Der global tätige Rohstoffhändler Cargill will ab dem 1. Juli den Export von russischem Getreide einstellen. Dies habe das Unternehmen Russlands stellvertretender Landwirtschaftsministerin Oksana Lut in einem Schreiben mitgeteilt, berichtete vergangene Woche die russische Nachrichtenplattform RBC. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters betonte das Moskauer Agrarressort, dass „die Einstellung der Exporttätigkeit auf dem russischen Markt keine Auswirkungen auf das Ausfuhrvolumen ins Ausland haben wird“. Die Getreideexportanlagen des Unternehmens würden unabhängig davon, wer sie verwaltet, weiter betrieben.
Das russische Tochterunternehmen von Cargill lehnte bisher eine Stellungnahme gegenüber den Medien ab. Zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine hieß es auf der Webseite des Unternehmens im Februar, dass als Reaktion auf den verheerenden Krieg die Geschäftstätigkeiten zurückgefahren und neue Investitionen in Russland gestoppt worden seien. Der Schwarzmeerkorridor spiele jedoch eine wichtige Rolle für die Versorgung der Menschen mit Grundnahrungsmitteln in mehr als 50 Ländern. „Deshalb müssen wir weiterhin in der Region tätig sein und dürfen niemals von unserem Ziel abrücken, die Welt zu ernähren“, so Cargill.
Hat der Kreml Druck gemacht?
Dem RBC-Bericht zufolge wird das Agrarhandelsunternehmen in der noch laufenden Saison 2022/23 rund 2,2 Mio. t russisches Getreide exportieren, was etwa 4 % der Gesamtausfuhr entspricht. Der amerikanische Konzern sei damit sechstgrößter Getreideexporteur Russlands.
Laut RBC hat Cargill möglicherweise auf Druck der Moskauer Regierung beschlossen, seine Getreideexporte einzustellen. In Russland gibt es Gruppen, die den Kauf oder Handel von heimischem Getreide und Ölsaaten durch Unternehmen verbieten wollen, die mit „unfreundlichen Staaten“ verbunden sind. Ein vollständiger Ausstieg aus Russland ist von Cargill aber wohl nicht vorgesehen. Es ist laut RBC nicht geplant, andere Geschäftsfelder in den Bereichen Lebensmittel, Industrie und Finanzen komplett aufzugeben. AgE