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Rufschädigung vermeiden

Jungbauern starten Aktion gegen Stalleinbrüche und fordern Gesetzesänderung

Immer wieder kommt es zu Stalleinbrüchen, die Jungbauern in der Steiermark fordern eine Gesetzesänderung, um gegen solche Straftaten vorgehen zu können.

Lesezeit: 4 Minuten

Seit Jahresbeginn häufen sich illegale Stalleinbrüche. Mit der Aktion „Stoppt Stalleinbrüche“ stellen sich erstmals 20 steirische Jungbäuerinnen und -bauern der Öffentlichkeit und berichten über ihre eigenen Erfahrungen und fehlende Zukunftsperspektiven.

Branchenvertreter berichten von dutzenden gemeldeten Einbrüchen allein in diesem Jahr, die Dunkelziffer dürfte noch höher sein. Auffällig ist, dass vermehrt Betriebe von Jungbauern im Fokus standen. Diese finden entweder aufgebrochene Stalltüren, versteckte Kameras und Wanzen im Stall oder werden durch eingebrachte Anzeigen darauf aufmerksam, dass die ausspioniert wurden.

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Rufschädigungen für Jungbauern

Sofortige Überprüfungen der Betriebe durch Amtstierarzt, Polizei und Kontrollstelle Agrarmarkt Austria (AMA) bleiben allerdings regelmäßig ergebnislos. Was jedoch bleibt, ist eine große Verunsicherung der betroffenen Familien, Existenzängste und die Frage der Perspektive für den Hof. Zudem haben Betriebe mit Reputationsverlust, medialer Rufschädigung und sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen.

„Ich möchte in einen Tierwohlstall mit Strohhaltung investieren, bin aber zunehmend verunsichert. Denn bei solch radikalen Methoden der Aktivisten weiß ich nicht, ob ich mir die Tierhaltung künftig noch antun will. Es kann nicht sein, dass junge, motivierte Tierhalter rigoros ausspioniert werden und man rechtlich nichts dagegen tun kann.“ Mit diesen Worten wandte sich ein 30-jähriger Schweinehalter aus der Steiermark an die Steirischen Jungbauern. Zum Schutz seiner Familie möchte er anonym bleiben.

Gefordert wird eine Gesetzesänderung. Der Straftatbestand Hausfriedensbruch § 109 des Strafgesetzbuches (StGB) müsste entsprechend abgeändert werden. Sodass jegliches widerrechtliche Eindringen in Betriebstätten wie Ställe bestraft wird, unabhängig davon ob dies mittels Gewalt oder Gewaltandrohung erfolgt.

Spionage-Methoden werden radikaler

Aktivisten, vermummt und mit teils abgeklebten Fingerkuppen, verschaffen sich illegal Zugang zu Ställen auf familiengeführten Betrieben und brechen dabei Fenster und Türen auf. Sie setzen auch Drohnen ein, um Hofgelände und Stallungen auszuspionieren. Wochenlang wird Bild-, Ton- und Videomaterial angefertigt, bis eine gewünschte Videosequenz auf Band ist. Das Videomaterial wird entsprechend bearbeitet und zurechtgeschnitten, um es dann zu einem passenden Zeitpunkt den Medien zuzuspielen, heißt es von den Jungbauern. Geknüpft sind diese „Aufdeckergeschichten“ meist mit dem Appell der Organisation, „für Tierschutz“ zu spenden. Auffällig ist, dass bei vielen Fällen zwischen dem Zeitpunkt der Videoaufnahmen und dem Zeitpunkt der medialen Veröffentlichung des „Beweismaterials“ inklusive einer Anzeige bei der zuständigen Behörde meist mehrere Tage oder sogar Wochen liegen.

Drei Fälle junger Hofübernehmer:innen aus der Steiermark

Fall 1: „Mein Vater und ich haben aufgehört, beim Füttern der Tiere miteinander zu reden – aus Angst, abgehört zu werden“, so ein junger Schweinemäster, bei dem Aktivisten dieses Jahr in den Stall eingebrochen sind. „Zuhause ist unsere Familie seit dem Einbruch permanent angespannt. Ob wir unseren neuen Tierwohlstall jetzt bauen, muss ich mir nach diesem Erlebnis gut überlegen“, so der Steirer.

Fall 2: Ein Junglandwirt mit Mutterkuhhaltung, der einen der letzten Betriebe direkt im Stadtkern betreibt, das Fleisch selbst verarbeitet und im Hofladen verkauft, äußert sich nach einer eingegangenen Anzeige: „Seit dieser Anzeige, die sich herumgesprochen hat, steht unser Ruf auf dem Spiel und ich verliere Kunden. Dabei haben wir nichts zu verbergen: Durch die ständige Auslaufmöglichkeit der Tiere auf unserer Weide und die Direktvermarktung wirtschaften wir nachhaltiger als viele andere Betriebe. Wir überlegen uns wirklich, ob wir den ganzen Aufwand am Betrieb nicht sein lassen und aufhören sollen.“

Fall 3: Eine junge Milchbäuerin, die ihren Hof bereits übernommen hat und noch nicht von Einbrüchen betroffen war, berichtet über Mobbing der eigenen Kinder in der Schule. Aufgrund unsachlicher Berichterstattung in den Medien werden ihre Kinder pauschal als Tierquäler bezeichnet. Es genügt offenbar die Tatsache, dass die Familie Milchkühe hält.

Extremfall: Zu einem der radikalsten Einbrüche kam es im März dieses Jahres, als Unbekannte in der Nacht in einen Schweinestall eingedrungen sind, die Alarmanlage der Lüftung außer Gefecht setzten und mit Holzlatten die Lüftung der Stallung blockierten. Mehr als 60 Schweine verendeten qualvoll durch Ersticken.

„Der Vorstoß der Jungbäuerinnen und Jungbauern für strengere Gesetze bei Stalleinbrüchen ist für die gesamte Bauernschaft extrem wichtig“, begrüßt Landwirtschaftskammer Steiermark-Präsident Franz Titschenbacher die Initiative „Stoppt Stalleinbrüche“. Die Geflügelwirtschaft Steiermark, die Erzeugergemeinschaft Styriabrid und die Erzeugergemeinschaft Rind Steiermark unterstützen die Forderung der Jungbauern ebenfalls.

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