diese würden aber nicht nur die Landwirtschaft, sondern zunehmend auch den gesamten Wirtschaftsstandort Europa gefährden.

Ganz anders sieht das der frühere Tierarzt Günter Schanné: „Rukwied sollte an Lösungen mitarbeiten, wie die Ukraine in 10 bis 20 Jahren in die EU Schritt für Schritt integriert wird. Für Getreide aus der Schwarzerderegion können wir gerne unsere Natur schonen und sich erholen lassen“, schreibt er.

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