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Biobauern ohne Vieh haben oft Probleme mit ausgelaugten Böden. Hier hat sich Wolfgang Mader mit Kleekraft eine Lösung überlegt.
Mit Luzerne und Klee werden die Böden verbessert, der Aufwuchs wird als Eiweißfutterpellets vermarktet.
Die vollautomatische Produktionslinie kostet rund 1,5 Mio. €. Durch Synergieeffekte wie eine PV-Anlage oder eine Getreidetrocknung sinkt die Amortisationszeit.
Mit Kleekraft soll ein Netzwerk entstehen, das die Futtermittelwerke beliefert.
Tüfteln und Basteln sind Leidenschaften von Biobauer Wolfgang Mader, „aber noch lieber rechne ich“, sagt er. Seinen Betrieb in Hofkirchen in Oberösterreich führt er seit 30 Jahren. In seiner Halle stehen nicht viele Traktoren, sondern eine neuartige Anlage zur Verarbeitung von Klee und Luzerne. Die Ausrichtung des Hofs hat er schon mehrmals adaptiert. „Wenn sich etwas nicht mehr gerechnet hat, habe ich damit aufgehört“, schildert Mader. 1995 beendete er seine Ferkelproduktion und stellte auf Gemüseanbau um. Nach 15 Jahren gab es eine Umstellung auf Tafelobst.
Hohe Deckungsbeiträge und bessere Böden
Den nächsten Schritt hat Mader vor drei Jahren begonnen, als er seine Kleekraftanlage in Betrieb genommen hat. Rund zehn Jahre hat es von der Planung bis zur Inbetriebnahme gedauert. „Ich sah das Problem des Substanzverlusts der Böden für viehlose Biobetriebe“, sagt Mader. Bei intensiven Fruchtfolgen sind die Böden oft ausgelaugt. Biodünger ist teuer und Klee oder Luzerne bringen kaum Deckungsbeiträge. Mit der Kleekraftanlage soll sich das ändern und neben den gesunden Böden, die mit Stickstoff angereichert werden, entsteht ein hochwertiges Eiweißfuttermittel. Es kann nicht nur für Wiederkäuer, sondern auch für Geflügel und Schweine eingesetzt werden.
„Wir produzieren mit unserem Verfahren etwa doppelt so viel Eiweiß pro Hektar wie Sojabohnen. So tragen wir dazu bei, die Eiweißlücke zu schließen“, ist Mader überzeugt. An der Anlage und den Abläufen hat der Unternehmer lange getüftelt. Mit rund 50 bis 70 ha Luzernemischung kann man das System auslasten. Die Jahresproduktion liegt bei 500 t Pellets.
Die Saison läuft von Ende April bis Ende Oktober. Die Kleeflächen werden zwei Jahre bewirtschaftet, damit sich der Boden regenerieren kann. Dreimal pro Tag ist der Traktor mit Mähwerk und Ladewagen eine Stunde unterwegs und liefert frischen Klee an. Die Frischmasse wird erwärmt und dann gepresst. Die weitere Trocknung erfolgt schonend bei 50 °C und dauert etwa eineinhalb bis zwei Stunden. „So erreichen wir im Futtermittel 23 % Protein, es ist aber noch Luft nach oben“, sagt Mader. Der größte Hebel für die Qualität liege am Feld und beim Erntezeitpunkt. „Ohne Schwefel, Kalk oder Beimpfung hat man schon Verluste“, weiß der Landwirt.
Bis zu 400 kg Stickstoff am ha
Die Pellets gehen entweder direkt zu Landwirten oder an Futtermischwerke. „Die Rationen können so mit Protein aufgebessert werden, die Tonne wird um ca. 650 € verkauft. Der Preis hängt stark vom Proteingehalt ab“, sagt Mader. Pro Schnitt und Schlag werden Proben gezogen, um eine durchgehende Qualität gewährleisten zu können. Er selbst liefert seine Pellets an ein Futterwerk. Seine Böden können sich durch den Klee regenerieren und reichern rund 200 bis 400 kg Stickstoff pro ha und Jahr an. Vor allem das Wachstum der Wurzelmasse, das durch die Ernte angeregt wird, helfe den Böden Humus aufzubauen, weiß Mader.
PV oder Biogas in Kombination
Die vollautomatische Produktionslinie kostet etwa 1,5 Mio. €. Die Investitionen für das Energiesystem und die Halleninfrastruktur hängen stark vom Bestand ab. Zukünftige Anlagen würden sich in zehn bis 15 Jahren rechnen. Werden die Effekte am Acker oder Synergien durch die Kombination mit Silo-, Biogas- oder Kompostieranlagen einbezogen, funktioniere es deutlich schneller. „Wir haben bei unserer Pilotanlage das gesamte Energiekonzept integriert. Die Energie, die für die Verarbeitung und Trocknung gebraucht wird, soll jeweils am Standort produziert werden. Das geschieht hauptsächlich durch solare Energie, aus einer Dachluftabsaugung und der PV-Anlage, deren Strom für die Luftentfeuchtung verwendet wird. Die Restwärme kommt von einem Biomasseofen“, sagt Mader.
An Arbeitszeit rechnet der Landwirt mit 400 Stunden am Feld und 450 Stunden in der Anlage, wobei sich die Arbeitszeit auf den 50 ha Klee-Luzerne-Flächen gegenüber anderen Kulturen etwa im gleichen Ausmaß reduziert.
Ziel ist ein Netzwerk
Mader will sein Konzept auch weitertragen. „Mittel- bis langfristig können Klee-Luzerne-Pellets einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Eiweißversorgung liefern“, ist der Landwirt überzeugt.
Es gibt schon einige Interessenten, die ihre Felder nach diesem Konzept bewirtschaften und ein Kleekraftwerk errichten möchten. Ziel ist ein Netzwerk für eine gemeinschaftliche Vermarktung der Pellets. „Jeder Betrieb und jede Anlage muss die Qualitätskriterien einhalten, sonst kann man das Endprodukt nicht als standardisiertes Futtermittel mit gleichbleibender Qualität vermarkten. Wir rechnen, dass wir zwei bis drei Jahre brauchen, um bis zu sechs weitere Referenzanlagen zu bekommen, dann wird das Ganze in Gang gesetzt“, sagt Mader.
Die Bedingungen sind regional unterschiedlich und jeder Betrieb braucht eine individuelle Lösung, doch die Probleme der viehlosen Biobranche sind überall ähnlich. „Wir bieten mit dem Kleekraftwerk eine funktionierende Lösung an. Die Frage ist, will man langfristig Bauer sein, wenn ja, bieten sich in vielen Bereichen enorme Chancen, die muss man wahrnehmen und den Mut dazu haben“, sagt Mader. Interessenten können bei Workshops oder Anlagenbesichtigungen dabei sein. „Wird es für Landwirte konkret, begleiten wir den Prozess, die Anlagenplanung, Errichtung und Qualitätssicherung sowie das ackerbauliche Konzept“, so Mader.