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„Sojaanbau könnte zurückgehen“

Die Entwaldungsverordnung der EU bringt neue bürokratische Hürden für den Sojaanbau in Österreich.

Lesezeit: 2 Minuten

Wie schätzen Sie die heurige Sojaernte in Österreich ein?

Karl Fischer: Gab es im Vorjahr bei uns noch eine Rekordernte, gehen wir heuer aus zwei Gründen von einer geringeren Ernte aus: In einzelnen Regionen Ostösterreichs hat Regen gefehlt, zudem war heuer die Biofläche sehr hoch. Die Ernte ist aber noch nicht fertig, es gibt dieses Jahr auf rund 1.700 ha Sojaanbau als Zweitfrucht nach der Gerste.

Ab 30.12.2024 wird vermutlich die EU-Entwaldungsverordnung verpflichtend angewendet. Was kommt auf Bauern zu?

Karl Fischer: Leider braucht es einen neuen bürokratischen Aufwand. Man muss seine Ernte vor der Lieferung in einer Datenbank in Brüssel anmelden, die Geodaten der Felder und eine Sorgfaltserklärung abgeben. Das muss man bei keiner anderen Ackerkultur und wir verstehen, dass sehr viele sauer sind.

Wie sieht es mit den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Umsetzung in Österreich aus?

Karl Fischer: Wir stehen nur mehr drei Monate vor der ersten Anwendungspflicht, doch nach wie vor fehlen wichtige Vorgaben der EU zur Umsetzung. Brüssel hat seit der Veröffentlichung der Verordnung 16 Monate verstreichen lassen und sowohl die betroffenen Branchen als auch die Mitgliedstaaten in der Luft hängen lassen. Mangels Klarheit fehlt ein nationales Gesetz für die Umsetzung in Österreich. Die Branche hat also weder Rechtsklarheit, noch Rechtssicherheit. Das ist untragbar.

Wie wird sich der Mehraufwand auf die Preise auswirken?

Karl Fischer: Die Erzeugerpreise ziehen aktuell an, weil in Teilen Osteuropas schlechtere Ernten eingefahren wurden. Wir wissen um die europäische Eiweißlücke: 93 % des europäischen Sojabedarfs wird importiert. Die neuen Aufwendungen für Bürokratie und Logistik sind enorm und die global tätigen Händler lassen sich diese Kosten zahlen. Wir rechnen daher mit steigenden Futterkosten in der EU, die die Veredler tragen werden müssen. Ob von dieser Entwicklung auch die Ackerbauern in der EU profitieren, wird man erst sehen. Viele zweifeln daran.

Wird sich die Anbaufläche für Soja weiterhin so positiv entwickeln?

Karl Fischer: Wir fürchten, dass der Sojaanbau durch diese neue Belastung zurückgehen wird. Viele Agrarhändler haben uns erklärt, dass sie aus dem Sojageschäft aussteigen wollen, „wenn dieser Wahnsinn“ kommt. In Deutschland hören wir, dass bereits einzelne Händler die Übernahme der heurigen Sojaernte abgelehnt haben. Das wäre mehr als kontraproduktiv, deshalb fordern wir eine Verschiebung der Verordnung und Nachjustierungen.

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