Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat seine Prognose für die EU-Weizenausfuhren 2023/24 deutlich nach unten gesetzt. Laut dem USDA-Bericht zum internationalen Getreidemarkt vom Donnerstag (11.4.) ist für das noch bis einschließlich Juni dauernde Vermarktungsjahr mit einer Ausfuhr von 34,5 Mio. t EU-Weizen zu rechnen; im März waren noch 36,5 Mio. t erwartet worden. Damit würde die Vorjahresmenge um fast 600.000 t verfehlt. Die Washingtoner Fachleute begründen ihre Einschätzung mit deutlichen Marktanteilsverlusten der Gemeinschaft in Afrika und im Nahen Osten.
EU-Exporte schrumpfen; Russland gewinnt
Damit im Einklang setzten sie ihre Voraussage für Russlands Weizenexporte 2023/24 um 1 Mio. t auf 52 Mio. t herauf. Mit dieser Rekordmenge würde das Vorjahresvolumen um 4,5 Mio. t übertroffen. Russland biete die Ware sehr günstig an und schöpfe dabei auch aus sehr umfangreichen Lagerbeständen, die Ende Juni 2023 einen Rekord von 14,6 Mio. t erreicht hätten und bis zum Ende dieser Vermarktungssaison auf 12,4 Mio. t abgebaut werden dürften.
Einbußen in Saudi-Arabien und Algerien
Nordafrika, Subsahara-Afrika und der Nahe Osten sind „traditionell“ die wichtigsten Auslandsmärkte für EU-Weizen. Nach USDA-Angaben gingen die betreffenden Lieferungen der Union nach Nordafrika allerdings in den ersten sieben Monaten des laufenden Wirtschaftsjahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 25% zurück.
Die Weizenausfuhren der Gemeinschaft in den Nahen Osten seien zeitgleich sogar um mehr als 60% gesunken. In Saudi-Arabien habe die EU in den fünf Jahren bis 2019/20 noch einen Marktanteil von fast 95 % erreicht. 2023/24 sei die Nachfrage Saudi-Arabiens am Weltmarkt aber deutlich zurückgegangen, weil die eigene Produktion aufgrund attraktiver Preise angezogen habe.
Außerdem habe sich die Einfuhrpräferenz bei den Ausschreibungen der staatlichen Global Food Security Authority (GFSA) seit 2021/22 von EU-Weizen auf die aktuell günstigere russische Ware verlagert, so dass die EU nun nicht mehr die Hauptbezugsquelle sei.
Algerien diversifiziert
Eine ähnliche Entwicklung beobachteten die Washingtoner Beamten in Algerien. Das staatliche Beschaffungsamt Office Algérien Interprofessionnel des Céréales (OAIC) sei der einzige Weizenimporteur des Landes und traditionell auf EU-Lieferungen angewiesen. Noch vor fünf Jahren habe die EU dort einen Marktanteil von 85% gehalten.
Seitdem bemühe sich die algerische Regierung aber um eine Diversifizierung der Brotweizenlieferanten. Deshalb habe das Land 2020 seine Einfuhrbeschränkungen für Weizen gelockert, indem es die zulässigen Quote für insektengeschädigte Körner anhob. Dies habe die Weizeneinfuhr aus der Schwarzmeerregion begünstigt. Seitdem hätten Russlands Weizenexporte dorthin kräftig zugelegt und kämpften aktuell mit dem EU-Angebot um die Vorherrschaft auf dem algerischen Markt, so das USDA.
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