Die Gülleausbringung hat einen entscheidenden Einfluss auf den Clostridiengehalt in Grassilagen, berichtet unser Autor Gerald Stögmüller, Fütterungsberater und Leiter Futtermittellabor Rosenau, LK Niederösterreich.
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Clostridien in Grassilagen können Verdauungsprobleme und Vergiftungserscheinungen bei Kühen hervorrufen.
Es gilt, Verschmutzungen bei Pflanzen und damit im Futter zu vermeiden. Dazu gibt es drei Möglichkeiten.
Streifenförmige Gülleausbringung mit Schleppschuh bzw. -schlauch kann die Clostridienbelastung deutlich absenken.
Auch die Gülleseparation kann den Clostridiengehalt reduzieren.
Die Gülleverdünnung mit Wasser muss in hohem Maß (über 1 : 1) erfolgen, um einen Effekt zu erzielen.
Durch Wirtschaftsdünger (Gülle, Jauche, Mist, Kompost) werden neben Nährstoffen auch Strohreste und viele Keime auf die Felder ausgebracht. Je nach Ausbringungssystem und Fließfähigkeit des Wirtschaftsdüngers gelangen diese Stoffe auf die Blätter und Stängel der Pflanzen oder auf den Boden. Die ausgetrockneten Düngerreste werden bei der Ernte großteils mit in den Silo eingefahren. Aber auch wenn der Wirtschaftsdünger auf die Erde abgelegt wird, besteht das Risiko, dass er beim Schwaden das Erntegut verunreinigt. Steigende Eisengehalte – als Kennzeichen für erdige Verschmutzung – gehen mit steigenden Clostridiengehalten in den Silagen einher.
Die ausgebrachten Clostridien können sich am Feld unter den aeroben Bedingungen nicht vermehren, sie bilden deshalb die Dauerform „Sporen“. Diese Sporen sterben zwar mit zunehmender Dauer ab, können aber auch mehrere Jahre überdauern.
Risikoquelle Clostridien
Gelangen Clostridien ins Siliergut, sind diese auch als Gärschädlinge zu sehen, die sich bei langsamem und unzureichendem pH-Abfall im Silo vermehren können. Werden diese kontaminierten Silagen verfüttert, verursachen sie im Pansen Fermentationsstörungen.
Im Dickdarm können sie bei übermäßiger Vermehrung sogar Vergiftungen bei den Tieren hervorrufen. Symptome sind unter anderem Durchfall, Darmblutungen mit blutigem oder schwarzem Kot, Futterverweigerung, Milchabfall, aber auch Folgeerkrankungen wie akute Mastitis (E. coli) und andere Entzündungen.
Rindergülle ist zu dickflüssig
Die Vermeidung der Pflanzenverschmutzung und die Verbesserung der Fließfähigkeit der Gülle sind der Schlüssel, dem Problem Abhilfe zu schaffen. Rindergülle ist grundsätzlich dickflüssig und enthält hohe Anteile an Fasern und Schleimstoffen. Unbehandelte Gülle birgt daher ein hohes Risiko für Pflanzenverschmutzung und somit auch Keimbelastung.
In der Praxis sind deshalb die Verdünnung mit Wasser sowie die Separierung bereits weit verbreitete Methoden zur Verbesserung der Fließfähigkeit der Gülle und einer somit verminderten Anhaftung an den Pflanzen.
Eine zusätzliche Verbesserung des Systems bringt darauf aufbauend die streifenförmige Gülleapplikation. Durch die streifenförmige Gülleablage bleibt der überwiegende Teil der Gräser, Kräuter und Leguminosen zwischen den abgelegten Güllebändern sauber.
Neue Technik vermindert Futterverschmutzung
Die Fütterungsreferenten der Landwirtschaftskammern aus ganz Österreich haben gemeinsam mit der HBLFA Raumberg-Gumpenstein bei den Silageprojekten 2020 und 2024 auch umfangreiche Futteranalysen hinsichtlich Gärqualität und sulfitreduzierender Clostridien im Futtermittellabor Rosenau durchführen lassen. Bei den Silageprojekten wurden über 1.000 Clostridienanalysen mit gleichzeitigen Betriebserhebungen durchgeführt.
Die Auswertungen zur Güllewirtschaft liefern klare Ergebnisse. Die statistischen Auswertungen durch Reinhard Resch an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein zeigen, dass streifenförmige Ausbringungssysteme zu niedrigeren Clostridienbelastungen bei den Silagen führen (Übersicht 1). Bei der Schleppschuh- bzw. Schleppschlauchverteilung blieben die Clostridiengehalte deutlich unter dem Richtwert von 500 kBE je Gramm Futter.
Gülleseparation mit deutlichem Effekt
Als weiterer Parameter für die Clostridienbelastung kann auch der Buttersäuregehalt in Silagen herangezogen werden. Denn Buttersäure wird von zwei Clostridienstämmen gebildet: Clostridium perfingens, Clostridium botulinum.
Was hat Buttersäure mit Clostridien zu tun?
Es gibt viele Clostridienarten, die alle nur im sauerstofffreien Milieu leben können. Am landwirtschaftlichen Betrieb sind dies Güllegrube, Silo, Pansen und Dickdarm. Clostridien bilden Toxine und führen u.a. zu Gewebevergiftungen, Wundinfektionen und Lebensmittelverderb. Die bekanntesten Vertreter sind: C. perfringens (Gasbrand), C. tetanie (Wundstarrkrampf), C. botulinum (Botulismus) oder auch C. tyrobutyricum (Spätblähung bei Käse).
Buttersäure wird bei der Gärqualitätsbeurteilung zur Beurteilung von Fehlgärungen herangezogen und von zwei Clostridienstämmen gebildet. Treten bei Kühen ungeklärte Vergiftungserscheinungen auf, die durch den Buttersäuregehalt nicht erklärbar sind, ist die Analyse eines zusätzlichen Clostridienstammes empfehlenswert: die „sulfitreduzierenden Clostridien“. Diese ist in der Analyse der „erweiterten Gärqualität“ enthalten und kann darüber nachgewiesen werden.
Die Ergebnisse der Silageprojekte zeigen, dass die Separierung der Rindergülle die Buttersäure in den Grassilagen deutlich reduziert (Übersicht 2). Eine Kombination von Separierung und streifenförmiger Ausbringung zeigt im Durchschnitt nicht nur die geringsten Buttersäure- und damit Clostridiengehalte, sondern zudem auch keine starken Fehlgärungen einzelner Silagen.
Wasserverdünnung ohne klaren Effekt
Hinsichtlich der Verdünnung mit Wasser konnte bei der Clostridienbelastung kein klarer Effekt erkannt werden. Das kann unter anderem auch daran liegen, dass die Einschätzung des Verdünnungsgrades sehr schwierig ist und dass trotz Verdünnung noch Klumpen und Strohreste auf den Pflanzen kleben bleiben können.
Lediglich bei einer deutlichen Verdünnung mit Wasser auf über 1:1 zeigte sich eine verringerte Buttersäurebelastung der Silagen.
Übrigens: Wenn Silage nicht stinkt, heißt das nicht, dass keine Buttersäure enthalten ist. Die stinkende „ISO-Buttersäure“ (Schweißgeruch) macht nur einen kleinen Teil der gesamten Buttersäure aus. Der größere Anteil, die sogenannte „n-Buttersäure“, stinkt nicht. Man darf sich also nicht auf seine Nase verlassen.