Landwirtin Viktoria Hutter hat für top agrar Österreich drei Schuhe verschiedener Hersteller über den letzten Herbst und Winter getestet.
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Im letzten Winter haben wir die drei Forststiefel Pfanner Boa, Haix Protector und Werkstoff strong ausgiebig während der Waldarbeit testen können.
Unterm Strich handelt es sich um tolle Forststiefel, die auch preislich in ähnlicher Größenordnung liegen. Der Werkstoff ist mit knapp 270 € der günstigste, der teuerste Haix kostet ca. 50 € mehr.
Die Wahl des richtigen Stiefels ist letztlich eine „Geschmacksfrage“: flexibel oder starr, hoch oder niedrig, Schuhbänder oder Drehverschluss.
Neben Helm, Schnittschutzhose und Handschuhen gehören auch Forststiefel zur Persönlichen Schutzausrüstung eines(r) jeden Forstarbeiters bzw. Forstarbeiterin.
Gerade im „Flachland“ habe ich oft das Gefühl, dass der richtige Stiefel im Forst eher vernachlässigt wird. Doch ein guter Halt im Schuh, die Schnittschutzeinlage sowie eine rutschfeste Sohle sind immer wichtig für ein sicheres Arbeiten im Forst, egal ob in der Ebene oder im Gebirge.
Wir haben drei Schuhe bekannter Marken getestet und miteinander verglichen:
Pfanner Boa,
Haix Protector Forest 2.1 GTX MID und
Werkstoff Strong 4103 39.
Praktischer Drehverschluss
Der Pfanner Boa Schnittschutzschuh (Preis knapp 300 €) ist der leichteste Forstschuh von Pfanner der Schnittschutz-Klasse 2. Er wiegt unter 1 kg bei der von uns getesteten Größe 40. Geröllschutz, Obermaterial und Schnittschutz sind durchgehend miteinander vernietet.
Der Pfanner Boa weist als Besonderheit des Schuhs keine normale Schnürung auf, sondern ist mit einem Drehverschluss ausgestattet. Dadurch ist er einfach und schnell anzuziehen, das lästige Überkreuzschnüren entfällt und die Schnürung kann auch während des Arbeitens nicht aufgehen.
Gerade für schmale Füße kann durch den Schnitt und auch durch den Verschluss ein wirklich fester Halt gewährleistet werden. Anfangs hat während unseres Tests zwar die Zunge etwas am Bein gedrückt. Aber nach einigen Versuchen hat man dann heraus, wie man sie trotz der Schnürung richtig platziert ohne zu drücken.
Hat man zusätzlich zu schmalen Füßen noch einen hohen Rist, bietet der Pfanner Boa durch die beiden Drehverschlüsse, einer unten beim Rist und einer ganz oben, auch eine optimale Einstellung des Schuhs im Vergleich zu den beiden anderen Testkandidaten. Diese kann man nur bis ganz oben einmal festziehen. Dadurch drücken sie eher am Rist. Ein kleiner Trick, der hier Abhilfe schafft, ist das Auslassen einer Schlaufe.
Gepolsterter Zehenschutz
Der Haix Protector Forest 2.1 GTX MID (etwa 320 €) hat ein optisch modernes Design. Seine gepolsterte Zehenschutzkappe ist besonders breit und hoch. Sie schützt die Füße vor herabfallenden Ästen etc. Mit dem Haix „2-Zone Lacing System“ können Fuß- und Wadenbereich unterschiedlich fest geschnürt werden.
Der Haix Protector ist ebenfalls bequem zu tragen, reicht allerdings auch ein Stückchen weniger weit über den Knöchel. Aufgefallen ist bei unserem Test: Wenn wir vom Boa-Stiefel in den Haix Protector gestiegen sind, hatten wir fast das Gefühl, im Schuh zu schwimmen. Denn dieser Stiefel ist wesentlich breiter geschnitten. Und auch durch die Schnürung bekommt man nicht einen so festen Halt wie im Boa-Forststiefel.
Werkstoff mit gutem Halt
Der ölbeständige Schnittschutzstiefel Werkstoff Strong 4103 39(im Lagerhaus um 270 € erhältlich) hat als Obermaterial Nubuk-Leder und zusätzlich einen Leder-Kragen. Das Futter besteht aus atmungsaktivem Vollrindleder. Die Sympatex-Fußmembrane ist wasserdicht. Weiters verfügt der Schuh über die Zehenschutzkappe Light 200J aus Stahl und eine nichtmetallische Zwischensohle. Der Werkstoff-Stiefel ist von der Form her klassisch „klobig“ – er ist im Vergleich zu den beiden anderen Modellen wesentlich schwerer.
Er ist auch jener Stiefel, der den höchsten Schaft aufweist. Dieser in Kombination mit einer festen Schnürung stellt auch bei diesem Modell einen guten Halt im Schuh sicher und ist angenehm zu tragen. Ein Nachteil bei schmalen Füßen und Waden ist die dicke Zunge des Schuhs. Denn bei fester Schnürung wölbt sich diese auf und drückt am Bein.
In punkto Rutschfestigkeit und Wasserabweisefähigkeit haben wir im Praxistest keinen Unterschied der Modelle festgestellt.
Eine Frage des Geschmacks
Ein Nachteil des Pfanner Boa ist uns noch aufgefallen, wenn man die Schuhbänder bzw. die Schnürung austauschen muss. Bei diesem Schuh benötigt man dafür wesentlich mehr Fingerspitzengefühl. Auf der anderen Seite hat man auf die Drehschnürung lebenslange Garantie. Beim Haix Protector sowie beim Werkstoff stellt der Tausch absolut kein Problem dar: einfach altes Schuhband raus und neues eingefädelt.
Vergleicht man die Sohlenfestigkeit der Schuhe, so ist die des Pfanner Forststiefels wesentlich flexibler. Andererseits weisen die beiden anderen Stiefel eine sehr stabile Sohle auf. Fazit: Alles in allem konnten wir hier drei tolle Forststiefel testen, die preislich in ähnlicher Größenordnung liegen, der Werkstoff Schuh ist etwas kostengünstiger. Die Wahl des richtigen Stiefels ist somit eine „Geschmacksfrage“: flexibel oder starr, hoch oder niedrig, Schuhbänder oder Drehverschluss.