Jetzt macht selbst das Reinigen der Liegeboxen Spaß, weil ich weiß, was die Gülle Wert ist “, sagt Gary Gülker aus Wilsum (Niedersachsen). Der Landwirt erzeugt seit kurzem mit einer 22 kW-Biogasanlage aus Rindergülle Strom und Wärme. Er bewirtschaftet den Betrieb mit 120 Kühen plus weiblicher Nachzucht mit seiner Frau Diane sowie Sohn Elias (6 Jahre), seiner Mutter Jenni und Azubi Hendrik. Zwei Lely-Roboter melken die Herde.
Vor einigen Jahren hatte er ein Güllelager mit ca. 2.500 m3 inkl. Abdeckung gebaut, um mehr Lagerraum vorzuhalten. „Die Idee einer Biogasanlage hatte ich schon im Hinterkopf. Daher habe ich das Hochsilo so gebaut, dass es auch als Gärrestlager nutzbar ist“, so der Milcherzeuger.
Nur Gülle, kein Mist
Das Konzept der Firma Biolectric überzeugte ihn, weil es den Fokus auf die Güllevergärung setzt und die Bauweise einfach gehalten ist: An den etwa 270 m3 Fermenter ist ein 20-Fuß-Container angeschlossen, in dem sich die Technik befindet. Thorsten Kämpfer von Biolectric erklärt: „Wir vergären nur Gülle, weil im Vergleich zu Mist eine deutlich kürzere Verweilzeit im Fermenter nötig ist. Bei gleicher Leistung ist ein kleinerer Fermenter und weniger Energie zum Erwärmen des Materials nötig.“
Zweimal täglich pumpt die Anlage ca. 5 m3 Gülle aus der Vorgrube am Kuhstall in den Fermenter und vergorenes Material in das Gärrestlager. Im Schnitt soll die Anlage 480 kWh/Tag erzeugen. Weil ein alter Stallteil unterkellert ist, wird diese Gülle in unregelmäßigen Abständen hinzugepumpt. Der Milcherzeuger will den Güllekeller mit der Vorgrube verbinden.
Eigene Energie, geringere Emissionen und aufgewerteter Dünger
Für die Güllekleinanlage investierte Gary Gülker etwa 210.000 € (inkl. Randinvestition, Stand 2021). Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: Er spart Kosten für rund 50.000 kWh Strom pro Jahr, speist den restlichen Strom ins Netz ein und kann Abwärme fürs Wohnhaus nutzen. Der Milcherzeuger betont: „Nebenbei werten wir die Gülle auf und reduzieren die Methan-Emissionen der Milchproduktion. Das alles, ohne zusätzliche Rohstoffe anbauen oder zukaufen zu müssen. Das ist für mich ein sehr rundes Konzept.“