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Bio Austria: Biofuttermittel aus der Ukraine sorgen für Aufregung

Die Biobranche steht unter Druck. Eine anonyme Gruppe von Bauern fordert mehr Transparenz bei Importen von Bio Austria.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Biobranche steht unter Druck. Gut 900 Betriebe sind zuletzt ausgestiegen. Die Preise für die Erzeuger sind seit dem Vorjahr niedrig und auch in den Supermärkten gibt es Bioangebote, die sogar die Preise der konventionellen Milchprodukte unterbieten. Das aktuelle Angebot an Biogetreide übersteigt laut AMA die Nachfrage. Die gesunkene Verarbeitung von Bioprodukten ließ die Lagerbestände heuer um 8 % steigen, bei Roggen um 39  %, bei Mais um 31 %. Dadurch fallen auch die Preise.

Der Verband Bio Austria als größte Interessensvertretung der Biobauern in Österreich mit rund 12.000 Mitgliedern ist in Aufruhr. Grund ist ein vermeintlicher Skandal um Bio-Futtermittelimporte aus dem Ausland.

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Mehr Transparenz gefordert

Die anonyme „Bio Initiative Fairplay Österreich“ will diesen aufgedeckt haben und fordert von Bio Austria mehr Transparenz. Rund 100 Bauern haben eine Petition an Bio Austria herangetragen. Kern der Kritik ist das Tochterunternehmen von Bio Austria die Bio Austria Marketing GmbH. Vor allem der Geschäftsführer Hermann Mittermayr steht unter Beschuss. Auf eigenen Wunsch verließ im Juli Obfrau-Stellvertreter Zeno Piatti den Bio Austria Vorstand.

Die Bio Austria Marketing sichert über Lizenzen, dass die Herkunft von Futtermitteln transparent ist.  „Unsere Aufgabe ist, dass die Bio Austria Viehhalter genügend Futtermittel zur Verfügung haben“, sagt Mittermayr im Gespräch mit top agrar Österreich. An erster Stelle steht, Bio Austria Ware für Tierhalter und Mischfutterwerke zur Verfügung zu stellen. Da in der Vergangenheit zu wenig Bio Austria Ware vorhanden war, gibt es die Möglichkeit, auch andere Verbandsware aus Österreich sowie EU-Bioware aus dem Inland in Futtermitteln zu verwenden. Dazu können auch Importe genehmigt werden. Hier gibt es einen genau genormten Prozess.

Die Bio Austria Marketing GmbH fragt die heimischen Lagerhalter (Gewerbebetriebe und auch angemeldete Bauern), was am Markt aktuell angeboten wird. Wird zu wenig heimische Bioware angeboten, gibt es eine Abstufung in Gruppen (sog. Prioritäten), diese reichen von Verbandsware aus der EU bis zu Bioware aus dem EU-Ausland. „Wir achten immer auf die Regionalität, es wird etwa Biomais aus Tschechien dem aus der Ukraine vorgezogen, wenn in Österreich oder der EU keiner zu bekommen ist“, gibt Mittermayr ein Beispiel.

2.000 t Mais aus der Ukraine importiert

Genau beim Futtermais gibt es einen konkreten Vorwurf der Fairplay Initiative aus dem Jahr 2022 gegen die Marketing-Organisation. Damals sollen 2.000 t Biofuttermais aus dem EU-Ausland (Ukraine) importiert worden sein, obwohl noch  EU-Ware vorhanden gewesen wäre. „Die Korruption soll bei der Bio Austria Marketing liegen“, heißt es von der anonymen Gruppe.

Dort räumt man den Fehler auch ein. „Ja, wir haben damals von einer Firma eine Anfrage bekommen, die 2.000 t Biomais und 2.000 t Biosoja importieren wollte“, sagt Mittermayr. Der Sojaantrag sei abgelehnt worden, weil genug andere Ware in Österreich vorhanden war. Beim Mais sei das Importfenster geöffnet gewesen, weil bei der Marktabfrage im November 2022 nur 7% des Bedarfes angeboten wurden. Damals habe ein Mitarbeiter die Stufen verwechselt und statt Ware aus der EU, Bioware aus dem Rest Europas genehmigt. So konnte das besagte Unternehmen 2.000 t Biomais aus der Ukraine importieren.

„Das hätte nicht passieren dürfen“, sagt Mittermayr. Die Computersysteme wurden verbessert, um solche Fehler zu vermeiden. „Im Jahr 2022 stiegen die Preise für Bioprodukte stark und viele heimische Produzenten und Lagerhalter hielten ihre Waren auf Lager und spekulierten mit noch höheren Preisen“, weiß Mittermayr. Anfang 2023 begannen die hohen Preise dann allmählich zu fallen, die ausländische Bioware war bereits genehmigt und die Waren in den heimischen Lagern strömte auf den Markt.

Keine Offenlegung wegen Datenschutz

Im Schreiben der anonymen Initiative begehrt man die „Offenlegung aller Importgenehmigungen in das Bio Austria-System der Jahre 2019 bis 2024“. „Diese einzelnen Genehmigungen können wir aus Datenschutzgründen gegenüber unserer Kunden und der Bauern nicht offenlegen“, sagt Mittermayr. 

Grundsätzlich habe die Marketing GmbH immer alles dem Verband (Bundesvorstand) kommuniziert und auch den Delegierten, heißt es. Ein Landwirt aus Niederösterreich, der in der Fairplay Initiative dabei ist, sieht eine überbordende Dynamik, die die Vorwürfe ausgelöst haben. „Im Nachhinein wäre es besser gewesen, das intern zu diskutieren“, sagt der Landwirt, der anonym bleiben will.

Obfrau Barbara Riegler erklärt dazu: „Wir haben bei Bio Austria ein Biofuttermittel-Vorzeige-System, das in Europa einzigartig ist. Und: Wir arbeiten auch daran, es immer wieder weiterzuentwickeln. Unser regionales System stellt den österreichischen Biobauern in den Mittelpunkt und kann die 100%-ige Rückverfolgbarkeit bis zum produzierenden Hof gewährleisten. Es ist unser Auftrag, unser bäuerliches System mit Argusaugen zu beobachten. Das finden nicht alle entlang der Wertschöpfungskette gut.“

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