Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

topplus Verbissschutz

Wildverbiss: Es muss nicht immer ein Zaun sein

Zum Verbissschutz gepflanzter Bäume hat sich der Zaun bewährt. Mit durchschnittlich 15 €/m ist er allerdings teuer. Hier kommt der Einzelpflanzenschutz ins Spiel – mechanisch und chemisch.

Lesezeit: 5 Minuten

Schnell gelesen

Gepflanzte Bäume lassen sich flächig oder gezielt vor Wildverbiss schützen.

Zäune sichern ganze Flächen vor ­Verbiss, rechnen sich aber nicht immer, da sie teuer in der Anschaffung sind.

Bei einzeln oder gruppenweise ein­gebrachten Setzlingen ist ein Einzelschutz sinnvoller.

Bei Schutzhüllen gibt es verschiedene Öffnungs-, Maschenweiten und ­Beschichtungen. Die Preise variieren hier.

Neu eingebrachte Baumarten scheinen dem Wild besonders zu schmecken. Damit Aufforstung und Waldumbau trotz Verbiss gelingen, ist Schutz nötig. Ein Zaun schützt die gesamte Fläche – ist aber teuer und lenkt das Wild auf andere Bereiche. Der Einzelschutz ist die passende Lösung, wenn nur einzelne Mischbaumarten gesichert werden sollen.

Welche Maßnahmen haben sich in der Praxis bewährt? Verbiss ist normal und Teil der Wald-Wild-Beziehung. Ist der Verbissdruck hoch und drohen Verluste durch Entmischung, besteht Handlungsbedarf. Einige Baumarten sind für das Wild „Leckerbissen“, wie Tanne und Eiche. Hier ist ein Schutz oft unausweichlich. Ob darüber hinaus Baumarten vor Verbiss gesichert werden müssen, lässt sich mithilfe von Weiserpflanzen, wie Vogelbeere, Himbeere oder Weidenröschen, beurteilen.

Die Weiserpflanzen beachten

Sind sie stark vom Wild abgefressen, ist ein Schutz nötig. Neben der Kostenersparnis bietet der Einzelschutz einen Vorteil: Die krautigen Pflanzen bleiben Rehwild und Co. als Äsung erhalten. Insofern lohnt es sich, genau abzuwägen, wann ein Zaun bzw. Gatter sinnvoll ist. Dr. Cora Müller, vom Forstlichen Bildungszentrum im Zentrum für Wald und Holzwirtschaft in Arnsberg, unterscheidet hier zwischen biologischem, mechanischem und chemischem Verbissschutz. Eines sollte aber im Vorfeld klar sein: Nichts schützt dauerhaft. Je nach Mittel der Wahl sind Kontrollen, Nachjustierungen oder erneutes Ausbringen nötig.

Biologischer Verbissschutz

Grundsätzlich kann jeder Waldbesitzer seine Setzlinge selbst vor Verbiss schützen. Ausgenommen einiger chemischer Schutzmittel ist keine besondere Fachkenntnis dafür nötig. Das spiegelt sich in den Verfahren wider, die sich in der Praxis bewährt haben. Viele sind dem „Erfindergeist“ der Waldeigentümer zu verdanken. Dazu zählt etwa der Einzelschutz mit Schafwolle. Sie wird einfach um den Terminaltrieb gewickelt und bietet sofortigen Schutz. Wichtig ist, ungewaschene Schafwolle zu nutzen, denn der Geruch des Wollfetts vergrämt das Rehwild.

Die Schafwolle ist biologisch abbaubar und preiswert – wenn nicht kostenlos erhältlich. Am besten hält die Wolle an Nadelgehölzen, wie die Praxis zeigt. Eine mindestens jährliche Erneuerung der Schafwolle ist nötig, damit sie langfristig schützt.

Mechanischer Verbissschutz

Im Bereich mechanischer Verbissschutzmittel ist das Angebot am größten. Die meisten Maßnahmen werden aus Kunststoff hergestellt. Häufig verwenden die Waldbauern Terminal- bzw. Verbissschutzmanschetten, die in unterschiedlichen Farben erhältlich sind. Sie wirken bei Nadelholz am besten – weil sie dort nicht herunterrutschen. Bei der Installation ist exaktes Arbeiten nötig, um die Knospen nicht zu verletzen. Die Schutzwirkung ist gut.

Die Manschetten müssen jedes Jahr versetzt werden. Und je nach Baumart kann der Trieb unter dem Gewicht des Kunststoffes abknicken. Für Wildschweine können die bunten Manschetten zum Spielzeug werden. Darum sind regelmäßige Kontrollen nötig. Sind die Pflanzen aus dem Äser gewachsen, müssen die Manschetten wieder entfernt werden. Das erhöht die Kosten dieser Maßnahme.

Ähnlich, aber mit höherem Kontrollaufwand, wirken Terminalschutzkappen. Sie funktionieren am besten bei Nadelholz – dort „greifen“ sie sicher. Auch sie müssen oft kontrolliert werden, denn ohne dauernden Verschub drohen Wachstumshemmungen. Abschreckend wirkt handelsübliches Kreppband – wenn der Verbissdruck nicht zu groß wird. Das Kreppband ist preiswert und die Anwendung ist einfach. Mit der Zeit löst es sich von der Pflanze und vollständig auf.

Genau wie das Kreppband ist die Anwendung von Sprühfarbe von Praktikern etabliert worden. Die Sprühfarbe ist einfach anwendbar und preiswert – bis zu einem gewissen Maße. Anders als oft vermutet, wirkt nicht die Farbe, sondern der Geruch und der Geschmack vergrämend. Bei zu hoher Dosierung verkleben die Knospen.

Chemischer Verbissschutz

Chemische Mittel lassen sich streichen, spritzen oder durch Tauchen aufbringen. In der Praxis durchgesetzt hat sich neben Certosan vor allem Trico. Dessen Grundsubstanz ist Schaffett. Trico ist voll gebrauchsfertig erhältlich und wird per Spritzverfahren auf den Terminaltrieb flächig ausgebracht. In Österreich braucht es für den Erwerb einen Sachkundenachweis. Trico und Certosan bieten Schutz gegen Sommer- und Winterverbiss. Im Sommer hält die Wirkung aber meist nicht länger als sechs Wochen an. Somit sind mindestens eine Anwendung im Herbst sowie zwei im Sommer erforderlich. Der Einsatz von Trico sollte erst nach dem Laubfall und bei fester Knospe erfolgen.

Schutzhüllen und -hosen

Neben den genannten Mitteln gibt es eine Vielzahl von Hüllen und Drahthosen. Sie bieten dauerhaften Schutz gegen Wildverbiss und Fegeschäden. Anders als Drahthosen haben Wuchshüllen durch ein eigenes Mikroklima im Innern Einfluss auf das Pflanzenwachstum. Das ist nicht immer gewünscht. Zwar sind auch hier Kontrollen und ein Abbau nach dem Kultursicherungsstadium nötig. Über die Dauer gerechnet, ist der Schutz mithilfe von Drahthosen aber am sichersten und preiswertesten.

Mehr zu dem Thema

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.