Die Ernte 2023bleibt in vielen Regionen Deutschlands eine Zitterpartie. Gedroschen wird wann immer es irgendwie geht. „Wir ernten mit der Brechstange“, bringt es ein Landwirt aus Westfalen auf den Punkt. Doch immer wieder ziehen Gewitterschauer übers Land und führen zu Zwangspausen. Aber auch Maschinenschäden bremsen den Erntefortschritt immer wieder aus.
Sehr enttäuschend ist auch das, was die Landwirte teilweise vom Acker holen. Wer Glück hat holt noch trockenen Futterweizen vom Acker, aber auch Totalschäden sind dabei. „Ab 5 % Auswuchs gibt es meist Abzüge und ab 20 % werden bei vielen Händlern die Weizenpartien gestoßen“, berichtet Stephanie Stöver-Cordes von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Dann sei die Futtertauglichkeit nicht mehr gegeben. Die Bewertung erfolge normalerweise per Hand, wegen Zeitmangel orientiere man sich aber teilweise auch schon am Hektolitergewicht, dass bei Keimung schnell absinke.
Propionsäure wird knapp
Dann bleibt nur noch der Weg zur Biogasanlage. Die nehmen stark ausgewachsene Bestände auf. „Wir hören von Preisen zwischen 8 bis 10 € je t trockene Ware“, berichtet Stöver-Cordes. Die meisten hätten sich aber mehr als das Doppelt versprochen. Wenn geerntet werden kann, wird vielerorts gemahlen und mit Propionsäure versetzt. Das führt regional sogar schon zu Lieferengpässen bei Propionsäure.
Ist die Ernte eingebracht, kommen für etliche Betriebe aber die nächsten Probleme. Bei extremen Stellen mit Lagerkorn hebt der Drescherfahrer meist das Schneidwerk aus und lässt die Ernte liegen. Die Landwirte müssen dort erst mulchen, um anschließend Grubbern oder Pflügen zu können. Auch nach der Ernte bleibt die Feldsaison 2023 offenbar eine Geduldsprobe.