Der Druck, die Methan- und Lachgasemissionen aus der Tierhaltung zu reduzieren, wird aktuell immer größer. Daher werden auch vermehrt Güllezusatzstoffe, wie Tonminerale, Gesteinsmehle, Kohle- und Algenprodukte, Pflanzen- und Bakterienpräparate, Geruchs- und Nitrifikationshemmer oder chemisch wirkende Produkte, angeboten.
Sie sollen Emissionen reduzieren, Schwimmschichten auflösen, die Gülle pflanzenverträglicher machen, Gerüche reduzieren, einen positiven Einfluss auf die Pflanzen haben und dadurch den Ertrag fördern, die Fresslust der Tiere steigern, die N-Effizienz verbessern und durch homogenere Gülle arbeitstechnische Prozesse erleichtern. Genauso unterschiedlich wie die Produkte selbst sind auch die Mengen, die eingesetzt werden, sowie die Preise, die dafür verlangt werden.
"Bodenhilfsstoffe" müssen keiner Prüfung unterzogen werden
Da diese Additive gesetzlich unter „Bodenhilfsstoffe“ geführt werden, müssen sie jedoch keinerlei Prüfung unterzogen werden, wodurch die Wirkung einzelner Produkte keineswegs bestätigt und auch Schadwirkungen nicht ausgeschlossen werden können. Andere Produkte wiederum, z.B. Nitrifikationshemmer, sind inzwischen sehr gut erforscht.
Mit der seit 2021 in Betrieb gegangenen Forschungsanlage an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein werden nun Gülleadditive speziell für die Güllelagerung auf deren Emissionsreduktionspotenzial untersucht. In Kooperation mit der Universität für Bodenkultur und der Lfl-Bayern, werden zahlreiche Produkte im Labor und unter Praxisbedingungen gestestet:
- Gesteinsmehle,
- Kalkprodukte,
- Gipspräparate,
- Effektive Mikroorganismen,
- Zuckerhaltige Produkte,
- Milchsäureprodukte.
Ergebnisse: "Vorsicht geboten"
Einige diese Produkte konnten die Ammoniak- oder Methanemissionen zwar senken oder auch Schwimmdecken reduzieren. Allerdings konnte bisher kein Produkt einen wesentlichen Beitrag zur Emissionsproblematik beitragen! Zusätzlich zeigten einige sogar negative Auswirkungen, wie z. B.
- die stärkere Ausgasung eines anderen treibhausrelevanten Schadgases,
- ein signifikant schlechterer Geruch,
- das Absetzen des Produktes oder
- das Auftreten von Schwefelwasserstoff in teilweise schädlichen und sogar letalen Dosen.
„Beim Einsatz von Gülleadditiven ist darum weiterhin Vorsicht geboten. Bislang ist nur ein Bruchteil der am Markt verfügbaren Produkte untersucht“, warnt Andreas Zentner von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Er kann daher Güllezusatzstoffe aktuell nicht für den praktischen Einsatz empfehlen. „Derzeit testen wir noch die Produktkategorien Molkerei- und Hefeerzeugnisse. Sobald alle Ergebnisse vorliegen, werden wir die Details an die Landwirte weitergeben.“