Die Diskussion um den CO2-Ausstoß in der Landwirtschaft und dessen Reduzierung ist längst auf den Höfen angekommen. Doch die bisherige Erkenntnis: Vieles ist möglich, wirklich tragfähig und wirtschaftlich sind die Konzepte in den seltensten Fällen.
40 % weniger CO2 beim Mastschwein
Der Agrarhandelskonzern Agravis aus Münster will das ändern und rechnet am Beispiel der Mastschweinehaltung vor, welche Einsparpotenziale in der Tierhaltung möglich sind. Demnach lassen sich mit den bisher verfügbaren Instrumenten bis zu 40 % der CO2-Emissionen einsparen, erklärt Agravis-Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Köckler. „Wir können den Ausstoß pro Mastschwein von 310 kg CO2-Äquivalent auf nur noch 190 kg senken“, sagt er. Das sind die Bausteine (siehe Übersicht):
Verwertung des Hofdüngers in Biogasanlagen.
Einsatz von grünem Mineraldünger
Sojaschrot einer brasilianischen Genossenschaft (Coamo), die die Anforderungen des Lieferkettenverantwortungsgesetzes erfüllt.
Nährstoffreduzierte Fütterungskonzepte
Auf die Frage von top agrar nach den Kosten des Konzepts hält sich Köckler bedeckt: „Die Kosten sind erst einmal egal. Wir müssen die Schlachtbranche und den Lebensmitteleinzelhandel mit ins Boot holen, um den Mehrwert für den Verbraucher zu kommunizieren und zu bepreisen.“ Das sei der entscheidende Punkt.
LEH bekommt Mehrwert bisher umsonst
Er machte auch deutlich, wie es nicht geht: 2016 habe der LEH einfach Milch mit gentechnikfreier Fütterung eingeführt, ohne dass es dafür einen garantierten Mehrerlös gegeben habe. „Forderungen ohne Wertschöpfung darf es nicht mehr geben“, so der Agravis-Chef.
Klimafreundliches Brot
Köckler berichtete auch von einem Pilotprojekt im Ackerbau, um klimafreundliches Brot herzustellen. Das Getreide für dieses Brot wird dabei mit „grünem“ Stickstoffdünger gedüngt, der mit erneuerbarer Energie hergestellt wurde und im Vergleich zu herkömmlichem Dünger rund 50 % weniger CO2 emittiert.
Um das Projekt auf den Weg zu bringen, deckt die Agravis die Mehrkosten für den teureren Dünger durch eine Weizenprämie ab. Die Vermarktung des CO2-reduzierten Weizenmehls läuft in den Niederlanden über die Lebensmittelkette Albert Heijn. Das Projekt startete bereits 2023 und befindet sich nach dem zweiten Erntejahr immer noch in der Startphase. Die Aufgabe der Agravis sei es, den Weizen bereitzustellen.
Mehl mit 35 % weniger CO2
2024 wurde ein weiteres Projekt gestartet: Eine Kooperation zwischen Agravis Ost, SKW Piesteritz, Roland Mills und Bäckerei Lieken. Geerntet wurden im laufenden Jahr etwa 3.000 t dieses CO2-reduzierten Weizens. Dieser wurde bei Roland Mills Ost in Thüringen zu Mehl verarbeitet. Durch den Einsatz des grünen Düngemittels reduziert sich der CO2-Fußabdruck des Mehls um ca. 35 %, erklärt die Agravis.