Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies sieht die Belastungsgrenze seines Landes bei rund 500 Wölfen erreicht, schießt damit aber nach Ansicht von Tierhaltern weit über das Erträgliche hinaus.
Lies hatte vergangene Woche Medien gegenüber geäußert, dass er sich für Niedersachsen nicht mehr als 500 Wölfe - davon 100 Alttiere - „vorstellen könne“. Derzeit wird die Zahl der Alttiere, die älter als drei Jahre sind, auf etwa 75 geschätzt. Im Falle einer Überschreitung der Zielgröße plädiert Lies für das „Französische Modell“, das auch den Abschuss „überzähliger“ Tiere einschließt.
Der Förderverein der Deutschen Schafhaltung (FDS) zeigte sich empört von den Vorstellungen des Ministers, der nach seinem Verständnis einen weiteren Aufbau des niedersächsischen Wolfsbestands zulassen würde. Dabei seien viele Landwirtschaftsbetriebe schon jetzt an ihre Grenzen gelangt und Existenzen massiv gefährdet. Vor diesem Hintergrund bekräftigte der Verein seine Forderung nach einem konsequenten Wolfsmanagement.
Um die Schäden zu begrenzen, müsse es Schutzjagden nach dem Vorbild Schwedens geben. Für Wölfe seien parallel geeignete Habitate auszuweisen. Die Alternative wäre eine zunehmende „Kasernierung“ der Landschaft durch immer massivere Wolfschutzzäune, warnte der FDS.
Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Hermann Grupe, machte derweil auf die Belastung für die Pferdehalter aufmerksam. Durch Wolfsangriffe auf Ponys und Pferde sei eine neue Eskalationsstufe erreicht, so der Liberale. Die Unsicherheit, mit der Schafhalter schon lange lebten, dürfe nicht auch für Pferdebesitzer und Reittouristen die neue Realität werden.
Grupe forderte Lies auf, endlich zu handeln, um die Situation in den Griff zu bekommen. Der Wolf gehöre ins Jagdrecht und sein Bestand müsse auf ein verträgliches Maß gebracht werden. Gebraucht würden wolfsfreie Zonen, zum Beispiel an Deichen, auf denen das Raubtier nicht geduldet werde.