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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

topplus Kartoffelmarkt

Kartoffelernte 2024: "Wer Ware zwischenlagern kann, sollte dies auch tun."

Die Kartoffelfläche hat sich in Deutschland in diesem Jahr stark ausgedehnt. Ob und wie sich das auf den Markt und die Preise auswirkt, hat Ferdinand Buffen auf dem Weuthen-Kartoffeltag eingeschätzt.

Lesezeit: 7 Minuten

Eine Einschätzung für die Ernte und den Kartoffelmarkt hat Ferdinand Buffen, Geschäftsführer der Wilhelm Weuthen GmbH & Co KG, gegeben. Anlass war der 34. „Weuthen Kartoffeltag“ in Schwalmtal-Waldniel (NRW) Ende August. Die Kernaussagen seiner Rede haben wir für Sie zusammengefasst.

Rückblick aufs Anbaujahr 2024

  • Anhaltende Niederschläge im Frühjahr ließen das Pflanzfenster sehr groß werden. So waren bei der Frühkartoffelsaisoneröffnung in der Pfalz am 04. Juni mehr als 25 % der Kartoffelflächen in Belgien, Niederlanden und im Rheinland noch nicht bestellt.

  • Trotz viel weniger verfügbarem Pflanzgut und großen Herausforderungen beim Schneiden von Pflanzgut gab es eine nennenswerte Flächenausdehnung in Deutschland, Belgien und Frankreich.

  • Seit Ende Juni herrscht durchgehend wüchsiges Kartoffelwetter, aber auch extremer Krautfäuledruck.

  • Extreme Überflutungsschäden in Bayern führten zu einem Totalverlust von mehr als 1.000 ha Kartoffelfläche. Aber auch im Norden und Westen haben Starkregenereignisse ihre Spuren im Land hinterlassen.

Aktuelle Marktsituation

Für freien und spekulativen Anbau ist es für die Erntelieferung anders gekommen als manche es erwartet haben. Es hat in den letzten Wochen kaum oder keine Nachfrage nach freien Kartoffeln gegeben. Die Verarbeiter haben sehr früh Maßnahmen ergriffen und sich alle alten Kartoffeln gesichert. Die müssen auch in den kommenden 14 Tagen noch verarbeitet werden, was bei einigen Landwirten den Abruf der frühen Vertragsware bis in den September verzögert.

Auch im Speisekartoffelmarkt ist Normalität eingekehrt. Alle Regionen können sich derzeit vor Ort versorgen und in den traditionellen Versandgebieten warten noch überständigen Frühsorten auf Vermarktung. Wir sind jedoch optimistisch, dass sich in den nächsten Wochen und Monaten Vermarktungsfenster im Schäl- und Exportmarkt ergeben.

Derzeit trübt sich die Stimmung im Absatzmarkt für Fertigprodukte etwas ein. Extrem hohe Rohstoffpreise machen auch Konkurrenten in Asien und Nordamerika wettbewerbsfähig und die europäischen Verarbeiter müssen wieder um ihre Position im Weltmarkt kämpfen. Derzeit sind, trotz preiswertem Rohstoff im Kassamarkt, nicht alle Produktionsstätten voll ausgelastet.

Die wichtigsten Faktoren die den Markt aktuell beeinflussen:

  • Wir haben in der EU 4 (Deutschland, Niederlande, Belgien, Frankreich) eine nennenswerte Anbauausdehnung von durchschnittlich 6 %. Da von den gefragten Sorten nicht genug Pflanzgut verfügbar war, beruht die Ausdehnung vornehmlich auf Doppelnutzungs- und Frühsorten aus dem Speisesegment. Trotz nasser Witterung haben viele dieser Sorten die erforderliche Stärke und vor allem auch den Übergrößenanteil erreicht.

  • Des Weiteren wurden in den Stärkekartoffelgebieten einige Wirtschaftssorten auf Doppelnutzung umgestellt. Alle verfügbaren Chipssorten wurden ausgepflanzt. Einige neue Sorten wachsen grober und sind hervorragend Pommes-Frites geeignet.

  • Die Frühsorten haben in allen Regionen durchschnittliche, ordentliche Erträge gebracht. Auch früh gepflanzte Anschlusssorten zeigen in den Proberodungen gute Ergebnisse. Daher hat es die befürchtete Versorgungslücke Mitte/Ende August nicht gegeben.

  • Die Anbauausdehnung hat vornehmlich bei Landwirten stattgefunden, die keinen Lagerraum verfügbar haben. Der Angebotsdruck wird demnach vorerst noch andauern. Gute, schwerbödige, schalenfeste Kartoffeln werden auch heute schon deutlich über Notierungen gehandelt. Wer Ware zwischenlagern kann, sollte dies auch tun.

  • Die Speisefrühkartoffelvermarktung verlief aus den Importregionen und aus den frühen Regionen in Deutschland von Beginn an sehr zügig und auf Rekordpreisniveau. Der Markt war Mitte Juni bereits leergefegt, sodass auch losschalige Frühkartoffeln im LEH zum Einsatz kamen.

  • Die Verarbeitungsmengen waren im Juni und Juli unter Vorjahresniveau. Wir hoffen, dass diese Trendlinie bald wieder umkehrt.

Wie stehts um die Haupternte 2024?

Das wüchsige Wetter der letzten beiden Monate hat in den wichtigen Anbauregionen dafür gesorgt, dass mit Ausnahme der spät gepflanzten Bestände, eine durchschnittliche Ernte herangewachsen ist. Abzuwarten bleibt, was bei der jetzt trockenen und heißen Witterung aus den spät gepflanzten Beständen wird.

Die Verluste aus Aufgangsproblemen, Krautfäule, Überflutungen, Staunässe und Hagelschäden werden unserer Meinung nach durch die Anbauausdehnung kompensiert.

Fast alle Sorten zeigen einen deutlich höheren Knollenansatz wie im Vorjahr. Viele Standardsorten werden die geforderten Längenspezifikationen nur mit Mühe erreichen. Daher werden Fastfood-Sorten die ganze Saison sehr gefragt sein und deutlich über dem Standardmarkt bewertet werden.

Normal gepflanzte Bestände altern derzeit sehr schnell und nach den Erfahrungen des Vorjahres werden Landwirte diese Bestände früher Reife fördern und einlagern.

Die spät gepflanzten Bestände stehen noch sehr vital. Wenn diese Bestände noch einige Wochen durchwachsen, kann es noch nennenswerten Zuwachs geben. Doch gerade für diese Bestände müssen die Landwirte erneut das Risiko einer sehr späten Rodung eingehen.

Viele Ergebnisse der Proberodungen aus allen wichtigen Anbauregionen liegen vor. Wir erwarten im HAFPAL-Gebiet (Gebiet zwischen Hamburg, Frankfurt, Paris, London und Amsterdam in der Mitte) einen durchschnittlichen Ertrag. Die Verfügbarkeit von Rohstoff wird für alle Segmente aufgrund der Anbauausdehnung etwas größer sein. Auch die Stärkefabriken werden etwas mehr Rohstoff als in den Vorjahren bekommen.

Die spät gepflanzten Bestände haben derzeit noch Wachstumspotential, so dass eine verlässliche Ernteschätzung erst Mitte Oktober gemacht werden kann.

 Was können wir in den kommenden Monaten erwarten?

  • Die Versorgung der Fabriken mit Kartoffelrohstoff ist bis Ende Oktober mit Vertragsware geplant. Für Innovator und andere Fastfood-Sorten ist der Markt auch für freie Ware aufnahmefähig.

  • Derzeit hoffen wir, dass die derzeitigen Preise die Untergrenze des Marktes erreicht haben.

  • In den nächsten Wochen gilt es, die vereinbarten Vertragsmengen abzuwickeln.

  • Für Lieferungen aus dem Lager gibt es bereits jetzt Zukaufbedarf.

  • Die Verarbeitungsindustrie hat erhebliche Kapazitäten geschaffen und es werden noch weitere Investitionen getätigt. Hierfür benötigen wir auch in Zukunft entsprechenden Rohstoff. Im Jahr 2035 werden wir voraussichtlich nochmal 50.000 ha zusätzlichen Anbau benötigen.

Einschätzungen zu Pflanzkartoffeln

Die Anbauflächen von Pflanzkartoffeln für das Verarbeitungssegment wurden im Vergleich zu 2023 wieder nennenswert ausgedehnt. Sowohl Handel, Landwirte und Züchter haben erhebliche Maßnahmen getroffen, um das Risiko der Pflanzgutversorgung in Zukunft zu splitten. Der Knollenansatz in den meisten Vermehrungsgebieten ist gut. Wir rechnen mit durchschnittlichen Erträgen in guter Pflanzgutsortierung.

Ausblick

Auch wenn es zum heutigen Zeitpunkt aufgrund der späten Auspflanzung noch sehr große Unwägbarkeiten gibt, möchten wir heute folgende Erntemengen prognostizieren.

  • Deutschland: 11,00 - 11,50 Mio. to

  • EU 4: 22,50 – 23,50 Mio. to

Wir schätzen die Ernte also etwas größer ein als im Vorjahr. Insbesondere im großen Kartoffel-Bundesland Niedersachsen und im Osten von Deutschland erwarten wir eine gute Ernte.

Da die europäische Industrie ca. eine Woche später als geplant mit der Ernte 24 angefangen hat, erwarten wir eine gute bedarfsdeckende Ernte. Moderate Rohstoffpreise sollten den Verarbeitern auch die Möglichkeit geben, wieder Marktanteile zu gewinnen, und auch die Stärke-, Flocken- und Granulatindustrie kann größere Mengen verarbeiten.

Was bedeutet dies für die kommenden Monate und welche Preiskurve lässt sich daraus ableiten?

Speisekartoffelmarkt:

Wir erwarten in den kommenden Wochen bei Speisekartoffeln weitere Preisanpassungen. Trotzdem werden gute, schalenfeste Kartoffeln gefragt bleiben. Einige geeignete Sorten und grobe Sortierungen werden auch im Exportmarkt abfließen.

Für Speisekartoffeln aus dem Lager erwarten wir Preise zwischen 27,00 und 35,00 €/100 kg. Ab der Jahreswende kommen dann entsprechenden Aufschlägen für die Kisten- und Kühlhausware hinzu.

Verarbeitungsmarkt:

Für die Ernteperiode erwarten wir für Standardsorten den Preis um das heutige Niveau. Fastfood-Sorten und Agria für den Export sowie andere Spezialsorten werden deutlich darüber bewertet.

Aus der Lagerung erwarten wir die Preise für Verarbeitungskartoffeln um den Vertragspreis. Fastfood-Sorten werden über Vertragspreis bewertet. Die Differenz zwischen Standard- und Fastfood-Sorten schätzen wir größer als in den Vorjahren ein.

Da es in der Erntephase nur sehr wenig Nachfrage nach vertragsfreien Kartoffeln geben wird, werden Partien in schwächerer Qualität in alternative Verwertungsrichtungen, wie z.B. Stärke, Flocken oder Granulat, abfließen müssen.

Top Qualität Agria aus Langzeitlagerung wird sicher – auch aufgrund der bereits einsetzenden Nachfrage aus Südeuropa- wieder an der Oberkante der Notierungen rangieren.

Wer lange lagern kann, wird sicher heute nicht in Panik verfallen. Wer im Mai, Juni und Juli guten Rohstoff im Lager hat, wird auch in Zukunft genug Zeit und Geduld haben, um auf gute Vermarktungschancen zu warten. Dies haben die letzten Jahre bewiesen.

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