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topplus Hitze im Kuhstall

So bleibt der Milchfettgehalt im Sommer oben

Hitzestress und schwankende Futterqualitäten sind meist die Ursache, warum im Sommer der Milchfettgehalt sinkt. Fütterungsberater Karl Wurm (LK Stmk.) gibt Tipps, wie Milchbauern gegensteuern können.

Lesezeit: 5 Minuten

Karl Wurm von der Landwirtschaftskammer Steiermark ist Referent der Abteilung Tierhaltung und Experte für Fütterungsfragen. Im Interview mit top agrar-Österreich gibt er Tipps zur Milchkuhfütterung im Sommer.

Herr Wurm, man stelle sich folgende Situation vor: Ping – die SMS der Molkerei ist da und damit die aktuellen Inhaltsstoffe der Tankmilch, der Milchfettgehalt liegt nun unter 4 %. Was ist da los?

Wurm: Auf vielen Milchbetrieben ist im Sommer der Milchfettgehalt ­deutlich tiefer als im Winter. Der Hauptgrund dafür ist meist Hitzestress. Die Kühe im Stall fressen einfach weniger, die Futteraufnahme geht deutlich zurück. Es können aber auch schwankende Grundfutterqualitäten oder ein nacherwärmter Silo zu Milchfettschwankungen führen. Im Hinterkopf sollte man auch haben, dass Stoffwechselerkrankungen und Probleme mit Parasiten, Klauen- oder ­Eutererkrankungen den Milchfett­gehalt senken können.

Wie hängt eine reduzierte ­Futter­aufnahme mit der Bildung von ­Milchfett zusammen?

Wurm: Für die Bildung von Milchfett im Euter ist hauptsächlich die im ­Pansen gebildete Essigsäure verantwortlich und zu einem geringen An­teil auch die Buttersäure. Essigsäure entsteht bei der Fermentation von pflanzlichen Gerüstsubstanzen durch die Pansenmikroben. Deshalb ist besonders eine hohe Gesamtfutteraufnahme wichtig. Aber auch das Verhältnis von Grund- und Kraftfutter spielt eine Rolle.

Wie kann ich als Milchbauer die Grundfutteraufnahme hochhalten?

Wurm: Im Sommer sollte die beste Grundfutterqualität eingesetzt werden. Außerdem muss man den Futtertisch vor jeder neuen Vorlage gründlich ­reinigen, danach mehrmals am Tag Futter nachschieben und fein geschrotetes Lockfutter einsetzen! So bleiben die Kühe am Fressen.

Was muss ich bei Mischrationen ­beachten?

Wurm: Bieten Sie gleichmäßige ­Rationen über einen längeren Zeitraum an und verändern Sie die Grundfutterzusammensetzung nicht alle paar Tage. Man sollte die Futtermischung auch laufend kontrollieren. Sind die Komponenten ausreichend zerkleinert? Wurde lange genug gemischt? Man sollte auch regelmäßig den Trockenmassegehalt bestimmen, dafür eignen sich Heißluftfritteusen sehr gut. Eine gut eingestellte Misch­ration hat einen Trockenmassegehalt zwischen 36 und 40 %. Bei trockeneren Rationen kann man das Kraft­futter auch durch Beigabe von Wasser binden.

Schnell gelesen

  • Die Futteraufnahme kann im Sommer durch täglich frische Futtervorlage und häufiges Anschieben hochgehalten ­werden. Wichtig ist, eine konstante Mischration zu füttern.

  • Kraftfuttermengen von 9 bis 10 kg pro Tier und Tag nicht überschreiten und ­pansenschonende Futtermittel einsetzen.

  • Stress vermeiden und für ausreichend Fressplätze sorgen.

Erwärmt sich dann die Ration nicht schneller?

Wurm: Es ist auf jeden Fall Vorsicht geboten. Daher muss man speziell im Sommer auf Futterhygiene achten. Am Silo braucht es ausreichend Vorschub, damit es nicht dort schon zu Futtererwärmungen kommt. Zur Stabilisierung der Ration im Trog können Mischwagenbetriebe ein bis drei Liter Futtersäure je Tonne Frischmasse einmischen.

Hilft mehr Stroh in der Ration, den Milchfettgehalt zu erhöhen?

Wurm: Natürlich braucht man ausreichend Struktur in der Ration. Ist diese jedoch gut eingestellt, muss man im Sommer daran nichts ändern. Allerdings wird auf vielen Betrieben im Sommer die Fütterung auf Rundballen oder Weidehaltung umgestellt. Hier muss man schon darauf achten, Struktur in die Ration zu bringen. Dann kann man kleine Mengen Futterstroh, 0,5 kg je Tier und Tag, in die Mischration einmischen. Heu kann man z. B. zu den Melkzeiten extra anbieten.

Was gibt es beim Kraftfutter im ­Sommer zu beachten?

Wurm: Die Essigsäurebakterien im Pansen benötigen auch einen optimalen pH-Wert über 6,2. Eine zu geringe Grundfutteraufnahme in Verbindung mit viel Kraftfutter führt zu einer verminderten Speichelbildung und einem Absinken des pH-Wertes, die Kühe übersäuern dann.  Mögliche Gründe dafür sind auch zu trockene Mischrationen, die am Futtertisch selektiert werden oder die Fütterung von sehr jung genutzten Folgeaufwüchsen. Auch zu große Mengen an Stärke und Zucker im Kraftfutter, die im Pansen rasch abgebaut werden, haben einen negativen Effekt auf den Milchfettgehalt.

Welche Kraftfuttermengen sind denn „zu groß“?

Wurm: Der Kraftfutteranteil von 40 % sollte in der Trockenmasse der ­Gesamtration nicht überschritten werden. Das sind rund 10 kg bei Kühen ab der zweiten Laktation und 9 kg bei Erstlingskühen. Achtung, auch feuchte Kraftfuttermittel wie Biertreber, Mus oder Pressschnitzel müssen berück­sichtig werden! Das Kraftfutter zu Laktationsbeginn immer langsam steigern, das Maximum soll erst nach vier bis sechs Wochen erreicht werden. Und noch ein Tipp: An den Kraftfutterstationen sollte man Stress vermeiden und evtl. eine verschließbare Türe nach­rüsten. Maximal 30 Kühe je Station!

Welches Kraftfutter ist im Sommer besser geeignet?

Wurm: Die Kombination mehrerer Kraftfuttermittel ist der Schlüssel. Gerste, Weizen, Triticale und Roggen sollten man nicht alleine in großen Mengen füttern. Mais und Trockenschnitzel sind besser geeignet, da sie pansenschonend sind und nur langsam fermentiert werden. Man sollte auch großen Mengen an fettreichen Futtermitteln wie Raps- oder Kürbiskuchen vermeiden, denn Fettgehalte über 5 % in der Gesamttrockenmasse senken ebenfalls den Milchfettgehalt.

Gibt es noch etwas bei der Mineralstoffversorgung zu beachten?

Wurm: Kühe haben bei Hitze und ­hoher Milchleistung einen großen ­Bedarf an Mengen- und Spurenelementen. Im Sommer kann man Mineralfutter mit Lebendhefe verwenden, da diese im Pansen Zucker abbauen. Anstelle von Viehsalz sollte man im Sommer auf Natriumbikarbonat umstellen, da es den Pansen abpuffert.

Haben Sie abschließend noch Tipps ­gegen Hitzestress im Stall?

Wurm: Generell durch ausreichend ­Belüftung im Stall dafür sorgen, dass die Kühe nicht so lange stehen und die Klauen belasten. Und natürlich eine ausreichende Wasserversorgung sicherstellen.

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