Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

topplus Bio-Importe

Bio Austria Krise: Streit um Importe von Futtermitteln

Die Lage im Biosektor ist angespannt. Eine Gruppierung kritisiert die Importpraxis von Bio Austria.

Lesezeit: 6 Minuten

Schnell gelesen

Eine anonyme Initiative von Biobauern hat eine Petition an Bio Austria geschickt und fordert mehr Transparenz bei Futtermittelimporten.

Laut der Gruppierung wurden fälsch­licherweise im Jahr 2022/23 2.000 t ­Biomais aus der Ukraine importiert. Der Fehler lag bei der Bio Austria Marketing GmbH, die die Importlizenzen vergibt.

Bio Austria Marketing kann Zahlen zu einzelnen Lieferungen aus Datenschutzgründen nicht veröffentlichen. Es wird der Bundesvorstand und die Delegierten­versammlung über die Importe informiert.

Die Biobranche steht unter Druck. Gut 900 Betriebe sind zuletzt ausgestiegen. Die Preise für Getreide und Mais sind seit dem Vorjahr niedrig und auch in den Supermärkten gibt es Bioangebote, die sogar die Preise der konventionellen Milchprodukte unterbieten. Das aktuelle Angebot an Biogetreide übersteigt laut AMA die Nachfrage. Die gesunkene Verarbeitung ließ die Lagerbestände heuer um 8 % steigen, bei Roggen um 39 %, bei Mais um 31 %. Dadurch könnten die Preise weiter fallen.

Neben der schwierigen Situation der Biobauern, kämpft nun der größte Verband Bio Austria, mit rund 12.000 Mitgliedern, mit einem vermeintlichen Skandal rund um Biofuttermittelimporte aus dem Ausland. Zusätzlich verließ Obfrau-Stellvertreter Zeno Piatti auf eigenen Wunsch im Juli den Vorstand des Verbandes.

Das Wichtigste zum Thema Österreich freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Mehr Transparenz gefordert

Die anonyme „Bio Initiative Fairplay Österreich“ fordert von Bio Austria mehr Transparenz bei Importen. Rund 100 Bauern haben eine Petition an den Verband herangetragen. Kern der Kritik ist das Tochterunternehmen von Bio Austria, die Bio Austria Marketing GmbH. Vor allem der Geschäftsführer Hermann Mittermayr steht unter Beschuss. Die Kritiker stoßen sich an den Importen von Futtermitteln.

Die Bio Austria Marketing sichert über Lizenzen, dass die Herkunft von Futtermitteln transparent ist. „Unsere Aufgabe ist, dass die Bio Austria Viehhalter genügend Futtermittel zur Verfügung haben“, sagt Mittermayr im Gespräch mit top agrar Österreich. An erster Stelle steht Bio Austria-Ware für Tierhalter und Mischfutterwerke. Da in der Vergangenheit zu wenig Bio Austria Ware vorhanden war, gibt es die ­Möglichkeit, andere Verbandsware aus ­Österreich sowie EU-Bioware aus dem Inland in Futtermitteln zu verwenden. Dazu können Importe genehmigt werden. Hier gibt es einen genormten ­Prozess.

Die Bio Austria Marketing fragt die heimischen Lagerhalter, darunter sind Gewerbebetriebe und angemeldete Bauern, was am Markt aktuell an Futtermitteln angeboten wird. Ist zu wenig heimische Bioware vorhanden, gibt es eine Abstufung in Prioritäten, diese reichen von Verbandsware aus der EU bis zu Bioware aus dem EU-Ausland. „Wir achten immer auf die Regionalität, es wird etwa Biomais aus Tschechien dem aus der Ukraine vorgezogen, wenn in Österreich keiner zu bekommen ist“, gibt Mittermayr ein Beispiel.

2.000 t Mais aus der Ukraine ­importiert

Genau beim Futtermais gibt es einen konkreten Vorwurf der Fairplay Initiative aus dem Jahr 2022 gegen die Marketing-Organisation. Damals sollen 2.000 t Biofuttermais aus dem EU-Ausland (Ukraine) importiert worden sein, obwohl noch EU-Ware vorhanden gewesen wäre. „Die Korruption soll bei der Bio Austria Marketing liegen“, heißt es von der anonymen Gruppe. Dort räumt man den Fehler auch ein. „Ja, wir haben damals von einer Firma eine Anfrage bekommen, die 2.000 t Biomais und 2.000 t Biosoja importieren wollte“, sagt Mittermayr. Der Sojaantrag sei abgelehnt worden, weil ­genug andere Ware in Österreich vorhanden war. Beim Mais sei das Im­­portfenster geöffnet gewesen, weil bei der Marktabfrage im November 2022 nur 7 % des Bedarfes angeboten wurden. Damals habe ein Mitarbeiter die Stufen verwechselt und statt Ware aus der EU, Bioware aus dem Rest Europas genehmigt. So konnte das besagte Unternehmen 2.000 t Biomais aus der Ukraine importieren.

„Das hätte nicht passieren dürfen“, sagt Mittermayr. Die Computersysteme wurden verbessert, um solche Fehler zu vermeiden. „Im Jahr 2022 stiegen die Preise für Bioprodukte stark und viele heimische Produzenten und Lagerhalter hielten ihre Waren zurück und spekulierten mit noch höheren Preisen“, weiß Mittermayr. Anfang 2023 begannen die hohen Preise dann zu fallen, die ausländische Bioware war bereits genehmigt und die Waren in den heimischen Lagern strömten auf den Markt.

Keine Offenlegung wegen ­Datenschutz

Im Schreiben der anonymen Initiative begehrt man die „Offenlegung aller Importgenehmigungen in das Bio Austria-System der Jahre 2019 bis 2024“. „Diese einzelnen Genehmigungen können wir aus Datenschutzgründen gegenüber unseren Kunden und den Bauern nicht offenlegen“, sagt Mittermayr. Grundsätzlich habe die Marketing GmbH immer alles dem Verband (Bundesvorstand) kommuniziert und den Delegierten, heißt es.

Ein Landwirt aus Niederösterreich, der in der Fairplay Initiative dabei ist, sieht eine überbordende Dynamik, die die Vorwürfe ausgelöst haben. „Im Nachhinein wäre es besser gewesen, das intern zu diskutieren“, sagt der Landwirt, der anonym bleiben will. Auch ein ehemaliger Bundesvorstand ist in der Gruppe aktiv, der anonym bleiben will. „Ich habe schon immer angeregt, dass es bei den Importen eine komplette Transparenz geben muss, die wurde aber nie geliefert“, erklärt er. Andere Bundesvorstände sehen die Sache anders, sie wurden über die Importe informiert, ebenso wie die Delegiertenversammlung.

„Wir haben ein Biofutter­mittel-Vorzeigesystem“

Obfrau Barbara Riegler erklärt dazu: „Wir haben bei Bio Austria ein Bio­futtermittel-Vorzeige-System, das in Europa einzigartig ist. Und: Wir arbeiten daran, es immer wieder weiterzuentwickeln. Unser regionales System stellt den österreichischen Biobauern in den Mittelpunkt und kann zu 100 % die Rückverfolgbarkeit bis zum produzierenden Hof gewährleisten. Es ist unser Auftrag, unser bäuerliches System mit Argusaugen zu beobachten. Das finden nicht alle entlang der Wertschöpfungskette gut.“

Mögliche Hintergründe

Der raue Wind gegen den Verband könnte von einem großen Handels- und Importbetrieb für Biogetreide kommen, der den Antrag auf den Import der 2.000 t Mais gestellt haben soll. Dem Unternehmen hat Bio Austria heuer die vertragliche Zusammenarbeit aufgekündigt. „Aus Branchenkreisen ist bekannt, dass der gekündigte Ge­trei­dehändler zu den größten österrei­chischen Importeuren von Bio-­Acker­früchten gehört. Eigenen Angabe zufolge importierte dieser Händler im Jahr 2022 mehr als 8.000 t Biosoja­bohnen aus der Ukraine. Diese In­formation wurde beim von uns organisierten Branchentreffen der Getreidehändler etlichen Teilnehmern gegeben“, heißt es in einem Schreiben von Bio Austria an seine Mitglieder.

Wie top agrar-Recherchen ergaben, soll es im besagten Fall um nicht erbrachte Herkunftszertifikate gehen. Es gibt einen Zusammenhang mit Biosojabohnen etwa aus Togo, Russland und der Ukraine, die mit falschen Zertifikaten verkauft worden sein sollen (siehe Ausgabe 11/2023). Laut einem Schreiben von Bio Austria konnte der Händler die Malversationen, trotz einer Frist über mehrere Monate, bis heute nicht aufklären.

Im Verband hoffen viele Biobauern, dass bald wieder Ruhe einkehrt. Ob die Initiative weiterhin besteht, wird sich zeigen, wie ein Mitglied berichtet.

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuellen Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.