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topplus Roboter auf dem Acker

Farmdroid: Ein wertvoller Helfer in Rüben, Raps & Co.

Mit dem Farmdroid FD 20 können u. a. Zuckerrüben gesät und anschließend gehackt werden. Wie der Roboter in der Praxis funktioniert, darüber haben wir uns bei Biorübenbauern informiert.

Lesezeit: 10 Minuten

Schnell gelesen

Der Roboter Farmdroid FD 20 aus Dänemark kann Rüben, Raps und andere Kulturen säen und anschließend die Flächen auch hacken.

Das Gerät wird seit 2020 in der Praxis eingesetzt. Wir fragten Praktiker mit Biorübenanbau nach ihren Erfahrungen.

Beide Landwirte heben die große Arbeitskraftersparnis hervor. Diese liegt bei mehr als 50 % im Vergleich zur Methode aus mechanischer und Handhacke.

Mit einigen technischen Problemen haben die Anwender hier und da zu kämpfen. Aber der Hersteller bemüht sich sehr um die Behebung.

Zuckerrüben und Bio passen mehr oder weniger so gut zusammen wie Hund und Katz. Soll heißen: Durch den Verzicht auf Herbizide im biologischen Rübenanbau ist die Kulturführung mit deutlich erhöhtem Arbeitsaufwand verbunden. Die Beikrautregulierung funktioniert nur mit intensiver mechanischer Hack- und zusätzlicher Handarbeit, sodass viele Biobetriebe die Kultur aus ihren Anbauplanungen gestrichen haben.

Säen und Hacken in Kombi

Doch hier kommt seit 2020 der Feldroboter Farmdroid ins Spiel. Mit dem aus Dänemark stammenden und in Österreich von der Firma Farmersfuture R&B GmbH aus Lassee vertriebenen Roboter werden die Zuckerrüben gesät, und bis zum Reihenschluss auch mechanisch gehackt (weitere Details im Infokasten auf Seite 27). Wir haben zwei Landwirte, die den Roboter bereits seit drei Jahren in Zuckerrüben einsetzen, nach ihren bisherigen Erfahrungen gefragt.

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Seit 2022 setzt Thomas Past, Verwalter des Gutsbetriebes Marenzi in Ebergassing, auf den Roboter. Er hatte den Farmdroid 2021 auf den Biofeldtagen am Bio-Landgut Esterhazy in Donnerskirchen erstmals gesehen. „Ich war sofort angetan davon“, erinnert sich Past. Ein knappes Jahr später erledigte der Roboter das erste Mal seine Arbeit in den Zuckerrüben von Marenzi. „Der 400 ha-Betrieb ist seit 2018 auf Bio umgestiegen“, sagt Past, selbst seit März 2019 Geschäftsführer in Ebergassing. „Vor dem Kauf des Farmdroid lag die Biorübenfläche lediglich bei 4 ha“, so Past. „Hierfür waren mit zwei Saisonarbeitern rund 100 AK pro ha für die händische Unkrautbekämpfung notwendig.“ 

70 % Arbeitszeit gespart

Past rechnete anfangs mit einer Einsparung von 50 % des Arbeitskräfteeinsatzes. Gleichzeitig weitete er die Anbaufläche deutlich auf etwa 5 % der Ackerfläche bzw. knapp 19 ha aus. Nach dreijährigem Einsatz stellt Past fest, dass die Zeit- und Kosteneinsparungen höher liegen als kalkuliert: „Wir kommen jetzt auf ca. 30 AK/ha.“

Und das Beste für Past: „Das Gerät macht das, was es soll – jedenfalls meistens.“ Soll heißen, der Farmdroid erledigt seine Aufgaben, Rübensamen säen und Unkraut hacken, so wie gewünscht. Wenn nicht etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt. Dazu später mehr.

Der Anbau erfolgt Anfang April. Bevor der Roboter mit der Aussaat beginnen kann, muss im System der Feldumriss erfasst werden. Dies erfordert laut Past schon einige Zeit. „Wichtig ist auch eine gute Geometrie des Schlages“, sagt der Verwalter, „denn der Roboter kann keine Kurven fahren.“ Seit diesem Frühjahr ist beim Hersteller auch ein Feldmessstab optional erhältlich, damit ist das Feldeinmessen in kurzer Zeit erledigt, meint Robert Kurka von Farmersfuture.

720 m pro Stunde

Bei der Aussaat legen die sechs Einzelkornsäelemente das Saatgut exakt nach einem vorab berechneten Muster ab. Möglich ist dies durch zwei RTK-GNSS-Empfänger und ein ausgeklügeltes Fahrwerk. Wie bei herkömmlichen Einzelkornsämaschinen bedarf es hier gezielter Maßnahmen, denn das exakte Einstellen von Schardruck, Ablagetiefe usw. kann der Roboter noch nicht selbstständig erledigen. Dafür ist pro Schlag durchaus eine Akh anzusetzen. Eine besondere Herausforderung können stark wechselnde Bodenverhältnisse innerhalb des Schlages sein.

Gewöhnen musste sich der Verwalter nach eigener Aussage erst an die Dauer der Aussaat. Die Maschine wählt in Abstimmung mit der Aussaatmenge eine bestimmte Geschwindigkeit. Sie sät sechsreihig mit 50 cm Abstand. „Bei 19 cm Abstand in der Reihe bringt sie somit 100.000 Rübensamen mit 720 m pro Stunde aus, das sind umgerechnet 0,21 ha. Für die gesamte Anbaufläche benötigt der FD 20 rund 90 Stunden“, erklärt Past.

Zur Aussaat im April kann der Roboter mit seinem Photovoltaik-Dach laut Past bis zu 20 Stunden fahren: „Für diese Spanne hat er genug Batterie.“ Für die späteren Hackdurchgänge arbeitet er dann aufgrund der besseren Lichtverhältnisse 24 Stunden durch. Um das Gerät für das Hacken einzusetzen, sind einige Umbauarbeiten erforderlich. „Dazu gehören das Versetzen der Werkzeugträger, das Hochhängen der Säeinheiten und die Montage der Hackwerkzeuge“, erklärt Past. Mit der Unkrauthacke beginnt der Verwalter etwa im Vierblatt-Stadium der Rübe.

„Im Vorjahr sind wir deutlich früher gestartet, was sich als Fehler herausstellte, da das Gerät relativ viele Rübenpflanzen verschüttete und wir dadurch Ausfälle zu verkraften hatten.“ Dazu merkt Farmdroid-Importeur Kurka an: „Wenn Pflanzen verschüttet werden, ist die Einstellung nicht korrekt. Es gibt jetzt eine kostengünstige Zusatzausrüstung (Schutzscheiben), die das Einstellen erleichtern und Verschüttungen verhindern.“

Bis kurz vor Reihenschluss

Durch die vorherige Aussaat merkt sich der Farmdroid genau, wo die Samenkörner abgelegt sind. Er bearbeitet über 90 % der Fläche mit den Hackdrähten zwischen den Reihen. In den Reihen bearbeiten Hackschare, die auf Basis der bei der Saat gespeicherten Positionen ein- und ausschwenken, 5 bis 6 % der Fläche. Der Roboter arbeitet durchgehend, „bis zu dem Zeitpunkt, wo er anfängt, die Rübenblätter abzureißen. Das ist ca. eine Woche vor Reihenschluss“, so die Erfahrung von Past. Zu den Arbeitsergebnissen hält der Verwalter fest, dass der Farmdroid seine Aufgaben grundsätzlich gut löst, sowohl die Aussaat als auch das Hacken. In den ersten zwei Jahren gab es hier so gut wie keine Probleme, der Unkrautbesatz war jeweils sehr gering. Anders stellt sich die Situation heuer dar: „Zwar hat der Anbau noch wunderbar funktioniert, doch nach dem Auflauf war es längere Zeit ziemlich kalt“, berichtet Past. „Das hat dazu geführt, dass sich die Rüben Ende Mai sehr unterschiedlich entwickelt hatten, viele waren schon im Vierblatt-, andere aber erst im Zweiblattstadium.“

Um hier nicht wieder Ausfallschäden zu verursachen, musste er mit dem Hacken einige Zeit zuwarten. Das führte dazu, dass sich mehrere Nester mit Ampferknöterich auf dem Rübenschlag bildeten. „Diese waren zum Zeitpunkt, als der Farmdroid wieder fahren konnte, bereits so groß, dass sie die Hackmesser ständig verstopften“, erzählt der Verwalter. Dies sei schon problematisch gewesen.

Mag keine Steine über 10 cm

Unterm Strich sind laut Past für eine wirklich gute Einstellung und Arbeit des Gerätes ein homogenes Saatbett und ein gleichmäßiger Aufgang ganz wichtig. „Größere Steine mag der Farmdroid überhaupt nicht. Auch Stöcke, die z. B. von Hundehaltern auf die Rübenfläche geworfen werden, stellen oft unüberwindbare Hindernisse dar“, erklärt Past. Dazu merkt Robert Kurka von Farmersfuture an: Mit Steinen bis zu einem Durchmesser von 10 cm kann der Farmdroid gut umgehen. Bei sehr starkem Steinbesatz empfehlen wir den Einsatz einer Umkehrfräse.“ Darüber hinaus haben den Farmdroid auch zwei unvorhersehbare Ereignisse kurzzeitig außer Gefecht gesetzt. Die Rede ist von Sonnenstürmen, zu erkennen als Polarlichter am Nachthimmel. Die dabei entstehenden elektrischen Ladungen störten offensichtlich die Steuerung des Farmdroid.

„Beim ersten Sonnensturm ist der Roboter kreuz und quer gefahren, er wusste offensichtlich nicht, wo er ist. Wir haben ihn dann solange abgestellt“, erklärt Past. Beim zweiten Sonnensturm Ende Mai hat das dänische Unternehmen schon frühzeitig reagiert und die Anwender darüber informiert, dass die Server bei allen Robotern für die Dauer des Ereignisses runtergefahren werden. Ein Wunsch von Past wäre ein Interface zu einer GIS-Lösung: „Dann könnte man es auch in anderen Kulturen einsetzen.“

Unterm Strich hat sich der Farmdroid für das Biogut Ebergassing laut Past bisher bewährt. Der Nutzen, die großen Arbeitskrafteinsparungen und die solide Arbeit des Gerätes rechtfertigen die Anschaffungskosten in jedem Fall. Past hat im Jänner 2022 noch knapp unter 80.000 € netto bezahlt. Inzwischen liegt der Preis der Maschine rund 20.000 € höher. An jährlichen Kosten kommen laut dem Verwalter ein Servicepaket von 800 bis 900 €, eine Maschinenbruch-und Diebstahlversicherung von 900 € sowie die Kosten für Ersatzteile wie Hackmesser etc. hinzu.

Eierlegende Wollmilchsau

Für Daniel Bartmann aus Tribuswinkel im Bezirk Baden ist der Farmdroid so etwas „wie die eierlegende Wollmilchsau“, sagt er. Er bewirtschaftet mit Ehefrau Margit einen 50 ha-Ackerbaubetrieb im Nebenerwerb biologisch. Beide gehen einer außerlandwirtschaftlichen Hauptbeschäftigung nach.

Vor allem die Personalkomponente war Bartmann vorher immer ein Dorn im Auge. „Wir beschäftigten auf unseren rund 5 ha Biorübenflächen für die Handhacke dreimal jährlich je eine Woche lang acht Saisonarbeiter über eine Leasingfirma auf den Feldern“, erklärt Bartmann. Neben den hohen Personalkosten störten Bartmann vor allem auch die Arbeitsbedingungen mit oft großer Hitze ohne Schatten für die Arbeitskräfte. Deshalb war auch er auf den Esterhazy Biofeldtagen vor drei Jahren sofort angetan von dem dort vorgestellten Farmdroid.

Es dauerte nicht lange, bis der Roboter bei ihm am Betrieb stand. Bartmann nutzt das Gerät mit einem Landwirt aus Trumau, dem Onkel seiner Frau Margit, der für die Nutzung Miete zahlt. Zusammen kommen die beiden auf 12 ha Rübenanbaufläche. Mit dem Einsatz des Roboters konnte Bartmann die Fremdarbeitskraft-Problematik mit einem Schlag ad acta legen. „Wir haben damit den Arbeitskraftbedarf von zehn Personen auf eine halbe reduziert“, freut sich der Biobauer. 

Kamera für Gegenstände

Neben diesem wichtigsten Argument für den Farmdroid bewährt sich das Gerät laut Bartmann aber auch im Praxiseinsatz. „Die Aussaat ist mit dem FD 20 allerdings anstrengender als früher“, räumt Bartmann ein. „Mit dem Traktor und Einzelkornmaschine haben wir drei Stunden dafür benötigt, mit dem Roboter drei Tage.“ Natürlich spiele hierbei das Wetter eine wichtige Rolle. Ansonsten störe ihn die lange Zeitspanne aber nicht so sehr wie seinen Schwiegervater. „Er bemängelte anfangs, dass er auf einem anderen Acker doch schon längst blindstriegeln könnte“, so Bartmann.

Beim Blindstriegeln werde es zudem ab und an heikel, wenn der Acker nicht wirklich schön hergerichtet sei. „Bei Stroh oder anderen Gegenständen streikt der Farmdroid schon gerne einmal. Ich habe deshalb eine Kamera unterhalb der Photovoltaikelemente installiert, mit der ich dies gut überwachen kann“, meint der Biolandwirt. Unterm Strich erklärt Bartmann: „Diese Investition hat sich auf jeden Fall für uns rentiert.“

Farmdroid FD 20

Der Roboter im Porträt

Der Farmdroid FD20 von der gleichnamigen Firma in Dänemark kann säen und sechs bis acht Reihen hacken. Mit der entsprechenden Technik kann er auch punktgenau chemischen Pflanzenschutz ausführen. Dafür bietet Farmdroid ein Spotspraying-Spritzsystem an. Dieses kostet ca. 12.000 € brutto. Der Roboter wiegt ca. 900 kg. Ein Solarpanel versorgt die Batterien mit Strom und macht einen Ladestopp an sonnigen Tagen überflüssig. Der Roboter wird vor allem beim Anbau von Zuckerrüben, Raps und Zwiebeln, Kräutern und Gemüse eingesetzt. 

Der Roboter sät die Samen mit einem GPS-Saatsystem in einem Raster aus. Er merkt sich die Position der Pflanzen und hackt später um diese Position herum, d. h. neben und zwischen den Reihen. Um mit dem Roboter hacken zu können, müssen die aktiven Module von Säen auf Hacken umgebaut werden. Da der FD20 wieder in derselben Spur fährt, müssen die Module um ca. 12 cm verschoben werden, damit in die Reihe gehackt werden kann.

Die Hackarme schwenken in die Reihe hinein. Weil der Farmdroid die Pflanzen vorher mithilfe der RTK-Technik gesät hat, kennt er die exakte Position der Pflanze und speichert sie für das spätere Hacken. Daneben hat der Roboter noch 4 mm dicke Stahldrähte, die entlang der Reihen laufen. Der FD 20 kann also sowohl mitmilfe von Hackdrähten zwischen den Reihen hacken als auch mit den Hackmessern in diese hineinhacken. 

Bei der Einführung in die Technik werden Landwirte von der Firma von Generalimporteur Robert Kurka von Farmersfuture R&B GmbH begleitet.

800 ha Biorüben

Die Biorübenanbaufläche in Österreich liegt 2024 bei rund 800 ha. Durch Erdflohbefall und Rübenderb-rüssler gingen netto rund 100 ha verloren. Ursprünglich waren also rund 900 ha angebaut. Dies entsprach auch der Zielflächengröße der Agrana bei Biorüben. Das Absatzpotenzial für Biozucker bezeichnet Unternehmenssprecher Markus Simak als rückläufig. Die Anbauflächen von Landwirten mit Hackrobotern wurden geringer gekürzt, um den hohen Investitionskosten möglichst Rechnung zu tragen.

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