Vor allem für kleinere landwirtschaftliche Betriebe rechnete sich bisher der Betrieb einer Biogasanlage nicht. Ein neues Verbundprojekt unter der Leitung der Universität Hohenheim soll das ändern. Das Ziel: eine möglichst kostengünstige, effiziente Biogas-Kleinstanlage errichten.
Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit insgesamt 1,28 Mio. € gefördert.
Die Biogas-Kleinstanlage
Ziel des Verbundprojektes KLAWIR ist es, eine Biogas-Kleinstanlage zu entwickeln. Diese Anlagen sollen sich für landwirtschaftliche Betriebe mit einem Tierbestand ab ca. 170 Großvieheinheiten eignen und dezentral Strom und Wärme bereitstellen. Sie sollen eine einstufige Güllevergärung verwenden und auf einem kostengünstigen, vollständig recyclebaren Rührkessel-Fermenter basieren, der in Holz-Sandwichbauweise gefertigt wird.
Eine automatisierte Prozessdatenerfassung und -verarbeitung soll einen weitestgehend digitalisierten Betrieb ermöglichen. Weiterer Bestandteil des Anlagenkonzeptes sei ein System zur Wärmerückgewinnung, meldet die Uni Hohenheim.
Gesamtpreis maximal 8.000 €
Nach den Plänen der Forschenden sollen Biogasanlagen in der Leistungsklasse von ca. 30-50 kW zu einem Gesamtpreis von weniger als 8.000 Euro je kW realisierbar sein. Die Sensorik, deren Internetanbindung sowie sämtliche sonstigen Komponenten sollen standardisiert und vormontiert geliefert werden, so dass die KLAWIR-Fermenter innerhalb von maximal drei Wochen errichtet werden können.
Die vergleichsweise niedrigen Baukosten zusammen mit hohen Nutzungsgraden sollen dazu führen, so die Idee, dass diese Anlagen wirtschaftlich betrieben werden können. Zudem setzen die Forschenden auf ein "sehr großes Übertragungspotenzial auf eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Betrieben, nicht nur in Deutschland".
Biogasanlagen: Beitrag zum Klimaschutz
Die Landwirtschaft in Deutschland hat das Ziel, u.a. ihre Methan-Emissionen zu reduzieren. Ein vielversprechender Ansatz hierzu ist die Vergärung von Wirtschaftsdünger in Biogasanlagen. Dies hat einen doppelten Klimanutzen: Zum einen werden gegenüber der Lagerung in einem offenen Behälter bis zu 90 % der Methan-Emissionen verhindert. Zum anderen ist das produzierte Biogas ein wertvoller und flexibel einsetzbarer Energieträger, der fossile Ressourcen ersetzt und dadurch weitere Kohlendioxid-Emissionen einspart.
Aktuell werden jedoch erst rund 30 % der in Deutschland anfallenden Güllemengen in Biogasanlagen verwertet. Vor allem in kleineren Viehbetrieben kann eine wirtschaftliche Biogasproduktion bisher nicht umgesetzt werden. Die Kleinstanlagen sollen helfen, das zu ändern.
Weitere Beteiligte
Das Forschungsprojekt läuft bis Ende September 2026. Projekt-Beteiligte sind die Universität Hohenheim (Koordination), die Technische Universität Dortmund, Live Energies GmbH, renergie Allgäu e. V.