Je betrieblicher Arbeitskraft (bAK) verringerten sich die Einkünfte im Mittel um 9 % auf 21 176 Euro. Das geht aus dem „Grünen Bericht 2019“ hervor, den Landwirtschaftsministerin Maria Patek am vergangenen Mittwoch (11.9.) dem Kabinett in Wien vorgelegt hat. Hauptursache des Einkommensrückgangs sei der Klimawandel und die damit verbundene extreme Trockenheit in vielen Regionen, erklärte die Ministerin. Neben den Mindererträgen seien auch höhere Produktionskosten und preisbedingte Einbußen aufgrund niedriger Erzeugerpreise für diese Entwicklung mitverantwortlich. Patek verwies auf verschiedene staatliche Hilfen. So seien den Betrieben vom Bund und den Ländern für hitze- und dürrebedingte Mindererträge im Acker- und Futterbau Unterstützungen in Form von Direkthilfen und Zinszuschüssen von rund 22 Mio Euro ermöglicht worden.
Auch für den Forst sei ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt worden. Zudem hob die Ministerin hervor, dass den land- und forstwirtschaftlichen Betrieben durch die Weiterentwicklung der Ernte- und Tierversicherungen sowie die Erhöhung der Zuschüsse auf 55 % ein wirksames und nachhaltiges Instrument zur Abfederung künftiger Risiken angeboten werde. Bauernbund-Präsident Georg Strasser sprach von katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels für die Bauernfamilien. Das könne man nicht schönreden. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, forderte von der nächsten Regierung weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Landwirtschaft. So seien nach wie vor wesentliche Teile der Steuerreform unerledigt und weitere Schritte in der Risikoabsicherung notwendig.
Zweite Säule überwiegt
Der Bericht verdeutlicht laut Patek, dass eine weitgehend flächendeckende Bewirtschaftung ohne Unterstützung durch öffentliche Zahlungen nicht zu schaffen ist. Im Jahr 2018 machten diese den Berechnungen zufolge im Schnitt 16 % vom Ertrag aus; bezogen auf die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft waren es 68 %. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sei somit ein wichtiges Sicherheitsnetz der heimischen Landwirtschaft, unterstrich die Ministerin. Österreich habe dabei einen überproportional hohen Anteil an Zahlungen aus der Zweiten Säule, die speziell für Bergbauern- und Ökobetriebe sowie das Agrarumweltprogramm (ÖPUL) von größter Bedeutung seien. Beim Agrarbudget 2018 seien in der Summe 51 % der Förderungen auf die Zweite, 34 % auf die Erste Säule und 15 % auf nationale Zahlungen entfallen.
Veredlung bringt gut ein Viertel weniger
Laut dem Grünen Bericht 2019, für den die Einkommensergebnisse von 1 936 freiwilligen land- und forstwirtschaftlichen Buchführungsbetrieben ausgewertet wurden, mussten die Veredlungsbetriebe die kräftigsten Einbußen hinnehmen. Maßgeblich dafür waren die relativ niedrigen Schweinepreise bei gleichzeitig höheren Futtermittelkosten. Die Einkünfte der Veredlungsbetriebe sanken gegenüber 2017 im Schnitt um 26,4 % auf 43 943 Euro und verglichen mit dem Mittel von 2015 bis 2017 um 3,1 %. Die Einkünfte der Dauerkulturbetriebe gingen um 12,5 % auf 32 509 Euro nach unten; das waren 5,7 % weniger als im mehrjährigen Schnitt. Für die Marktfruchtbaubetriebe wird im Jahresvergleich ein Minus von 0,7 % und gemessen am Mehrjahresmittel ein Rückgang um 5,1 % auf 29 708 Euro ausgewiesen. Die Einkünfte der Futterbaubetriebe erhöhten sich dagegen - gemessen am Durchschnitt der vergangenen Jahre - um 8,2 % auf 25 409 Euro, was verglichen mit 2017 aber eine Verschlechterung um 10,4 % bedeutete. Die Forstbetriebe brachten es auf Einkünfte von durchschnittlich 21 497 Euro; das waren 1,7 % weniger als im Vorjahr und 4,6 % weniger als im Dreijahresmittel.
Biobauern verdienen mehr
Wie aus dem Bericht ferner hervorgeht, sanken die Einkommen der Bergbauernbetriebe gegenüber 2017 im Mittel um 8,2 % auf 23 795 Euro, die der Nichtbergbauernbetriebe um 11,1 % auf durchschnittlich 32 440 Euro. Der Unterschied belief sich mithin auf 8 645 Euro. Bei den Biobetrieben nahmen die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft im Jahresvergleich um durchschnittlich 2 % auf 30 110 Euro ab, womit diese um gut 7 % über dem Mittel aller Betriebe lagen. Dabei erwirtschafteten die ökologisch wirtschaftenden Marktfruchtbaubetriebe mit durchschnittlich 46 205 Euro fast doppelt so hohe Einkünfte wie ihre konventionell wirtschaftenden Berufskollegen. Bei den Milchviehbetrieben betrug der Vorsprung dagegen lediglich 5 306 Euro beziehungsweise etwa 17 %. Noch schwächer fiel der Abstand bei den Weinbaubetrieben mit knapp 2 % aus, wobei die konventionell wirtschaftenden Winzer im Mittel 27 563 Euro an Einkünften erzielten und die Ökowinzer 28 043 Euro.
Niederschlagsmangel nicht zu ersetzen
Strasser erklärte, die Land- und Forstwirte müssten sich klug dem Klima anpassen und die Politik vorausschauende Maßnahmen setzen. Fehlende Niederschläge würden aber nicht ersetzt werden können, so der Bauernbund-Präsident. Mit Blick nach Brüssel stellte er mit Verweis auf die Einkommensentwicklung 2018 fest, dass Kürzungen im Agrarbudget ein schwerer Schlag für die Landwirte wären, weshalb diese national ausgeglichen werden müssten. Moosbrugger erinnerte daran, dass die Landwirtschaft „mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel“ den Klimawandel als erste spüre. Um hier rasch und wirksam gegenzusteuern, sei es ein Gebot der Stunde, aus der fossilen Energie auszusteigen und in die erneuerbaren Energien einzusteigen. Dabei sei die Politik dringend gefordert. So könnte das Parlament laut dem Kammerpräsident noch in den nächsten Wochen eine klare Entscheidung zugunsten von Biomasse treffen.