Sorgten im Oktober neben geopolitischen Meldungen immer wieder Aussagen zu schwierigen Aussaatbedingungen in Europa, aber auch in Russland für Verunsicherung und festeren Weizenkursen, hat sich die Lage in den vergangenen Wochen etwas beruhigt: Sowohl aus Frankreich als auch dem übrigen Europa und aus der Schwarzmeerregion sorgten trockene Phasen für bessere Startbedingungen beim Weizen. In Frankreich standen die Feldbestände zuletzt zu fast 90 % „gut bis ausgezeichnet“. Auch im restlichen Europa sind die Bedingungen bis auf Ausnahmen als gut eingestuft.
1 Mio. ha weniger Getreide in Russland gesät
Auch in Russland war die Wintergetreideaussaat Ende November unter besseren Bedingungen so gut wie abgeschlossen. Dort wurde aber mit 17,5 Mio. ha von einer um rund 1 Mio. ha geschrumpften Fläche ausgegangen. Rund 90 % entfallen dabei auf Winterweizen.
Auch in den USA war die Rede von sehr guten Aufwuchsbedingungen für den Winterweizen. Die anfänglichen Sorgen aufgrund der Trockenheit haben sich relativiert. Hinzu kommen die Erwartungen an die laufenden Ernten von der Südhalbkugel. Für Australien werden knapp 32 Mio. t und damit 6 Mio. t mehr als im Vorjahr erwartet.
Zeitweise Preisbefestigungen beim Weizen sind momentan meist auf geopolitische Ereignisse zurückzuführen. So führte die Eskalation der russischen Angriffe auf die Ukraine Ende November zu festeren Börsenkursen. Die Bedenken um die Versorgung des Weltmarktes aus der Schwarzmeerregion gaben Unterstützung. Auch die Lage im Nahen Osten führt zeitweise immer mal wieder zu festerer Stimmung. Hat sich die Lage wieder etwas beruhigt oder sind die Unsicherheiten eingepreist, geben die Kurse wieder nach.
Kurz vorm Jahreswechsel kommen nun allerdings die Pläne des künftigen Präsidenten der USA Donald Trump als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor hinzu. Die Auswirkungen seiner geplanten Zölle auf den Weizenmarkt sind unklar.
Weiter günstige Exporte
Den größten Einfluss auf die Weizenkurse dürften derzeit allerdings weiterhin die anhaltend günstigen Exporte aus der Schwarzmeerregion haben. Dazu verhilft auch der schwache Rubel. Er macht die Ware auf dem Weltmarkt noch wettbewerbsfähiger. So versorgen sich der Nahe Osten und Nordafrika vornehmlich aus der Schwarzmeerregion. Frankreich bekommt nur vereinzelt einen Zuschlag. Allerdings: Inzwischen haben sich die Ausfuhren aus der Ukraine deutlich verlangsamt. Diese Entwicklung birgt Hoffnungen für den europäischen Markt.
Noch Lücken zu schließen
Der Kassamarkt war im November sogar fast schon auffällig ruhig. Sowohl die aufnehmende Seite als auch die Erzeuger hielten sich mit Offerten und Nachfrage deutlich zurück. Erst kurz vorm Beginn der Adventszeit drehte sich das Blatt etwas. Abschlüsse in Richtung Mühlen im Inland und Richtung Benelux waren wieder machbar.
Auch für die zweite Dezemberhälfte wurde zuletzt regional immer noch Ware gesucht. Und auch die Mischfutterhersteller bleiben kontinuierlich am Markt aktiv. Offenbar gilt es, einige Lücken zu schließen. Dabei wurden bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe bereits die höheren Kurse gezahlt, die offenbar eigentlich erst für das erste Quartal 2025 angedacht waren.
Auf der anderen Seite bleibt die Verkaufszurückhaltung in der Landwirtschaft derzeit aber im Wesentlichen bestehen. Die Hoffnung auf anziehende Kurse im neuen Jahr stützt dieses Verhalten. Vor dem Hintergrund der erwarteten nachgebenden Exportaktivitäten aus dem Schwarzmeerraum ist diese Strategie durchaus nachvollziehbar und berechtigt.
Zudem hat die EU-Kommission ihre Zahlen zur diesjährigen Ernte in Europa noch einmal korrigiert. Mit einem weiteren Minus von 300.000 t gehen die Experten jetzt von 112,3 Mio. t aus. Zudem erwarten sie geringere Endbestände im Wirtschaftsjahr 2024/25. Anstatt 10,4 Mio. t rechnen sie jetzt mit 9,8 Mio. t. Gleichzeitig sind die Entwicklungen auf der Südhalbkugel im Auge zu behalten.
Für die Vermarktung der eingelagerten Ernte gilt daher in jedem Fall weiter: Setzen Sie nicht alles auf eine Karte und platzieren Sie bei interessanten Preisofferten im Verlauf der Saison Teilpartien.