Nach der Schließung der Zuckerfabrik Leopoldsdorf überschwemmen Importe den Markt, während strenge Auflagen die heimischen Landwirte belasten. Gemeinsames Handeln ist gefragt. Ein Kommentar von Lorenz Mayr, Zuckerrübenanbauer aus Stockerau und Vizepräsident der LK NÖ.
"Die Nachricht von der Schließung der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf hat mich zutiefst schockiert und enttäuscht. Als Landwirt und Vertreter meiner Berufskollegen frage ich mich: Wie konnte es so weit kommen? Jahrelang haben wir uns angestrengt, unsere Zuckerproduktion trotz widriger Umstände aufrechtzuerhalten. Wir haben in Zeiten niedriger Zuckerpreise an unseren Betrieben festgehalten und gehofft, dass sich die Partnerschaft mit der Agrana als tragfähig erweist. Doch die Realität sieht anders aus.
Dass plötzlich eine Schließung im Raum steht, obwohl uns immer wieder gesagt wurde, dass der Standort nicht zur Diskussion steht, lässt mich völlig fassungslos zurück. Wie kann es sein, dass wir in stetigem Austausch mit Agrana stehen und dennoch die Dinge so drastisch kippen? Unser Vertrauen wurde massiv erschüttert. Diese Art der Irreführung spiegelt in keiner Weise den respektvollen Umgang wider, den wir von einem Partner erwarten.
Es ist einfach nicht hinnehmbar, dass wir heimischen Landwirte mit massiven Kosten und Einschränkungen konfrontiert werden, während Importe aus Ländern mit niedrigeren Standards ungehindert unseren Markt überfluten. Die Produktionsstandards in Österreich sind hoch. Doch dann müssen Importe denselben strengen Regeln unterliegen, um faire Wettbewerbsbedingungen zu garantieren.
Diese Situation ist ein Weckruf – nicht nur für uns Landwirte, sondern für die gesamte Gesellschaft. Eine fortwährende Aushöhlung unserer landwirtschaftlichen Infrastruktur durch politische und wirtschaftliche Entscheidungen birgt die Gefahr, unsere Eigenversorgung aufs Spiel zu setzen. Es wird Zeit, dass wir alle, einschließlich der Agrana, endlich aufwachen und uns für eine nachhaltige Zukunft einsetzen.
Ich rufe dazu auf, in einen echten Dialog zu treten und gemeinsam Wege zu finden, die den Erhalt unserer heimischen Landwirtschaft sichern. Denn ohne eine starke Landwirtschaft gibt es keine Zukunft – für unsere Betriebe, unsere Familien und für Österreich. Und das sollte jedem von uns klar sein, bevor es zu spät ist."