Wenn Sie dachten, dass Sie schon alle sonderbaren Lebensmittel der Welt kennen, dann kommt hier eine Jahrhunderte alte Speise von der italienischen Insel Sardinien, die ihnen den Appetit sicherlich verderben wird.
So entsteht der Casu Marzu
Dem Casu Marzu eilt der Ruf voraus, der gefährlichste Käse der Welt zu sein. Über den "verdorbenen" Käse berichtet das Magazin Stern. Denn zur Veredelung setzen die Feinschmecker Maden als „Veredler“ ein.
Wenn ein normaler Schafskäse seine feste Form bekommen hat, wird er teilweise entrindet und ein Stück der Käseoberseite entfernt. Danach wird er traditionell im Freien gelagert. Das lockt Käsefliegen an, die in den Laib ihre Eier legen, erklärt das Magazin. Sobald der Käse ausreichend befallen ist, wird der Deckel wieder aufgesetzt. In den folgenden Monaten reift der Casu Marzu.
Die Larven schlüpfen aus den Eiern, fressen und verdauen den Käse. Dadurch wandeln sich Geschmack und Konsistenz. Er bekommt ein kräftiges, scharfes, leicht gammliges Aroma, das mit dem von Gorgonzola verglichen wird. Die Säure, welche die Maden beim Verdauen ausscheiden, macht den Käse streichzart, so der Stern weiter.
Der Käse ist reif, wenn die Maden sich durch einen Großteil des Käses gefressen haben. Zu lange warten darf man aber nicht, die Maden müssen noch leben, sonst ist der Käse völlig hinüber. Und : Auch die Maden gehören zum Geschmackserlebnis. Sie werden traditionell mitgegessen.
Aber Achtung: Die Raupen können 15 cm weit springen!
Fachleute warnen, lebende Maden zu essen
Dass das alles nicht mit den EU-Hygieneregeln übereinstimmt, dürfte nicht verwunderlich sein. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat die Herstellung und den Verkauf untersagt.
Denn der Verzehr des Käses gilt als zu gefährlich. Werden Maden lebend verschluckt, können sie die Magen- und Darmwände des Menschen anfressen und im schlimmsten Fall Löcher verursachen, heißt es. Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen und blutiger Durchfall seien die Folgen.
Lebensmittelwissenschaftler bemängeln außerdem, dass über die Fliegen Bakterien wie Salmonellen in den Käse gelangen und die Maden, während sie sich durch den Käse arbeiten, Leichengifte produzieren. Um solche Gefahren auszumerzen, arbeiten Käseproduzenten inzwischen mit gezüchteten, keimfreien Käsefliegen. Das ist zwar auch alles illegal, laut dem Stern wird der Ekelkäse aber munter weiter gehandelt – unter der Hand.